Neue Bergfahrten in den Schweizeralpen 1912
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Neue Bergfahrten in den Schweizeralpen 1912

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Mont Blanc-Gruppe.

Aiguille de Trélatête, Ostgipfel, 3885 m, Barbey, über den von Norden erreichten Ostgrat. 3.5. August 1911. Herr Hans Pfann, Dr. Kostitcheff und Graf Ugo di Vallepiana stiegen vom Miagegletscher aus das zweite Couloir nördlich des Petit Mont Blanc, 3431 m, etwa 80 m weit hinauf, wandten sich dann, dasselbe verlassend, nach rechts, Westen, und erreichten über morsche Felsen und eine leichte Platte eine von unten gut sichtbare Plattform, wo sie in einer Höhe von ungefähr 120 m oberhalb des Miagegletschers kampierten. Ihr Biwak um 4 Uhr 30 Minuten morgens am 4. August verlassend, wendeten sie sich sofort nach rechts, Westen, und erstiegen eine Felsrippe. Diese Felsen gerade hinauf, dann in ein Couloir zur Rechten, welches um diese Tageszeit sicher war; dieses in gutem Schnee hinauf. Leichte Felsen zur Linken, Osten, wurden um 5 Uhr 45 Minuten morgens erreicht. Nun diese Felsen ein Stück weit hinauf, dann, immer nach links, zu einem breiten und bequemen Band, welches diagonal aufwärts führt zu einer von unten gut " sichtbaren Sclmeekehle.Von diesem Band nach rechts, Osten, über Felsen, die offenbar dem Steinschlag sehr ausgesetzt sind. Die Felsen wurden bald gegen den Grund der Kehle vertauscht; die Partie seilte sich an. Diese Kehle oder die steilen Platten an ihrem ( orographisch ) rechten Rande hinauf, bis ein Streifen gefährlichen Hängegletschers erreicht war.

Dann über die Felsen zur Linken, Osten, und so zu der oberen Schulter des Berges, wo die gewöhnliche Route einlenkt. 10 Uhr 10 Minuten vormittags. Von hier folgte die Partie nicht genau der gewöhnlichen Route, welche über das obere Plateau des linken Arms des Glacier du Petit Mont Blanc und den Ostgrat führt, sondern erstieg den Kamm des genannten Grates etwa 60 m weit, traversierte dann auf dem Nordhang des Grates bis zu einem Punkt in der Fallirne des Gipfels. Dann gerade hinauf zum höchsten Punkt, welcher um 12 Uhr 45 Minuten nachmittags erreicht wurde. Abstieg über den Südwestgrat und Biwak um 9 Uhr abends auf Felsen oberhall ) des letzten Eisfalls des Glacier de l' Allée Blanche. Courmayeur wurde am 5. August erreicht. A.J.1 ), N° 196, pag. 196. R.M. 1912, pag. 39 — 41.

Aiguille de Béranger, 3431 m, Barbey — Dôme de Miage ( erste vollständige Begehung des Grates)2 ). 16. August. Herren Ludwig Kraul. Eduard Mayer, Dr. Wilhelm Martin und Dr. Richard Weitzenböck. Pavillon de Trélatête, 1976 m, ab 3 Uhr. Zum Trélatêtegletscher und auf diesem empor bis unterhalb Trélagrande; dann über Gras, Schutt und Firn geradeaus sanft hinan zum Hauptkamm und leicht zum Gipfel der Aiguille de Béranger ( 7 Uhr 20 bis 8 Uhr 25 ). Auf anfangs felsigem, dann verschneitem Grat hinab zum Col de Béranger ( 3369 m, 8 Uhr 55 ) und über den leichten, größtenteils verfirnten Südwestgrat auf den Dôme de Miage ( 3688 m, 10 Uhr 30 bis 11 Uhr 30 ). Über den aussichtsreichen Firngrat, zwei Firnbuckel übersteigend, auf die felsige Erhebung oberhalb des Col Infranchissable; nun auf steil abfallendem und ziemlich scharfem Grat ( meist Firn, einige eingestreute Felsstufen ) hinab auf die fast ebene Schneide des Col de Miage ( Refuge Durier, 3376 m ), 2 Uhr 30.

Tête Carrée, 3752 mNördliche, 3875 m — Mittlere, 3899 m — Südliche Aiguille de Trélatête, 3911 m — Aiguille de l' Allée Blanche, 3705 m. ( Teilweise neue Gratstrecken. ) 17. August. Herren Ludwig Kraul, Eduard Mayer, Dr. Wilhelm Martin und Dr. Richard Weitzenböck.

