Kulturtreff SAC 2004. Was Bergsteiger und Kulturschaffende verbindet
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Kulturtreff SAC 2004. Was Bergsteiger und Kulturschaffende verbindet

Kulturschaffende verbindet

Kulturtreff SAC 2004

Bereits zum achten Mal fanden sich die Kulturbeauftragten der SAC-Sek-tionen zum jährlichen Kulturtreff ein. Im Zentrum standen das Referat von David Streiff, Direktor des Bundesamtes für Kultur, zum Gemeinsamen und Trennenden von Bergsteigern und Kunstschaffenden sowie die anschliessende grundsätzliche Diskussion über die Kultur im SAC.

Zum Kulturtreff von Ende Oktober 2004 hatte traditionellerweise die Kulturkommission eingeladen. Das Kunstmuseum Thun als Tagungsort war mit Bedacht gewählt, wird doch dort vom 1O. Juli bis 18. September 2005 die 23. SAC-Kunst-ausstellung « hoch hinaus » zu sehen sein. Die Direktorin des Museums, Madeleine Schuppli, stellte denn auch kurz das Konzept der Ausstellung vor, zu der mehr als ein Dutzend Künstler und Künstlerinnen eingeladen werden.

Gemeinsames...

Im Zentrum des Kulturtreffs stand der Vortrag von David Streiff, Direktor des Bundesamtes für Kultur. In seinen Ausführungen zu den Gemeinsamkeiten von Bergsteigern und Kulturschaffenden zeigte er auf, dass die Auseinandersetzung mit dem Berg wie mit der Kultur Sensibilität und handwerkliche Sicherheit erfordert. Beide, Alpinisten und Künstler, müssen intensiv üben und voll konzentriert an ihr Werk gehen – und haben nachher manchmal Muskelkater oder einen Durchhänger, weil sie sich total einsetzen. Beiden gemeinsam ist auch das Kreative, die Suche des Weges, die Anpassung an die Veränderungen, der offene Blick auf das Ziel. Dazu kommen die Begeisterung für die Schönheit der Landschaften und die Bewunderung für die Schöpfung. Kultur und Berge vermitteln das Gefühl der Freiheit des Gedankens und des Körpers. Die Beschäftigung mit den Bergen führt auch zu den Zeugen der Vergangenheit und damit zu kultureller Nachhaltigkeit.

... und Unterschiedliches

Während Bergsteiger in der Regel bald nach ihrer Tat in glücklicher Erinnerung schwelgen können, stellt sich dies bei Kunstschaffenden oft sehr viel später – oder gar nie – ein. Ist der Abstieg für den Bergsteiger intensiv, schnell und sorgfältig, so kann die Beendigung eines Projekts für den Kunstschaffenden schleichend, negativ und schmerzlich werden. Während Kameradschaft ein wichtiger Teil des Alpinismus ist, dominiert in der Kunst ein Verdrängungskampf und das Wetteifern der Einzelkarrieren. Kulturschaffende und Bergsteiger empfinden eine Liebe zur Heimat, wobei Künstler diese aber oft heftig und kritisch ausdrücken.

Der Kulturtreff 2004 fand im Kunstmuseum Thun statt, an dem Ort, wo die 23. SAC-Kunst-ausstellung durchgeführt wird. Museumsdirektorin Madeleine Schuppli führt durch die aktuelle Ausstellung. Im Namen der SAC-Kultur-kommission heisst Werner Schildknecht ( r. ) David Streiff, den Direktor des Bundesamtes für Kultur, willkommen.

Einer der Schwerpunkte des Kulturtreffs war das Referat von David Streiff zu Gemeinsamkeiten und Unterschieden von Alpinisten und Künstlern und die anschliessende angeregte Diskussion.

Fotos: Dieter Spinnler

Sport- und Wettkampfklettern

Arrampicata libera e di competizione

Escalade libre / Compétition

Kultur in der Schweiz

David Streiff bezeichnete die Schweiz als eine Kulturnation mit einem Minder-wertigkeitskomplex, oft mit kleinkräme-rischem Umgang. Analog dem politischen föderalistischen System haben auch kleinere Orte ein reiches kulturelles Leben, was aber auch Nachteile zeitigen kann: Es gibt weniger Spitzenleistungen, die von weither sichtbar sind. Man ist nicht gesamthaft stolz auf die Kultur des Landes, wie dies anderswo oft der Fall ist. Ein weiteres Problem ist der « Verteil-kampf » der vorhandenen finanziellen Mittel. Gemäss David Streiff sollte der Staat nachhaltige Kulturpolitik betreiben, die Rahmenbedingungen sichern, aber auch Kreatives und junge Kunst fördern und Experimente ermöglichen. Die kulturelle Diversität ist ein hohes Ziel der Kulturpolitik.

Kulturelle Aspekte im SAC

In der angeregten Diskussion wurde festgestellt, dass grundsätzlich verschiedene Ausprägungen von Kultur nebeneinander bestehen und verschiedene Funktionen haben. Kultur im SAC heisst u.a. entdecken, was man als Berggänger unterwegs antrifft. Heisst also, den Geschichten von Bergen, Ortsnamen, Steinen, Häusern zu lauschen. Kulturver-mittlung bedeutet deshalb, den passenden Inhalt zur richtigen Zeit am richtigen Ort lebensnah und packend darzulegen. Der Kulturbeauftragte sollte mit Überzeugung das Bewusstsein schaffen, dass Interessantes vorhanden ist und die vorhandenen Informationen, Fragestellungen und Aktivitäten auf erfinderische Art zugänglich machen helfen. Hier öffnet sich für den SAC ein weites Feld, indem er Vernetzungen schafft und Informationen fliessen lässt. Kultur im SAC sollte auch ein Gegengewicht zum Individualismus setzen und sich nicht zuletzt auch kulturkritisch zu abwegigen kulturellen Entwicklungen äussern. Dies passt sehr gut zur Definition des Kulturbe-griffs des Europarats: « Kultur ist alles, was dem Individuum erlaubt, sich gegenüber der Welt, der Gesellschaft und auch gegenüber dem heimatlichen Erbgut zurechtzufinden, alles was dazu führt, dass der Mensch seine Lage besser begreift, um sie unter Umständen verändern zu können .» a Urs Kneubühl,

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