Museumsbesuch mit Wanderschuhen. Alpstein Museum
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Museumsbesuch mit Wanderschuhen. Alpstein Museum

Museumsbesuch mit Wanderschuhen

Das Alpstein Museum ist ein Museum zum Erwandern: Die Exponate sind auf 28 Bergwirtschaften verteilt. Dieses Jahr zum Thema « Karten und der Alpstein ». Initiiert und betrieben wird es vom Trogener Künstler H. R. Fricker.

Kalt, nass und grau: das richtige Wetter für einen Museumsbesuch. Beim Alpstein Museum ist es gerade umgekehrt: Je schöner das Wetter, desto mehr Besucher, denn bei den Ausstellungsräumen handelt es sich um den Grossteil der im Bergwirteverein zusammengeschlossenen 28 Bergwirtschaften im Alpsteingebiet. Neben Wanderschuhen erfordert der Besuch des « alpinen Museums vor Ort » auch Trittsicherheit und einiges an Ausdauer.

Einmannbetrieb Initiator, Geldbeschaffer, Museumsein-richter und Handwerker des Alpstein Museums ist der Trogener Künstler H. R. Fricker. « Ich wollte das Museum zu den Leuten bringen, die im Alpstein unterwegs sind », erklärt Fricker seine Idee. Er hofft, dass die Leute die Bergwelt dank seines Museums anders wahrnehmen. Auch wegen der Distanzen zwischen den einzelnen Ausstellungsräumen: Das gibt Zeit, Gelesenes und Gesehenes zu reflektieren, in der Natur – eben vor Ort – zu erkunden oder Neues zu entdecken, die Sinne zu schärfen.

Zum Beispiel Staubern Auch an der Staubern-Bergwirtschaft hängt ein Schild mit der Aufschrift « Alpstein Museum ». Innen ist es warm und ruhig. Ein Wanderer sitzt bei einem Glas Kaffee. H. R. Fricker steht an der Wand, befestigt ein Bild. Karten des Alpsteins, Fotos und ein Buch von Albert Heim hängen bereits. Auf farbigen Emailtäfel-chen stehen Namen wie « Moorphium », « Tausend mal berührt », « Traumfänger » oder « Blutbad » – Museumssouvenirs, nach Kletterrouten im Alpstein benannt. Als Beweis der beinahe unendlichen Fantasie der Routeneröffner hängt der SAC-Kletterführer darunter. Fricker hat Bücher zum diesjährigen Ausstellungs-thema « Karten und der Alpstein » mitgebracht, erklärt den Staubern-Wirten Daniel und Judith Lüchinger den Unterschied zwischen Geo- und Biotop. Dann will er wissen, wo genau das Katzenpfötli vom Hohen Kasten runterführt.. " " .Altwirtin Gisela Bernegger holt eine Karte, zeigt ihm den Weg, berichtet von anderen Flurnamen. Fricker hört zu, redet und diskutiert.

Alte SAC-Jahrbücher Die Idee des « alpinen Museums vor Ort » hatte H. R. Fricker 1998. Bis zur Realisation dauerte es dann aber vier Jahre. An

Wer das Alpstein Museum besuchen will, braucht Wanderschuhe, denn die einzelnen Aus-stellungsstandorte sind über den ganzen Alpstein verteilt. Blick auf Grenzchopf, 2193 m, unten rechts Tierwis Fo to :A rc hi v H.

R.

Fr ic ke r

der Hauptversammlung im Frühling 2002 beschloss der Bergwirteverein, dem Künstler Gastrecht zu gewähren.

Fricker fing an, sich mit dem Alpstein auseinander zu setzen: Er begleitete einen Förster auf seinen Wegen, studierte alte Karten, kaufte Bücher, sammelte alte SAC-Jahrbücher, besuchte mit einem Forscher Höhlen, liess sich von einem Geologen die verschiedenen Gesteinsschichten erklären, schaute beim Käsen zu, redete mit Sennen und Senninen, half mit, die Bergwirtschaft Meglisalp für die neue Saison vorzubereiten. Er studierte alte Projekte der Säntisbahn via Seealpsee und versuchte Flurnamen zu lokalisieren. Machte unzählige Wanderungen von einer Bergwirtschaft zur anderen, besprach seine Ideen mit den Wirten, denn « die Wirte übernehmen schliesslich die Kuratorfunktion ». Nicht bei allen stiess er auf Begeisterung und breite Unterstützung. Und so sind seine Postkarten mit Sujets wie etwa einer Wolke oder einem Holzschild « Bitte den Zaun schliessen » nicht überall begehrt. « Die Bergwirte waren irritiert, dass plötzlich nicht mehr mit dem Weitwin-kel fotografiert wurde », sagt er.

Fortlaufender Prozess Im Sommer 2002 fing H. R. Fricker an, das Museum einzurichten. Er montierte Tafeln mit der Aufschrift « Alpstein Museum » an den Bergwirtschaften und richtete kleine Bibliotheken ein – dank der vom Appenzeller Verlag gespendeten Bücher. Die Bildbände über den Alpstein, aber auch Romane oder Gedichtbände seien sehr beliebt, führten zu Gesprächen, meint er. Manchmal würden Besucher an einem Ort einen Roman zu lesen beginnen und diesen in einer nächsten Bergwirtschaft fertig lesen.