Col de Miage ( Refuge Durier, 3376 m ) ab 3 Uhr 20. Auf dem gegen den Dôme de Miage hinanziehenden Grat ( von Osten ) empor bis zur ersten, von der Hütte aus sichtbaren Firnkuppe; nun links ( südlich ) querend zu einem rotbraunen Felsvorsprung ( Steinmann, 4 Uhr 45 ) und hinter diesem auf Firn hinab zum Col Infranchissable ( 3345 m, 5 Uhr bis 5 Uhr 10 ). Auf dem Grat ( anfangs Schrofen, später Schnee ), zum Schluß über einen ziemlich steilen Firnhang auf die Tête Carrée ( 3752 m, 6 Uhr 55 bis 7 Uhr 35 ). Weiter auf der schwierigen Kammlinie, einen Felskopf und einen Firnbuckel übersteigend oder rechts ( westlich ) umgehend, auf den Nordgipfel der Aiguilles de Trélatête ( 3875 m, 8 Uhr 35 bis 9 Uhr 10 ). Man folgt dem anfangs firnigen Grat, überklettert dann zwei Felstürme ( schwierig ) und erreicht so den Firn- sattel vor dem Mittelgipfel. Auf steilem Eis nach rechts ( westlich ) auf die vom Mittelgipfel abstreichende Felsrippe und auf dieser ( steil, aber nicht sehr schwierig- ) empor zum Hauptgrat und mit einigen Schritten nach rechts zum Mittelgipfel ( 3899 m, 10 Uhr 55 bis 11 Uhr 05 ). Über einige Felsstufen hinab zum Firngrat ( Wächten !) und auf diesem leicht zum Süd-(Haupt-)Gipfel ( 3911 m, 11 Uhr 20 bis 11 Uhr 40 ). Wieder über den Mittelgipfel zurück zur Scharte an seinem Nordfuß ( 12 Uhr 10 bis 12 Uhr 45 ), dann westlich über den steilen, unten abbrechenden Gletscher hinunter und nach links auf die Schneehänge oberhalb des Allée-Blanche-Gletschers, dessen oberster Boden über leichten Firn gewonnen wird. Fast eben nach rechts ( westlich ) hinüber zum Col de Trélatête ( 3498 m, 1 Uhr 30 bis 2 Uhr ). Nun wieder der Gratlinie folgend über einige Felstürmchen ( mittelschwere, anregende Kletterei ) zum Col de l' Allée Blanche, dann auf Firn zum Gipfel der Aiguille de l' Allée Blanche ( 3 Uhr 25 bis 3 Uhr 35 ). Auf sanftem Firn südlich hinab, dann rechts ( westlich ) um einen Firnbuckel herum an den Westfuß der Aiguille des Glaciers ( 3834 m ), deren Gipfelbau nach Osten aus dem Grat heraustritt. ( Ihre Besteigung mußte wegen Zeitmangel unterbleiben; 4 Uhr bis 4 Uhr 10. ) Auf unschwierigem Grat ( erst Firnrücken, später Fels ) hinab zum Col des Glaciers ( 3098 m, 5 Uhr 20 bis 5 Uhr 25 ), dann nordwestlich über den zerschrundeten Gletscher hinab zum ebenen Boden des Trélatête-gletschers ( 6 Uhr ) und auf diesem hinaus zum Pavillon de Trélatête ( 1976 m, 7 Uhr ).

Bisher unbegangen waren die Gratstreeken zwischen der Tête Carrée und dem Mittelgipfel der Aiguille de Trélatête, sowie zwischen Col de Trélatête und Col de l' Allée Blanche.

Aiguille de Bellaval ( 3064 m ). 3. und 4. August. Herren Karl Planck und Paul Beuschel. Von Notre-Dame de la Gorge zum Col d' Enclave ( 5¼ Stunden ). Vom Col d' Enclave ( ab 5 Uhr nachmittags ) folgten sie zunächst dem W. Grat des Mont Tondu, stiegen dann aber nach SO. auf den kleinen namenlosen Gletscher südlich des Mont Tondu ab, um über ihn bis zum Fuß der Firnrinne zu queren, welche zur Scharte zwischen Mont Tondu und Aiguille de Bellaval emporzieht. In den Felsen südöstlich dieser Rinne in mittelschwerer, äußerst brüchiger Schieferkletterei zum Grat nahe der genannten Scharte ( 7 Uhr 30 ). Hier Biwak.

Ab Biwakplatz 3 Uhr 45 morgens. Über den W. Grat in mittelschwerer Kletterei zur ersten der beiden etwa gleich hohen Spitzen der Aiguille de Bellaval ( 4 Uhr 15 ). Steinmann errichtet. Zurück am Biwakplatz 4 Uhr 40, ab 5 Uhr 05. Vom Grat nach NO., zunächst über brüchigen Fels, dann in der Firnrinne, die von der oben genannten Scharte nach NO. hinabzieht ( Steinschlag ), zum Lanchettegletscher und über diesen unter der Pointe de la Lanchette vorbei ermüdend über Firn und Geröll zum Col des Glaciers ( 9 Uhr 25 ). Von hier über den Trélatêtegletscher zum Pavillon de Trélatête ( 2½ Stunden ).

