Natursport, Sportethik und Naturverständnis
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Natursport, Sportethik und Naturverständnis

Wie positioniert sich der SAC?

Im September 1999 setzten sich Vertreter des Schweizer Bergführerverbandes und von Canyoning-Anbietern mit Vertretern des Tourismus sowie des Natur- und Landschaftsschutzes an einen Tisch, um über das « Wie weiter ?» im Canyoning zu diskutieren. Besonders bemerkenswert war die hier zum Ausdruck kommende Einigkeit, die Naturnutzung in Grenzen zu halten - Anlass genug, um einige grundsätzliche Gedanken und Fragen zur Verflechtung von alpinem Natursport, Sportethik und Naturverständnis aufzuwerfen.1 Was haben Sportethik, Natur und Umwelt miteinander zu tun?

Der Begriff Sportethik, der vor allem im Bereich des Kletterns immer wieder verwendet wird, umschreibt Prinzipien und Regeln, nach denen eine Sportart ausgeübt werden soll. Gleichzeitig beinhaltet er auch den Umgang der Sportler miteinander sowie ihr Verhältnis zur Umwelt. Da die im Rahmen des SAC betriebenen Sportarten in der freien Natur stattfinden, sollten sich unsere sportethi-schen Regeln auch mit unserem Umgang mit der Natur und mit Material, mit Komfort-, Sicherheits- und Mobi-litätsansprüchen auseinandersetzen. Die Antworten auf diese Fragen bestimmen dann direkt oder indirekt unser Umweltverhalten.

Vom « Chrampf » zum « Plaisir » Die jüngsten Entwicklungen im Bergsport widerspiegeln jene im gesamten Freizeitbereich, ja in unserer Gesellschaft generell. Gefragt sind heute die leichte und sofortige Er-hältlichkeit, Mobilität, Flexibilität, Sicherheit und Austauschbarkeit. Der Ruf nach mehr Sicherheit geht parallel mit einer Kommerzialisierung und Professionalisierung - beispielsweise beim Ausrüsten von Kletterrouten.

meisten Sektionen noch stark entwickeln können. So stehen wir etwa bei der Ausbildung von Leitern im Bereich Naturverständnis erst am Anfang.

Erschliessung und Einrichtung überall?

Es werden immer mehr bislang ungestörte Nischen und Winkel der Natur für allerlei alpine Trendsportarten erschlossen und « eingerichtet », meist ohne eine vorgängige Abklärung mit den Vertretern des Natur- oder Landschaftsschutzes.

Ich fände es wichtig, dass sich der SAC Gedanken darüber macht, wie er sich zu dieser anhaltenden Neuerschliessung von Naturräumen für unsere Sportarten stellt, nach welchen Regeln diese erfolgen soll, und wo und wie Grenzen gesetzt oder Einschränkungen akzeptiert werden sollen. Die Fragen stellen sich im SAC um so zwingender, als wir in bezug auf andere Erschliessungen, etwa für neue Skigebiete im Hochgebirge, eine kritische bis ablehnende Haltung einnehmen.

Sicherheit über alles?

Viele « Einrichtungen » werden mit dem Aspekt der Sicherheit begründet. Dabei vergessen wir gerne, dass mit dem Ansteigen der objektiven Sicherheit das Sicherheitsbewusstsein abnimmt und so die Gefahr von Flüchtigkeits-, Nachlässigkeits- und Routinefehlern ansteigt. Wer nicht mit höchst konzentrierten Sinnen und ständig abwägender Aufmerksamkeit unterwegs ist, verliert auch einen Teil der Faszination der Sportausübung in der Natur. Zudem wird die Notwendigkeit, die Natur genau zu kennen und sich aktiv mit ihr auseinanderzusetzen, vermindert. Wie weit wollen wir dies preisgeben? Welches Risiko soll das Individuum noch selbst tragen dürfen, und welchen Stellenwert hat Abenteuer im Sinne von selbstverantwortetem Naturerlebnis für uns? Was bedeutet uns Wildnis, das heisst, Naturraum ganz ohne menschliche « Einrich-tungen»?2 Wir sollten eine Diskussion darüber entfachen, welche Räume wir in den Alpen für plaisirmässigen Sport einrichten und welche wir völlig oder möglichst unberührt lassen wollen -oder gar in diesen Zustand zurückführen möchten.3 Dies wäre ein für den SAC wichtiges und ureigenes Thema.

Immer mobiler und komfortabler Letztlich haben auch unsere Ansprüche an Komfort und Mobilität etwas mit unserer sportlichen Ethik und unserem Naturverständnis zu tun. Wir kennen alle die ökologischen Probleme, die das enorme Anwachsen der Mobilität und des Konsums mit ihrem Energie- und Ressour-cenverbrauch in der westlichen Welt verursachen.4 Sollten wir nicht auch bei der Ausübung unseres Sports die Konsequenzen aus diesem Wissen ziehen? Wollen wir im SAC dem herrschenden Trend von « immer mehr in immer kürzerer Zeit mit immer mehr Komfort » einfach nachgeben, indem wir unsere Aktivitäten entsprechend anbieten? Wenn nicht, welche Regeln geben wir uns und wie weit sind wir bereit, uns dafür zu engagieren?

Wie soll der SAC darauf reagieren?

