Mit Pfiff und Fett überleben. Das Murmeltier
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Mit Pfiff und Fett überleben. Das Murmeltier

Das Murmeltier

Mit Pfiff und Fett überleben

Bei den Säugetieren der Alpen gewinnt das Murmeltier den ersten Preis in der Kategorie der Beliebtheit, auch wenn es nicht das Prestige des Steinbocks geniesst. Ein Jahr im Leben der putzigen Nager.

Das Jahr des Murmeltiers beginnt im Frühling, in der Zeit, wenn sich Flora und Fauna erneuern. Kaum ein Tier symbolisiert dieses Phänomen besser als dieses Nagetier, das bei dieser Gelegenheit jedes Jahr fast neu geboren wird. Die ersten Ausflüge nach dem Winterschlaf finden normalerweise im April statt. Das genaue Datum hängt von der Höhe ab, auf der die Tiere leben – je höher, desto länger bleiben sie in ihrem Bau. Entscheidend sind auch die lokalen Schneeverhältnisse und die Temperaturen. Falls der Winter nochmals zurückkommt, ziehen sich die Murmeltiere manchmal für mehrere Wochen in den Bau zurück. Das Frühjahr ist für die Nagetiere besonders gefährlich, weil ihnen dann oft Füchse auflauern. Diese hoffen, ein unvorsichtiges Murmeltier überraschen zu können. Sein anderer grosser Feind ist der Steinadler. Die Gefahr durch den Raubvogel ist in dieser Jahreszeit umso grösser, da die letzten Schneeflecken das Murmeltier zu langen, ungeschützten Strecken auf dem Schnee zwingen, um die magere Frühlingskost zu finden. Mehr Kräfte tanken kann der Nager erst, wenn die Vegetation « boomt ».

Stürmische Paarungszeit

Kaum ist der Winterschlaf vorbei, muss sich das Murmeltier auch schon um die Fortpflanzung kümmern. Es kommt zwischen Ende April und Anfang Mai in die Brunst. Sie ist charakterisiert durch Verfolgungsjagden, untermalt von wütenden Schreien. Manchmal beissen sich die Tiere sogar mit ihren starken Schnei-dezähnen.

17 000 Kilometer einheitlich signalisierte Routen

Insgesamt stehen seit Ende April 22 nationale Routen und rund 100 ein- oder mehrtägige Routen für Wanderer ( insgesamt 5300 km ), Velowanderer ( 7500 km ), Mountainbiker ( 2500 km ), Skater ( 1100 km ) und Paddler ( 400 km ) zur Verfügung. Sie sind verknüpft mit verschiedenen Pauschalangeboten oder Gepäcktransporten. Die Touren sind einheitlich ausgeschildert, so wie man es beispielsweise von « Veloland Schweiz » her kennt. Dieses erfolgreiche Angebot für die Radfahrer war auch einer der Auslöser für SchweizMobil. Im Herbst 2004 begann die Stiftung Veloland Schweiz in Zusammenarbeit mit den Schweizer Wanderwegen und im Auftrag verschiedener Bundesämter und aller Kantone sowie zahlreicher Organisationen mit der Umsetzung von SchweizMobil.

