Neubronner, Eberhard: Das Schwarze Tal. Menschen im Piemont - Eine Annäherung
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Neubronner, Eberhard: Das Schwarze Tal. Menschen im Piemont - Eine Annäherung

Das Schwarze Tal. Menschen im Piémont - Eine Annäherung Panico Alpinverlag, Köngen 1996. Vertrieb in der Schweiz über Ravage Media, Zypressenstr. 76, 8004 Zürich ( Tel.01/242 1343, Fax 01/291 3305 ). Fr. 39.80 Das neue Buch von Eberhard Neubronner ist eigenwillig, so eigenwillig wie seine Protagonisten: Die wenigen übriggebliebenen Bewohner des Val Vogna, eines kargen, kleinen Bergtals am Südfuss des Monte Rosa. In verhaltener, ruhiger Sprache, die von intensiven Bildern, oft aber nur von Andeutungen, kurzen Wortwechseln lebt, erzählt Neubronner vom Tal und vor allem von seinen Leuten. Prä-gnant verleiht er ihnen Gestalt - da sind etwa der bärbeissige Remo Orso, der alte Bauer Marino Cannellino oder der Wirt Silvino Vaira, der mit seiner Frau und den vier Kindern im Tal bleiben will. Man spürt, wie sehr die Bewohner des « Schwarzen Tals », die eine beinharte Vergangenheit und fast keine Zukunft haben, dem Schriftsteller wichtig sind, obwohl sie ihn meist nur mit in Jahrhunderten des Überlebens gewachsenen misstrauischen, skeptischen oder gar ablehnenden Gefühlen empfangen. Besonders eindringlich sind die Passagen, in denen Neubronner Geschichten aus dem Tal erzählt, Geschichten aus dem Leben, die oft tief beeindrucken. Gekonnt wählt Neubronner immer wieder plakative Sprachbilder, um Stimmungen, Wetterverhältnisse, Landschaften zu beschreiben. Was will nun aber der Autor mit seinem Buch erreichen? Das Schwarze Tal, übrigens passend schwarzweiss illustriert, durch eine von Vital Eggenberger gezeichnete Karte ergänzt und gepflegt aufgemacht, ist kein Führer für Touristen, kein Roman, kein Alpenbuch. Keinesfalls will Neubronner « agressiv-ignoranten Massentourismus » ins Tal bringen, noch will er, dass man die knorrigen Bergler des Val Vogna als museale Schaustücke besucht. Er will wohl mit seinem gelungenen Buch viel weniger erreichen - oder viel mehr, je nach Sichtweise: Interesse, Respekt und Verständnis für jene Bewohner des Val Vogna, die bleiben. Neubronners behutsame Annäherung an eine harte Realität, die stellvertretend für die anderer Bergtäler im Alpenraum steht, ist die Lektüre wert. Christine Kopp, Flüelen

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