Frickers Anliegen ist es, Brücken zu schlagen, Vergessenes wieder zugänglich machen. Wie beispielsweise in der Bollenwees mit den Porträtfotos, die dort in der Gaststube hingen und die er mit ihren Namen und deren Geschichten ergänzte. In der Meglisalp stellte er die beim Umbau gefundenen, aus halb Europa stammenden Zeitungen aus den Zwanziger-und Dreissigerjahren des letzten Jahrhunderts aus. Und beim Umbau des Staubern-Berggasthauses fanden Lü-chingers neben Notvorrat an Kaffeeboh-nen aus Kriegszeiten ein altes Staubern-kanzel-Gipfelbuch sowie Gästebücher aus den Vierzigerjahren. Der Ernstli sei jetzt Gemeindeamman und nenne sich wohl auch nicht mehr so, meint die Alt-wirtin lachend beim Blättern. « Und hier war mal die SAC-Sektion Baselland zu Besuch », bemerkt sie weiter. Für den 57-jährigen Fricker ist das Alpstein Museum ein Prozess. Alle zwei Jahre bestimmt er ein Thema, die Ausstellung wird dann fortlaufend entwickelt. In diesem Jahr ist das Thema « Karten und der Alpstein » – « eine Standortbestimmung ». Neben geologischen Karten oder Wetterkarten denkt er etwa auch an Karten im Kopf. Für das nächste Jahr plant er, zum Thema « Foto und Berg » mit dem Bergfotografen Herbert Mäder zusammenzuarbeiten. 1 a

Regula Sieber, Zürich 1 Weitere Infos unter www.alpsteinmuseum.ch. Bereits umfassend eingerichtet sind Plattenbödeli, Staubern, Tierwies, Schäfler ( Stand Juni 2004 ); Rotsteinpass, Hirschberg, Bollenwees und Ruesitz haben eine kleinere Zahl an Ausstellungsgegenständen. Bibliotheken und Postkarten finden sich in ca. 20 Bergwirtschaften.

Museumsinitiator und Museumskurator: H. R. Fricker ( r. ) und Staubern-Wirt Lüchinger vor der « Aussenstation » Bergwirtschaft Staubern. Im Hintergrund die Staubernkanzel « Museumsshop » in der Aussenstation: Als Souvenir werden Kletterroutenschilder und Postkarten angeboten.

H. R. Fricker, Initiator und Realisator des Alpstein Museums, unterwegs zu einer seiner Aussenstationen Fo to s: Reg ul a Sie be r

A L P E N F O L I O

Abenteuer Berg

Thomas Ulrich, 1967, gelernter Zimmermann und Bergführer, hat sich als Autodidakt an seine Bilder he-rangetastet. Er lebt mit seiner norwegischen Frau Aasta und den drei Töchtern in Interlaken. Im Berner Oberland sind denn auch viele seiner extremen Sportaufnahmen entstanden, die für seine Arbeit typisch sind: Eindrücke von Basejump-Sprüngen, Gleitschirmflügen, Klettereien an Eissäulen und Felsmauern oder von Skifahrern und Snowboardern. Mit seinen Bildern fordert Ulrich nicht zur Nachahmung auf. Vielmehr will er aus ungewohnten Perspektiven Geschichten aus der Welt der Berge und des Abenteuers erzählen. Sie bringen frischen Wind in die Outdoor-Fotografie. Abgesehen von diesen spektakulären Dias hat Thomas Ulrich grosse Reportagen von Expeditionen in Patagonien, Grönland, Kalifornien oder Tibet heimgebracht. Dabei beweist er, dass er sich nicht nur auf Sport und Abenteuer, sondern auch auf das Festhalten von sensiblen Stimmungen versteht.

Der inzwischen weltweit bekannte Fotograf ist voller Ideen. Ständig sucht er weiter, um ihnen neuen Ausdruck zu verleihen. Es ist nicht seine Art, sich auszuruhen, weder im Alltag noch in seiner beruflichen Entwicklung. Umso gespannter sind wir, wohin ihn seine bemerkenswerte Kreativität und sein Gespür für den richtigen Ausschnitt führen werden.

Christine Kopp, Unterseen

F O T O S Thomas Ulrich

Klettern mit Aussicht: Ueli Bühler ( oben ) und Markus Berger in einer steilen Passage am Birg unterhalb des Schilthorns. Panoramablick auf Eiger, Mönch und Jungfrau, unten das Dorf Mürren Foto: Thomas Ulrich Stephan Siegrist im Portaledge anlässlich der Begehung der 25-Seillän-gen-Route « La vida es silbar » in der Eiger-Nord-wand Foto: Thomas Ulrich Stefan Glowacz anlässlich der Zweitbegehung des markanten Granit-bergs Tupilak an der Ostküste Grönlands im Sommer 1997 Foto: Thomas Ulrich Licht und Schatten in den wunderschönen Wasserrillen der Route « Andorra » am Grossen Wendenstock im Gadmertal zum Sustenpass Foto: Thomas Ulrich « Extremfotografie » ist in allen Bereichen höchst anspruchsvoll: Thomas Ulrich beim Fotografieren in den Wendenstöcken im Gadmertal, Berner Oberland. Foto: Stephan Siegrist Auerhahn in Alaska Foto: Thomas Ulrich Snowboarder in der Sonne: Reto Lamm zieht seine Spur bei Sonnenuntergang über den Blüemlisalpgletscher im Berner Oberland. Foto: Thomas Ulrich Erste Winterbegehung der « Ferrari-Route » durch die Westwand des Cerro Torre in Patagonien im Südsommer 1999. Blick aus dem unteren Teil des Aufstiegs zum Cerro Rincòn und hinten auf das Südliche Patagonische Inlandeis Foto: Thomas Ulrich Basejump am « Pilz », an dem frei stehenden Felsturm am Rand der Eiger-Nordwand. Eine riskante Sache, nicht zur Nachahmung empfohlen!

Foto: Thomas Ulrich Schirme mit Charme: Aufnahme im Gleitschirmflug von der Aiguille du Midi über das Vallée Blanche im Montblanc-Massiv Foto: Thomas Ulrich DIE ALPEN 7/2004

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