Internationales Jahr der Berge 2002
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Internationales Jahr der Berge 2002 Kaleidoskop

Das internationale Jahr der Berge war Anlass für besondere Begegnungen in und an den Bergen der Welt. Ein kleiner Strauss, während dieses speziellen Bergjahres von der ALPEN-Redaktion zusammengetragen, zeigt, dass Berge zwar optisch trennen, aber trotzdem verbinden.

Der Gipfelerfolg am Montblanc vom 16. August 2002 des Pakistaners Karim Imamdad Hunzai und der drei Sherpas Lakpa Sherpa, Dhorja Sherpa und Mimia Sherpa zusammen mit dem Franzosen Jean Coudray, Professor an der ENSA, stand ganz im Zeichen der Solidarität unter den Bergbewohnern weltweit. Bei einem Empfang durch den Bürgermeister von Chamonix, Jean Claude Marmier, und den Direktor der ENSA, Denis Poniclin, bestätigte Letzterer die Zusammenarbeit für die Entwicklung des Bergsteigerwesens in Pakistan und Nepal.

Harish Kapadia und Mandip Sing Soin aus Indien, Sher Khan und Nazir Sabir aus Pakistan sowie der hand- und fuss-amputierte Jamie Andrew aus England, begleitet von Schweizer Alpinisten, bestiegen Ende August 2002 mehrere Schweizer Gipfel. Ziel dieser gemeinsamen Unternehmung war der Austausch von Ideen zur Zusammenarbeit in nachhaltiger Entwicklung und zur Förderung des Friedens. Symbol dafür war das gemeinsame Hissen der Flaggen von Pakistan und Indien auf einem Gipfel. 1

« Ich bin einer dieser motorisch Behinderten und gleichzeitig einer jener Glücklichen, die im Jahr der Berge dank der Aktion des Schweizer Bergführerverbandes einen herrlichen Gipfelerfolg erleben konnten. Vieles war neu, alles einmalig: zu einer SAC-Hütte – Cabane de Moiry – aufsteigen und dort übernachten, die Gletscherwelt bestaunen, am Seil auf einem Gletscher hochsteigen, wegen der Witterung auf einem Pass – col de la Lè – das Gipfelglück erleben. Und dann der Abstieg, besonders schwierig für Spas-tiker. Als Belohnung die wunderbare Bergwelt erleben, die Kameradschaft und Hilfsbereitschaft der Begleiter – und in der Hütte den feinen Apfelkuchen !»

Als ich meine Anzeige « Bergschuhe gesucht » in den ALPEN publizierte, ahnte ich nichts vom überraschenden Echo: 14 fast neue Paare brachte der Pöstler – ein Zeichen der Solidarität mit den Andinistas. Ein Problem stellte sich bald: Wie die Schuhe nach La Paz bringen? Ein Paar wurde von einer Bergsteigerschule mitgenommen, drei habe ich per Post geschickt, aber noch nicht gehört, ob sie in Bolivien angekommen sind. Vielleicht ist ja jemand unter den ALPEN-Lesern, der eine Tour nach Südamerika plant. Und vielleicht fragen Sie sich grad auch noch, warum diese Aktion überhaupt gestartet wurde? Nolberto war unser Trekkingführer u.a. zum Lago Condoriri. Er bat mich um ein Paar Schalenschuhe, die – für mich überraschend – in Bolivien nicht aufzutreiben waren. Ich versprach ihm, dies zu Hause nachzuholen. Das ist die Geschichte im Jahr der Berge, die ihre Fortsetzung sucht: etwas Platz in einem Seesack oder einem Rucksack mit Ziel La Paz. 2

Den meisten fehlt die Erfahrung, mit behinderten Menschen zu reisen, und schon gar nicht in die Berge zu gehen. Das internationale Jahr der Berge war deshalb Ansporn für ein knappes Dutzend Mitglieder der Sektion Uto, dies auf einer Tour auf den Grossen Mythen zu üben. Der Gipfel wurde zwar witterungsbedingt nicht geschafft, wohl aber der Umgang mit moderner Technik: Das GPS war vor allem für zwei der Gäste das grosse Erlebnis. Auf der GPS-Distanzanzeige nachvollziehen zu können, wie sich die Distanz zur Berghütte Meter um Meter verringert und dann plötzlich wie angezeigt vor dem Uto-haus, 1425 m, zu stehen, wurde dann schliesslich für alle zu einem Höhepunkt. Diese Hütte versprach ja auch Wärme und eine trockene Ecke.