Tête Nord des Fours ( 2761 mP. 2683 — Scharte vor der Tête de Bellaval. Erste Gratbegehung. 6. August. Herr Paul Beuschel. Vom Pavillon de Trélatête zur Tête Nord des Fours ( 5 Stunden ). Von dieser ( 2 Uhr 5 Min. ) dem Grate folgend, zunächst über Schieferschutt, dann über felsige Absätze in mittelschwerer Kletterei zum P. 2683 und auf oder südöstlich unterhalb der Kammlinie zur Scharte vor der Tête de Bellaval ( 3 Uhr 15 Min. ). Von hier direkter Abstieg zum Plan des Dames; zunächst brüchige Kletterei, dann über Schnee und Geröllfelder zur Alp und auf den zum Col de Bonhomme führenden Weg ( 4 Uhr 50 Min. ). Weiter zum Pavillon de Trélatête ( l½ Std. ). A.A.V.B., IX. Jahresbericht 1912, pag. 17—20. Ö.A.Z. 1912, pag. 62; 1913, pag. 15, 63. A.V.S.B.., XVII. Jahresbericht, pag. 113.

Aiguille Verte, neuer Aufstieg durch die Südwestwand zum Moinegrat. 27. Juli. Herren G Miescher und F. Obexer. Neben dem mächtigen Y-Couloir, welches die ge- waltige Wand annähernd in der Fallirne des Gipfels durchfurcht, fällt östlich davon ein zweites Couloir auf, welches in analoger Weise in seinem oberen Teile sich gabelt. Der westliche Arm zieht sich nach links in die Wand hinauf, um in beträchtlicher Höhe, wenig unter dem Südgrat in einem senkrechten Plattenwinkel zu enden. Der östliche Arm ist schmäler und bedeutend kürzer. Er führt als steile, wohl stets vereiste Rinne in eine Scharte des Moinegrates am Fuße des plattigen Steilabsatzes, dort wo von Osten her die Couvercleroute einmündet. Das Couloir stürzt unten in mächtiger Eiskaskade über eine glatte Felsplatte zum Gletscher ab. Unmittelbar östlich davon steigt man in die Felsen ein. Ohne größere Schwierigkeiten geht es zunächst zirka 50 m hinan, dann etwas nach links und um eine Ecke herum in einen steilen Kamin hinein. Im Kamin ( bei starker Vereisung äußerst schwierig ) zirka 80 m empor zu einer kleinen Scharte der Rippe, welche das genannte Couloir östlich begrenzt. Man verfolgt die Rippe erst über gutgriffige steile Felsstufen, dann über eine kleine Eisschneide bis dahin, wo sie sich kurz unter der Grathöhe in der Wand verliert. Nun traversiert man nach links über vereiste Rinnen und leichtere Felsen in den obersten Teil des östlichen Couloirschenkels hinein und erreicht durch ihn stufenschlagend die Scharte.Von hier auf der üblichen Route über den Grat zum Gipfel. Charpouahütte-Scharte 7 Stunden. Die Route ist in ihrem ganzen Verlauf völlig steinschlagsicher und dürfte bei apern Verhältnissen auch bedeutend weniger Zeit beanspruchen. Persönliche Mitteilung von Herrn G. Miescher ( Sektion Basel ).

Alpen des Chablais und Dent du Midi.

Namenloser Gipfel zwischen Tête Plate und Aiguille des Chamois ( etwa 2850 m ). Dieser zu der Gruppe der Aiguilles Rouges de Chamonix gehörende Gipfel ist in der Carte de l' Etat major weder kotiert noch benannt.

19. August. Herren Oskar Erich Meyer und G. Zindler. Von der Flégère der offenen Wasserleitung folgend zum Lac Blanc ( l½ Stunden ). Über Rundhöcker und Schneeflecken ansteigend, an einem verschneiten See links vorbei zum Fuß des breiten, schneegefüllten Hauptcouloirs, das gegen den Berg hinaufzieht. Durch dieses Couloir bis unter die Wand des Mittelgipfels gerade hinauf. Hier, das heißt etwa in der Fallirne des Mittelgipfels, zieht eine enge Schneerinne nach links aufwärts in die Felswand hinein. Durch diese Rinne nur wenige Meter empor und über ziemlich leichte Felsen nach links aufwärts hinaus bis zum Beginn eines breiten, steil links aufwärts ziehenden Rasenstreifens, der im Wechsel mit leichten Felsen in den karartigen Kessel links unter dem leichten Seitengipfel führt. Von hier leitet ein nicht scharf ausgeprägtes Band über rasendurchsetzten Fels; zuletzt über leichte Felsen, die einzelne Rasenbüschel tragen, nach rechts schräg aufwärts zum linken Seitengipfel empor ( etwa 2 Stunden vom Lac Blanc ). Von diesem über den schmalen, aber leichten Ostgrat in die Scharte vor dem Mittelgipfel hinab. Drei Meter über der Scharte bricht der Grat in einer Steilstufe ab, die entweder mit Hülfe des doppelten Seiles direkt oder in der linken Flanke über ziemlich leichte Felsen erreicht werden kann. Von der Scharte über den Grat auf den nahezu gleichhohen Mittel- oder Hauptgipfel. Zum Zweck der Rekognoszierung verfolgten sie den Grat vom Hauptgipfel nach Osten bis zu dem Abbruch über der Scharte zwischen Mittel- und rechtem Vorgipfel. Von hier stiegen sie noch zwei Seillängen in der Südwand ( zum Teil schwierig ) schräg nach rechts hinab bis zum Beginn eines Seitencouloirs, durch das ein Abstieg möglich schien. Zeichen menschlicher Anwesenheit fanden sie auf keinem der beiden Gipfel. Sie errichteten kleine Steinmänner und hinterlegten Notizen. Ö.A.Z. 1913, pag. 16.