SAC als Partner von SchweizMobil

Der Schweizer Alpen-Club SAC unterstützt das Projekt als Trägerschaftsorga-nisation unter anderem deshalb, weil mit SchweizMobil ein breites Publikum zu Bewegung und zu Erlebnissen in der Natur animiert wird. Darüber hinaus stehen ein gutes Dutzend SAC-Hütten an Service- bzw. Etappenorten. Als Partner im Beherbergungsbereich werden die Hütten profitieren und ihre Kapazitäten noch besser auslasten können. a Bruno Lüthi, Leiter Hüttenmarketing Foto: Schw eizMobil Das Murmeltier Man zählt vierzehn Murmeltierarten auf der Welt, die von Nordamerika bis zu den Steppen Asiens verteilt sind. Das Alpen-Murmeltier ( Marmota marmota ) ist im ganzen Alpenbogen heimisch sowie in der Tatra; es wurde auch in den Pyrenäen und im Jura eingeführt. Das tagaktive Nagetier lebt auf mehr oder weniger nach Süden ausgerichteten Hängen zwischen 1500 und 2500 Metern Höhe. Es bevorzugt die Graslandschaften der Berge, und zwar in erster Linie von Geröll und Felsen durchsetzte Rasen auf Kieselboden. Man findet es auch auf Alpen, manchmal auf mit Wald bestandenen Weiden, und in Lawinencouloirs. Das Murmeltier gräbt seinen Bau selbst. Das im Verlauf des Jahrs starken Gewichtsschwankungen ausgesetzte Tier erreicht sein Maximalgewicht vor dem Winterschlaf. Bei den ausgewachsenen Tieren variiert es zwischen vier und sechs Kilo. Die Zahl der jährlich in der Schweiz gejagten Murmeltiere beläuft sich auf 5000 bis 8000 Exemplare. Doch das Überleben dieser Spezies ist dadurch nicht gefährdet. Literatur: Tiere der Alpen. Die Wirbeltiere. SAC-Verlag, 2005 In der Tat zeigt das Murmeltier das ganze Jahr über eine gewisse Lust am Kämpfen: Dabei handelt es sich oft um kleine Kämpfe zwischen den ein- bis zweijährigen Jungtieren. Sie stellen sich dabei auf den Hinterpfoten gegenüber und versuchen sich mit ihren kleinen Vorderpfoten gegenseitig aus dem Gleichgewicht zu bringen. Auf dem Höhepunkt des Konflikts beugen sich die Tiere nach hinten und werfen den Kopf zurück. Oft verliert einer der zwei Kämpfenden das Gleichgewicht, und die Auseinandersetzung endet am Boden. Mit diesen Kämpfen bereiten sich die Tiere auf die Verfolgungen während der Brunst, aber auch auf das Vertreiben eines Eindringlings einer anderen Kolonie vor. Denn das soziale Verhalten des Murmeltiers ist auf den Clan ausgelegt, der ihm Nahrung und eine Höhle garantiert. Der Clan einer Kolonie besteht aus mehreren Familiengruppen, die auf einem ziemlich eingeschränkten Territorium leben. So leben die Murmeltiere einer Kolonie meistens in einem Umkreis von rund hundert Meter um den Haupt-bau. Dieses Territorium wird von den Männchen aggressiv verteidigt. Das Paar und seine Jungen bilden die Grundein-heit des Clans. Die genetische Nähe der Mitglieder einer Kolonie kann durch die ähnliche Fellfärbung ausgemacht werden, die innerhalb der Art variiert. Die stark entwickelten Tast-haare des Murmeltiers helfen ihm, sich zu orientieren, insbesondere im dunklen Bau.

Foto: Alexandre Scheurer Das Murmeltier bevorzugt offene und mehrheitlich nach Süden ausgerichtete Hänge.

Das Murmeltier ist territorial und lebt in Fami lienclans. Hier umgeben zwei rund ein Jahr alte Jungtiere ein ausgewachsenes Tier. Beim Kämpfen versuchen Murmeltiere ihre Artgenossen aus dem Gleichgewicht zu bringen.

Der Kampf gipfelt darin, dass die Murmeltiere sich nach hinten beugen, den Kopf nach hinten werfen und ihre kräftigen Nagezähne zeigen.

Oft enden die Kämpfe am Boden. Derjenige, der genug hat von den Angriffen, stiehlt sich fort.

Fotos: Alexandr e Scheur er Dieses Murmeltier hat den Beobachter mehrere Minuten lang « beschimpft »; das aggressive Verhalten ist typisch für die alpinen Nager.