Ziel des 1. Bündner Bergsteigerpreises war, im internationalen Jahr der Berge grosse Leistungen einheimischer Alpinisten auszuzeichnen. Geehrt wurden sechs Bergsteiger: Iwan Wolf und Urs Stöcker für ihre grossen Leistungen am Shivling – « Shiva's line » – und am Ogre und Werner Stucki und Christian Zinsli für die alpinistische Leistung am Mount Logan – Hummingbird Ridge in der Thunderbird-Variante.. " " .Vital Eggenberger und Egon Stecker erhielten den Anerkennungspreis für das Erstbegehen und Einrichten von 44 alpinen Sportkletterrouten im Rätikon.

Seit dem 15. September 2002 liegt auf jedem der zwölf Lungerer Berggipfel ein von Kindern bemalter Stein mit der Aufschrift « UNO-Jahr 15.9.2002 ». Dazu aufgerufen hatte SACler Robert Imfeld mit dem Ziel, die Dorfbewohner/innen für die Bergwelt zu sensibilisieren, sie an ihre Wurzeln zu erinnern und die Sinne für den Lebensraum zu schärfen. Eine Gruppe Bergwanderer bestieg an diesem Aktionstag in knapp 13 Stunden alle zwölf Gipfel innerhalb des Gemeinde-gebiets, legte dabei 34 km zurück und bewältigte 3800 Höhenmeter. Den Schlusspunkt bildete die Gemeindeversammlung vom 29. November 2002 mit einer eindrücklichen Tonbildschau zum UNO-Jahr der Berge und dem Lungerer Aktionstag und der Übergabe eines Checks von über 4400 Franken, gesammelt am Aktionstag, an Prof. Rudolf Joss von der Krebsliga Zentralschweiz.

Während eines Pferdetrekkings im Hochplateau des Tien-Shan-Massivs fällt Bernard Repond und seinen Begleitern auf, dass viele der Weiden, die sie passierten, seit Jahren brachlagen. Sie erfahren durch die Einheimischen, dass wegen des schlechten Zustands der Brücken die Herden nicht auf die Weiden geführt werden können. Zwischen Mai und Juli sei der Wasserstand so hoch, dass die Durchquerung der Bäche und Flüsse nur über Brücken möglich sei. « Wir dachten damals, dass wir Privilegierte dazu beitragen könnten, die schweren Lebensbedingungen dieser Bevölkerung zu verbessern », meint Bernard Repond. So ist « Pamir's Bridges » entstanden, ein Verein mit dem Ziel, bestehende Brücken zu sanieren und zu unterhalten, zerstörte wieder aufzubauen und neue zu erstellen. Seit der Gründung von Pamir's Bridges im Jahr 2000 sind unter dem Patronat des Geographischen Instituts der Universität Bern und der Mithilfe einer ortsansässigen Organisation in Bishkek ungefähr 20 Brücken wieder hergestellt worden. Brücken sind für Kirgistan lebenswichtig, denn sie erlauben den Bergbewohnern, von einer Region in die andere zu gelangen, Waren zu transportieren und Handel zu betreiben. Letztlich sind Brücken eine Voraussetzung für die Kommunikation – ein Symbol für den Zusammenhalt und das Verständnis unter den Völkern über das Jahr der Berge hinaus.

Die 1999 vom Kanton Wallis und der Stadt Sion gegründete Stiftung für nachhaltige Entwicklung hat im internationalen Jahr der Berge zahlreiche Projekte auf die Beine gestellt. In diesem Zusammenhang zu erwähnen sind die Aus-tauschseminare und das Kolloquium zum Thema « Wasser und Berge » vom Oktober 2002. Die neu geschaffene Internetseite www.mountainxchange.or ist als eigentliche Drehscheibe gedacht: Sie soll den Austausch von Know-how über Techniken und Produkte der Bergregionen ermöglichen und der Bergbevölkerung bei der Suche von kompetenten Leuten zur Lösung spezifischer Probleme behilflich sein. Der Bau einer bhutanischen Hängebrücke über den Illgraben ist wohl das medienwirksamste all dieser Projekte. Die 2003 fertig zu stellende Brücke soll als Symbol der Solidarität zwischen den Alpen und dem Himalaya über das Jahr der Berge hinaus-wirken.

Die Sektionen Greyerz und Vevey würdigten das Jahr der Berge in einer einmaligen Aktion. Am 14. September 2002 standen 200 Personen, alle mit einer Fackel ausgerüstet, auf dem Trémetta-Gip-felgrat bereit. Sie warteten auf den Einbruch der Nacht, um dann eine Fackel nach der andern anzuzünden. So entfachte sich eine Lichtergirlande dem Berggrat entlang. « Für uns war es ein magischer Augenblick », sagten die Beteiligten später, « ein einzigartiger Augenblick, in dem sich alle einander zutiefst verbunden fühlten .»

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