Mont Ruan aus dem Fond de la Combe. 6. September. Herren Oskar Erich Meyer und G. Zindler machten einen Versuch, den Glacier du Mont Ruan auf geradestem Wege über die Wand orographisch links von der Klamm ( Ostwand des innersten Fond de la Combe ) zu erreichen. Die Felswand, welche sie fast bis zum Beginn der leichten Hänge darüber durchstiegen, ist durch die Brüchigkeit des wohl ständig wasserüberronnenen, mit einzelnen Rasenpolstern durchsetzten Gesteins zu gefährlich, um durch genauere Angabe der Route zu einer Wiederholung der Tour, vor welcher ausdrücklich gewarnt wird, mit gutem Gewissen auffordern zu können.

Grenairon, 2771 m, vom Chalet-Hôtel du Buet. 30. August. Herr Oskar Erich Meyer beschreibt die neue Route folgendermaßen: Man folgt dem neu angelegten Weg auf den Buet über trümmerbesäte Rasenhänge und zwischen chaotisch gelagerten Blöcken hindurch bis dahin, wo er den Südwestgrat des Grenairon verläßt, um über die obere Terrasse des Cirque des Fonds dem Nordgrat des Buet zuzustreben. Von hier den breiten Schieferrücken weiter nordostwärts hinauf bis zum Fuße des eigentlichen Gipfels. Wenige Schritte längs seiner Südseite führen zu einem engen, kaminartigen, zum Teil schneeerfüllten Einriß, der nicht ganz leicht wieder auf die Höhe des Kammes leitet. Über Schutt dem leichten Grate aufwärts folgend, bis ihn eine Scharte mit 1½ m hohem senkrechtem Abbruch durchschneidet. Ein leichter Quergang in der rechten Flanke führt in eine Schlucht, die burggrabenartig den Gipfel auf der Südseite umzieht. Ungefähr in der Fallirne des Gipfels aus der Schlucht nach rechts hinaus, und wenige Schritte längs ihres Südrandes querend, mit Hülfe einer natürlichen Brücke hinüber. Eine kurze Kletterstelle ( l½ Meter ) führt auf den unschwierigen, schuttbedeckten Plattenhang des Gipfels hinauf. ( 3½ Stunden vom Chalet du Buet.Ö.A.Z.. 1912, pag. 373.

Penninische Alpen.

Aiguilles Rouges d' Arolla, Nordgipfel ( zirka 3600 m ). 11. August 1911. Messrs. J. M. Archer Thomson und W. P. Haskett-Smith erstiegen diesen Gipfel durch die Mitte der Arolla zugekehrten Wand in zweistündiger, steiler und offener Kletterei über Platten, welche kleine zuverlässige Griffe und wenige Hindernisse bieten. Die Wahl der richtigen Anstiegslinie verlangt Urteilskraft. A.J., N° 196, pag. 197.

Dent des Bouquetins, Nordgipfel, 3783 m. 14. August 1911. Messrs. J. H. Archer Thomson, G. L. Collins und G. K. Edwards erstiegen diesen Gipfel von Osten mit folgender Variante: Etwas oberhalb des Bergschrundes wurde der Schneehang, über welchen die gewöhnliche Route zur Scharte zwischen dem Mittleren und dem Nordgipfel führt, verlassen und die Felsen der Wand über angenehme vorspringende Rippen erstiegen. Mehrere Couloirs wurden von links nach rechts gequert; einige Stellen dabei waren sehr schwierig und mißlich. Der Gipfelrücken wurde bei dem vorletzten Gendarmen erreicht. Diese Variante verlangt mindestens eine Stunde mehr als die gewöhnliche Route. A.J., N° 186, pag. 197.

La Sengla, Nordgipfel, 3702 m, vom Col de la Beuse d' Arolla oder Col d' Oren. 27. Juni 1911. Mr. A. Stuart Jenkins mit Jean Bournissen und Jean Gaudin verließen Arolla um 1 Uhr 50 Min. morgens und erreichten den genannten Col ( 3242 m ) um 8 Uhr 30 Min. vormittags. Der von Nordost nach Südwest verlaufende scharfe Rücken wurde über ziemlich schwierige und nicht besonders feste Felsen verfolgt bis zu einem ersten mit einer Firnhaube gekrönten Nebengipfel ( ungefähr 2 Stunden vom Col ). Von hier wurde der Rücken in nord-südlicher Richtung zum Gipfel der Sengla verfolgt ( 2 Uhr nachmittags ). Die letzte Stunde des Kletterns ging über schwierige Platten. Die Partie stieg auf der nämlichen Route ab und benutzte an zwei Stellen das Reserveseil, um Zeit zu gewinnen. Der Col de la Reuse d' Arolla wurde um 6 Uhr abends erreicht. Schwierige Verhältnisse ( Schnee und vereiste Felsen ) erklären den großen Zeitaufwand; 34 Stunden sollten vom Col zum Gipfel und etwas weniger für den Abstieg genügen. Näher wäre der Zugang von Prarayé, etwa 4 Stunden steilen Aufstiegs zum Col. A.J., N° 197, pag. 341.