Ob man die eingangs skizzierte Entwicklung begrüsst oder bedauert - wichtig scheint mir vor allem, wie sich der SAC in dieser Entwicklung positioniert. Sind wir eine rein kommerzielle Organisation, die sich zwecks Gewinnmaximierung den momentanen Bedürfnissen hundertprozentig anpasst? Oder wollen wir auch ideelle Akzente setzen - beispielsweise durch unsern Umgang mit Natur und Umwelt? Und wie sollen diese Akzente aussehen?

Der SAC sollte versuchen, ausgehend von seiner Tradition und unter Einbezug der aktuellen Veränderungen und Bedürfnisse sich ein sport-ethisches Profil zu geben. Darin müsste der Umgang mit der unberührten Natur ein wichtiges Element sein.

Es geht uns alle an!

Clubleitbild und Statuten des SAC geben zu diesen Fragen zwar eine positive Grundlage, sind meiner Meinung nach jedoch viel zu unverbindlich. Eine klare sportethische Haltung äussert sich in möglichst konkreten Regeln - etwa wie in der Rotpunkt-Regel beim Klettern. Solche Regeln sollte sich der SAC geben - nicht als beengendes Korsett, das eine Entwicklung in die Zukunft verunmöglicht, sondern als mutiges Profil und auch als Marketinginstrument. Ich 1 Vor der Zäsur des Canyoning-Unglücks vom vergangenen Sommer wurden Natur- und Landschaftsschützer, die sich kritisch über den Umgang der modernen Natursportarten mit der Natur äusserten, kaum ernstgenommen.

2 Vgl. DIE ALPEN 2/97, S. 43 ff.: Christian Geiger ( Kommission « Schutz der Gebirgswelt » ): Vom Wert unerschlossener Räume 3 In diesem Rahmen sollten auch die Einrichtungen auf gewissen beliebten Hochtouren kritisch hinterfragt werden, etwa die Fixseil-bahnen am Matterhorn, Eiger-Mittellegi oder Dent du Géant: Würden fixe Sicherungsringe oder -Stangen nicht genügen und die Besteigung aufwerten - und zudem dem Berg etwas von seiner Würde zurückgeben?

4 Vgl. DIE ALPEN 2/98, S. 46 ff.: Jürg Meyer: Bergsport und Verkehr e a » a Wie weit wollen wir die unberührte Gebirgsnatur für uns « einrichten » -eine Frage einer sportethischen Übereinkunft.

bin der Ansicht, dass sich der SAC zu einem gewissen Mass von den modischen Trends durchaus auch abheben darf - und dies als eine seiner Stärken ausweisen soll.

Ausblick Mit dem « Basler Kletterkodex » und dem vom Ressort Schutz der Gebirgswelt des SAC auf den nächsten Winter lancierten « Kodex für naturverträgliche Wintertouren » werden Schritte in die Richtung eines sport-ethischen Profils getan. Mountain Wilderness möchte im nächsten Jahr eine Diskussion über die Grenzen der Erschliessung für Klettersteige auslösen. Das Ressort Schutz der Gebirgswelt zielt mit seinen Aktionen und Informationen zu unserem Mobilitätsverhalten sowie zur Ausbildung im Bereich « Alpine Natur und Umwelt » darauf hin, unser natursportli-ches Selbstverständnis mitzugestalten. Vielleicht entwickelt sich die umfassende Diskussion über Selbstbeschränkungen und Regeln beim Canyoning, die vom Schweizer Bergführerverband SBV im Nachgang zum Unfall dieses Sommers ausgelöst wurde, zu einem Musterbeispiel. Jürg Meyer, SAC-Beauftragter für den Schutz der Gebirgswelt e ti a

tlpinisjpus, Berg-i. a. Sportarten

alpinismo e altri sport li montagna

Upinisme et autres sports de montagne

Course du Centenaire de Trient ( VS, 22. 1. 2000, ein neues Rennen ), die Maya ( VS, 28. 2. 2000 ), die Faverges ( VS, 26. 3. 2000 ) und die Patrouille des Glaciers ( VS, 2.5. 5. 2000 ).

Das Reglement Die unter der Kontrolle des SAC stehenden Rennen - Schweizer Cup und Schweizer Meisterschaft - haben ihr Reglement den neuen Tendenzen und vor allem den Regeln der ISMC leicht angepasst. Für die Elite sind diese Änderungen klein: Die Unterstützung der Teams ist strikte verboten ( sportliche Gleichbehandlung ), und -wichtiger-die Frauen profitieren von reduzierten Höhendifferenzen.

Vortritt für die Jungen Die grösseren Veränderungen betreffen die Jungen, und zwar vor allem in der Förderung und in der Ausbildung. Der Nachwuchs, Jungen und Mädchen, wird in drei Kategorien eingeteilt: Jugend ( 16 bis 18 Jahre ), Junioren ( 19 bis 20 Jahre ), Espoirs ( 21 bis 23 Jahre ). Die Höhenunterschiede und Profile der Strecken werden angepasst. Breite Skis und die « Hexenbesentechnik » für die Abfahrt sind ab diesem Winter verboten.

Für die noch Jüngeren werden erste regionale Trainingszentren im Wallis, im Chablais, im Greyerzerland und im Berner Oberland eingerichtet. Sie

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