Die Zeit der Geburt

Nach rund dreissig Tagen Tragzeit kommen Anfang Juni zwei bis sieben Jungtiere im Inneren des Baus auf die Welt – nackt, blind, taub und zahnlos. Sie strecken ihre Schnauze nicht vor Mitte Juli aus dem Bau. Auch danach verbringen die Kleinen viel Zeit im Bau, wo sie von der Mutter gesäugt werden oder Siesta halten. Etwas unförmig, häufig alleine und mit einem unglaublichen Vertrauen sind sie eine leichte Beute für ihre Feinde.

Nähert sich ein Feind am Boden, etwa ein Fuchs, stösst das Murmeltier mehrere Warnschreie aus. Nähert sich jedoch ein Adler im Sturzflug und mit grosser Geschwindigkeit, dann alarmiert das scheue Tier nur einmal, bevor es so schnell wie möglich im Bau verschwindet. Für den Greifvogel stellt aber das Murmeltier trotz seiner Aufmerksamkeit im Sommer die Hauptnahrungsquelle dar. Den Sommer und den Herbst nutzen die alpinen Nagetiere in erster Linie, um Fettvorräte anzulegen. Das Murmeltier verschlingt dann täglich gegen ein Kilo vegetarische Nahrung, aufgeteilt auf zwei Mahlzeiten. Dabei bevorzugt es die jungen, frischen Triebe der Pflanzen. Diese Kost muss nicht nur die unmittelbaren Bedürfnisse decken, sondern das Tier auch auf den Winterschlaf vorbereiten und damit seine Überlebenschancen im nächsten Frühling verbessern. So erreicht der Fettanteil des Tiers im Herbst zwanzig Prozent seines Gesamtgewich-tes. Unsere Vorfahren wiesen dem Mur-meltierfett viele Kräfte zu; so sollte es etwa Rheumatismus vorbeugen. In der Tat muss das Murmeltier über gute Ab-wehrkräfte verfügen, um die langen Monate im feuchten Bau überleben zu können. Von Mitte September an bereitet das Tier seinen Winterbau vor, indem es rund fünfzehn Kilo Heu hineinträgt und sie in Nestform arrangiert. Dieses Heu dient nur als Bett und nicht als Nahrung.

Der lange Schlaf

Abhängig von der Höhe beginnt zwischen Ende September und Mitte Oktober der Winterschlaf, der über fünfeinhalb Monate dauert. Er findet in einem rund einen Meter langen Höhlenab-schnitt von etwa vierzig Zentimeter Durchmesser statt. Ein bis vier Meter langer Zapfen aus Erde und Kies riegelt den Bau hermetisch ab. Das Murmeltier überwintert in seiner Familiengruppe, die aus fünf bis zehn Mitgliedern besteht. Je grösser die Zahl der auf dem Heubett eng beieinander zusammenge-kugelten Tiere, desto höher ist die Temperatur im Bau ( zwischen sieben und neun Grad ). Die Wärme erhöht die Überlebenschancen der Jungen, die ein Viertel der ausgewachsenen Tiere wiegen. Während des Winterschlafs und sogar noch nach dem Aufwachen verliert das Murmeltier zwischen dreissig und fünfzig Prozent seiner Körpermasse. Der Winterschlaf ist ein heikler Moment für den Organismus der Nagetiere, denn einige von ihnen wachen im Frühling nicht mehr auf. Die Tiere, die im Winterschlaf sterben, werden im Frühling von ihren Verwandten aus dem Bau geschleppt. Neben dem Stoffwechselversagen drohte früher dem Murmeltier während des Winterschlafs noch eine andere Gefahr. So hatten unsere Vorfahren die leidige Gewohnheit, den Bau im Winter zu öffnen, um daraus schön fette, schlafende Murmeltiere herauszuziehen. a Alexandre Scheurer, Mar tigny-Croix ( ü ) Der Steinadler ist zusammen mit dem Fuchs der Hauptfeind des Murmeltiers. Im Sommer macht das Murmeltier sogar den Hauptanteil seiner Nahrung aus. Dieser Fuchs hat eben eine Murmeltierkolonie aufgesucht, deren Mitglieder im Frühling zum ersten Mal aus dem Bau gekommen sind. Fotos: Alexandr e Scheur er

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