Dent Blanche über die Westflanke und Traversierung. 17. August. Messrs. G. Mallory, H. E. L. Porter und H. B. Pope. Die Westflanke der Dent Blanche zerfällt in ihrem unteren Teil in zwei Hälften. Erstens von Süd nach Nord eine flache Wand und zweitens eine seichte Mulde. Die Scheidelinie ist eine dunkle Masse von Felsen, so daß die Mulde zwischen ihr und dem Westgrat liegt. Die Mulde ist das Delta eines großen Couloirs, während die dunkle Masse den an das Delta anschließenden Wall bildet. Die dunkle Felsmasse war das Ziel der Partie. Der schmale Gletscher, welcher zu ihr hinführt, bot keine beträchtlichen Schwierigkeiten. Die Partie ( mit Laterne ) ging von einem Punkt nahe dem Nordufer aus und näherte sich beständig dem Südufer des Gletschers. Um 5 Uhr morgens, etwas weniger als 3½ Stunden nach Verlassen der Alp Bricolla, waren sie am Fuß der aus der Nähe gesehen sich als rot erweisenden Felsmasse und warteten hier eine halbe Stunde lang das Tageslicht ab. Dann wendeten sie sich dem roten Felsen zu und stiegen in ziemlich gerader Linie aufwärts, bis sie auf den Südgrat stießen, 10 Minuten unterhalb des Gipfels ( 10 Uhr 30 Min. vormittags ). Die unteren Felsen waren sehr steil, aber eine Reihe von Kaminen etwas zur linken Hand brachte sie in der angenehmsten Weise, ohne erhebliche Schwierigkeiten, unter Pope's Führung über diese weg. Nach diesem unteren Abschnitt hielten sie sich an eine ausgesprochene, wenn auch nicht weit vorspringende Rippe, die nicht schwer zu erklettern war. Die Verhältnisse waren für die Besteigung auf diesem Wege günstig, und es fiel kein Stein in den seichten Couloirs zu ihren beiden Seiten. Im Abstieg verwendeten sie 50 m Reserveseil, um den großen Gendarmen zu umgehen, und traversierten dann ohne Schwierigkeit auf den Grat zurück. A.J., N° 198, pag. 462—463.

Wandfluh, 3595 m, direkt über die Ostkante vom Schönbühlgletscher aus. 15. Juli. Herren Ingenieur Guido Meyer und Max Meyer, mit Angelo Dibona und Luigi Rissi. Von der Schönbühlhütte sind im linken Teil des kilometerlangen Wand-gürtels zwei schräg nach links emporsteigende, von mächtigen Überhängen unterbrochene Schneerinnen bemerkbar, die südlich von je einem rampenartigen Felsbau begrenzt werden. Die linke Rampe wird am südlichen Ende des Hauptmassivs durch einen mächtigen Grat umrahmt, der etwa 200 m oberhalb des Einstiegs betreten wurde, und dessen viele überhängende Türme die schwersten Hindernisse der Tour darstellten. Von der Schönbühlhütte zuerst über Schutt, dann über den untersten Teil des Schönbühlgletschers westlich zu einer steilen Schneerinne, die sich als Hauptrinne in der Wand fortsetzt. Der Einstieg befindet sich an ihrem südlichen Rande, ca. 50—60 m über dem Fußpunkte des Hauptgrates, bei einer spitz vor-strebenden Felsrippe ( P. 2272 m ). Über die sehr steile und plattige Felswelle 20 m sehr schwierig empor, dann im Zickzack auf ein schmales Band; nun links über eine Rampe und steile Wand auf ein Gesimse und wieder schwierig südlich durch eine plattige Rinne auf ein schmales Band. Der anschließende schwierige Quergang nach links und eine nach rechts aufstrebende Rinne bringen auf eine in gleicher Richtung unter Überhängen verlaufende Rampe und später auf einen brüchigen Grat; im Zickzack etwa 50 m auf eine kleine Terrasse. Nun immer schräg rechts über schwierige Platten und ein steiles Schneefeld an den Fuß des nächsten senkrechten Gürtels. Durch eine Plattenrinne empor und immer schwierig nach links in eine Parallelrinne. 20 m höher unter Überhängen nach links auf ein Band ( schwierig ) und in einer überhängenden Plattenrinne schräg links empor, bis gegen rechts der Hauptgrat gewonnen werden kann. Nun an seiner rechten Flanke im Zickzack über mehrere Vorbauten und unter einem weithin horizontal streichenden gelben Wulst in eine kleine Scharte. Zuerst schwach rechts, dann gerade durch einen engen, seichten und überhängenden Riß 15 m äußerst schwierig empor und links davon über die Steilwand auf den großen Gratabsatz. In Schleifen an den nächsten Aufschwung und 50 m langer Quergang nach rechts zu gangbaren Felsen ( teilweise schneebedeckt ), die schräg rechts an die Begrenzung der fortwährend von Schneelawinen bestrichenen Hauptschlucht leiten. ( Kleine Höhle. ) Im Zickzack links neben der Eisrinne empor, dann über eine steile Schneerinne ( querend ) und einen Überhang auf die nächste Gratrast. Über Schnee an den folgenden Aufschwung; zunächst schräg rechts empor, später in eine nasse Plattenrinne und durch diese äußerst schwierig auf ein Gesimse. Kurze Zeit über den plattigen Grat, dann nach Norden in seine Flanke und in sehr verwickelter Kletterei etwa 80 m empor. Von dem so gewonnenen, schuttgekrönten Köpfel etwa 40 m parallel zur Hauptrinne und bei ihrer Verzweigung neben der Seitenrinne empor. Hier beginnt der gefährlichste Teil der Tour: Auf teilweise verschneiten Felsen äußerst schwierig ( Lawinenbildung ) 30—40 m empor bis unterhalb des zackengekrönten, scharfen Hauptgrates und noch in seiner Nordflanke etwa 50 m horizontal über 70—80° geneigte, neuschneebedeckte Eishänge horizontal rechts ( in denen eingefrorene Steine und wenige vorspringende verglaste Felsen den Kletterschuhen nur wenig Halt boten).Sie gewannen so jene Scharte, in der der bisher verfolgte „ Hauptgrat " im Massiv der Wandflucht verschwindet. Nun schräg rechts in die große Schneerinne des Berges und in bedrohlicher Fallirne der lawinenbildenden, noch weit entfernten Wächten des Gipfelkammes 20 m empor. Nach links über senkrechte, oben sehr schwierige Platten und weiter auf den kühnen Ostgrat des Gipfels, der mit mächtigen Überhängen gegen Süden zum Gletscher niederbricht. Auf oder rechts neben ihm etwa 80 m zu dem nächsten, gelben Abbruch. Hier ( keine Stelle leicht !) 10 m nach rechts in eine Plattenrinne, die schräg rechts bis über einen kleinen Überhang durchstiegen und nach kurzem Verlassen noch während 15 m als Weiterweg benützt wird. Jetzt näliert man sich über steilen Schnee dem letzten Felsaufschwung: Durch eine brüchige Rinne, über den anschließenden Überhang und ein links verlaufendes Band auf einen Gratkopf und endlich über ein 80 ° geneigtes, wächtenartiges Schneegebilde auf den Gipfel. Abstieg über den Col d' Hérens zur Schönbühlhütte. Zeiten: Hütte-Einstieg ½ Std., Einstieg-Gipfel 9 Std. reine Kletterzeit, 2 St. Rasten; Abstieg 3 Std. Im allgemeinen sehr schwierige Fels- und Eistour. Wandhöhe 800 m. D. A. Z., Mitteilungen, November 1912, pag. 15.

Ober-Gabelhorn über die Westflanke. 1. August. Miss Dorothy E. Brown und Mr. S. K. Brown mit Oskar und Heinrich Supersaxo verließen um 3 Uhr 30 morgens die Mountethütte, traversierten den Durandgletscher und stiegen den steilen und gewöhnlich sehr verklüfteten Gletscher westlich des Ober-Gabelhorns hinan. Ungefähr in 3360 m Höhe rasteten sie, um den Weg über die Flanke auszusuchen. Eine wenig ausgeprägte Rippe, die in fast gerader Linie zum Gipfel führt, wurde als die anscheinend beste in Angriff genommen. Es folgte eine abwechslungsreiche Kletterei auf solidem Fels, der nur zweimal von kleinen Schneebändern durchzogen war, bis etwa zum letzten Viertel des Gipfelaufbaues, wo sie etwa 20 m nach links gehen mußten. Von da wieder gerade hinauf über gute Felsen zum Gipfel, den sie in 7½ Stunden von der Hütte erreichten.

Plattenhorn über den Nordgrat; ca. 3320 m hoher, bis dahin unbenannter Punkt zwischen Punkt 3311 und 3245 nördlich des Almagellhorns. 20. August. Die Nämlichen verließen in der Frühe das Hotel auf der Almagellalp, folgten dem Wege des Westgrates auf das Sonnighorn Ms zum Rotplattgletscher. Von da traversierten sie etwas tiefer zum Grat hinüber, der zwischen Punkt 3311 und 3245 direkt nach Norden verläuft und die Grenze zwischen Rotplattgletscher und Weiß-talgletscher bildet, stiegen über diesen in höchst interessanter Kletterei zum Gipfel, den sie Plattenhorn tauften, weil der Berg sehr viele Platten aufweist. Von da verfolgten sie den ganzen Grat zum Sonnighorn und stiegen über dessen Nordgrat ab. Persönliche Mitteilung von Führer Oskar Supersaxo ( Sektion Monte Rosa ).

Allalinhorn über die Südwand. 16. August. Mr. Eric Brown mit Oskar und Heinrich Supersaxo verließen die Britanniahütte um 5 Uhr morgens, waren um 7 Uhr auf dem Firn des Allalingletschers direkt unterhalb des Gipfels, stiegen über den Firn nach links bis etwa in die Hälfte seiner Höhe und erreichten die Felsen um 8 Uhr. Sie traversierten schwach ansteigend nach rechts zurück, bis sie wieder die Senkrechte unter dem Gipfel erreichten, dem sie nun in schwieriger Kletterei direkt zustrebten. Vom Einstieg in die Felsen erst gegen ein steiles Schneedreieck, dann links den Felsen entlang bis zu einem großen Felsblock im Schnee, dann schräg nach rechts, abwechselnd über Wandpartien und durch kurze Kamine zu den oberen Felsen, welche in einem griffarmen Kamin und in dem kanzeiförmigen Aufbau des südlichen Ausläufers des Gipfels die letzten Schwierigkeiten boten. Ankunft 1 Uhr. Abstieg über das Feejoch und die Lange Fluh nach Saas-Fee, wo sie um 5 Uhr nachmittags ankamen. Alp. 1913, pag. 65 — 66, und persönliche Mitteilungen von Mr. Eric Brown ( Sektion Lägern ).

Anmerkung der Redaktion. Diese neue Route auf das Allalinhorn vom Allalingletscher aus ist wohl zu unterscheiden von der Variante von Rev. C. A. C. Bowlker, welcher am 23. August 1886 von den obern Terrassen des Allalingletschers in der Richtung des dreieckigen Schneefeldes ansteigend, oberhalb desselben das Couloir rechtsließ und sich dem schneeigen Ostgrat zuwandte, welchen er in 2½ Stunden vom Fuß der Felsen erreichte, um über ihn in 20 Minuten zum Gipfel zu gelangen. Siehe Studer: „ Über Eis und Schnee " II 2, pag. 338 — 339.

Mont Giron, 2734 m, über dem Nordostgrat und Übergang von den Cime Nere zum Mont Giron. 15. Oktober. Sr Hans di Entrèves mit A. Meynet verließen Châtillon um 3 Uhr morgens und erreichten den Gipfel der Cime Nere um 9½ Uhr vormittags über den Nordostgrat, den sie vom Fuße an verfolgten. Der einzige Punkt, der Aufmerksamkeit erforderte, war eine glatte und sozusagen senkrechte Platte. Nach kurzer Rast stiegen sie angeseilt zu einer kleinen Furkel hinunter, vermittelst eines kleinen Kamins und zweier Bänder. Von diesem Punkte erreichten sie über den wieder ansteigenden, ziemlich scharfen und mit viel Neuschnee bedeckten Grat zwei Gendarmen, von denen sie den ersten direkt überwanden, indem sie sich an den Grat hielten, den zweiten, der aus einer glatten grifflosen Platte bestand, vermittelst eines Seilmanövers. Dann umgingen sie einen Überhang auf der Seite von Valmariana über große, an Griffen reiche Platten und Bänder zu einem Col und gelangten von da in leichter Kletterei bald auf den Gipfel des Mont Giron ( 2½ Std. von den Cime Nere ). Der Rückweg wurde über die gewöhnliche Route genommen. R.M. 1913, pag. 51.

Berneralpen.

Strahlhörner und Strahlgrat, traversiert bis P. 3330 Siegfr. 6. August. Miss Maye Bruce und Canon A. Sloman mit Johann Eisig verließen das Hotel Eggishorn um 5 Uhr morgens, bogen von dem Pfad nahe dem östlichen Ende des Märjelensees um 6 Uhr morgens ab, stiegen schräg aufwärts, erst in nordwestlicher, dann in nördlicher Richtung, und erreichten den ersten Gipfel, P. 3030 Siegfr., um 8 Uhr 10 Min. vormittags. Sie traversierten dann nacheinander die Punkte 3053, 3080, 3061, 3104, 3279 und langten auf dem höchsten Punkt, kotirt 3330, um 9 Uhr 30 Min. vormittags an. Es ist möglich, sich den ganzen Weg an den Grat zu halten, und die Felsen sind gut. Interessante Kletterei ohne aufregende Momente. Ein Schneesturm, welcher die Partie auf dem Rücken nahe dem letzten Gipfel erfaßte, ließ es dem Führer unratsam erscheinen, direkt auf das kleine Schneefeld südlich von P. 3330 abzusteigen. Die Partie kehrte deswegen auf der gleichen Route zum Hotel zurück, welches sie um 3 Uhr nachmittags erreichten. A.J., N° 198, pag. 463.

Mettenberg über den Nordgrat. 19. August. Dr. Rudolf Beck und Dr. Alfred Leuchtag mit Emil Steuri und Josef Maria Biner. S.A.G.. J. XLVIII, pag. 279, und „ Alpina " 1912, pag. 175.

Lauterbrunner Breithorn über die ganze Länge des Ostgrates vom Schmadrijoch aus. 24. Juli. Herren A. Scabell, A. Mottet, Ph. Weydmann und Dr. A. Panchaud erreichten vom Schmadrijoch aus, das sie von Xorden erreicht hatten, ohne Schwierigkeiten den Punkt 3387 und überschritten ihn. Das zweite Teilstück des Grates bot einige schwere Kletterstellen, doch konnte der dominierende Gratturm in der Südflanke auf breitem Schneeband umgangen werden. Im dritten Teil fiel die Route mit der von J. Gallet in S.A.C.J ., vol. XXXII, pag. 119 —120, beschriebenen zusammen. Zeiten: Ab Ober Steinberg l½ Uhr morgens; Schmadrijoch an 10 Uhr, ab 11 Uhr; Gipfel an 6½ Uhr abends; Wetterlücke 9½ Uhr nachts; Mutthornhütte 1 Uhr morgens. Sehr schlechte Verhältnisse.

Oberaarhorn, neuer Aufstieg durch die Ostwand. 24. Juli. Herren A. Scabell, E. Häberli und Ph. Weydmann erstiegen in 2¾ Stunden, Halte inbegriffen, die Ostwand des Oberaarhorns, welche sie ziemlich genau östlich des Gipfels betraten und in gerader Linie zum Gipfel durchkletterten.

Graspaß ( Engelhörnergruppe ) von Rosenlaui aus. Erste Begehung im Aufstieg. Herren O. Tschanz und P. Simon. Von Rosenlaui auf bequemem Pfad zum „ Schön-bydemli ", einem Grasbödeli unter der Engelburg. Von hier direkt in der Mulde zwischen Rosenlauistock und Engelburg über leichte Platten bis zu einer Felswand, die den Hintergrund der Schlucht abschließt. Nun links hinauf zu einem höhlenartigen Überhang, wo die Kletterschuhe angelegt wurden. Von hier nach rechts hinaus ( Aufstieg ) über ein sehr abschüssiges, glattes Bändchen und vermittelst Schulterstandes über grifflose Platten sehr schwierig etwa 5 m hinauf zu einem Abseilring. Von hier 10 m bequem über Geröll, Schutt und Gras zum Paß. Die Tour kann als Traversierung ins Ochsental hinunter in Verbindung mit Engelburg, Rosenlauistock und Tannenspitz sehr empfohlen werden. Einfachere Variante: Von der Mulde des Ochsensattels über den Grat der Engelburg zum Graspaß. A.A.C.B., VII. Jahresbericht, pag. 15, und S.A.C.J ., vol. XLVIII, pag. 119 — 120.

Dammagruppe.

Hinter Sustenhorn, 3320 m, Südgipfel. Neuer Abstieg in der Ostwand. 9. Juli. Herren J. C. Case, I ). Hatt, B. Mittendorf und M. Kurz. Vom Hauptgipfel des Hinter Sustenhorns wurde der Hauptkamm nach Süden verfolgt ( siehe Urnerführer, Bd. II, Seite 148, Route e ). Die Partie hatte die ganze Traversierung der Sustenhörner in Absicht, zog aber, da dichter Nebel herrschte, einen direkten Abstieg vor. 15 Minuten nach Verlassen des Südgipfels wurde die tiefste Depression zwischen Sustenhorn und Hinter Sustenhorn erreicht ( sie liegt etwa 200 m nördlich des P. 3040 Siegfr.; siehe auch die Skizze im Urnerführer, Bd. II, Seite 152, wo die ganze Route sehr deutlich sichtbar ist ). Durch einen kleinen Kamin und leichte Platten biegt man nach Südosten in ein Schneecouloir kurz vor dem Bergschrund, dann direkt hinunter zum Brunnenfirn ( 45 Minuten ). Um die Schründe dieses zerspaltenen Gletschers zu vermeiden, steigt man nach Osten ab in der Richtung einer Felsnadel, die den Anfang eines großen Felscouloirs bezeichnet ( zwischen A und S der Worte Hint. Sustenhorn im Siegfr.; siehe auch Skizze im Urnerführer, Bd. II, Seite 152 ). Dieses Couloir führt direkt zum Wallenbühlfirn hinunter. Im oberen Teil kann man eine Felsrippe in der Achse des Couloirs benutzen. Im Frühjahr sollte man das ganze Couloir hinunterrutschen können. Auf dem Wallenbühlfirn trifft man auf Route 7 c des Urnerführers. ( 1 Std. 45 Min.A.A.C.Z., XVI. Jahresbericht, pag. 34.

Klein Murmetenstock-Groß Murmetenstock ( vermutlich erste Besteigung, ca. 2620 m ) -Graustöckli-Radlefshorn-Doppelistock ( erste touristische Besteigung ). Gratwanderung. 24. August. Herren Paul Baumgartner und Hans v. Bütte.

Drosistock über die Nordwestflanke-Wanghorn-Lücke 2776 m — P. 2854 — Gigli-stock-Steinlimmi. Gratwanderung. 25. August. Die Nämlichen. Alp. 1912, pag. 187.

Monte Leone-Gruppe.

Corno del Rinoceronte, 2891 m It.K.. 30. Juni. Die Ersteigung dieses ungenannten Gipfels oberhalb der Alpe die Veglia gelang den Si Dott. Gaetano Scotti und Angelo und Romano Calegari. Weitere Einzelheiten fehlen. R.M. 1912, pag. 343.

Tessiner Alpen.

Cima bianca. Begehung des Südgrates. 17. Juni. Herren C. Egger und G. Miescher. Von Lavorgo-Chironico nach Monti d' Osadigo ( 2 Stunden ). Übernachten bei Bauern. Von dort in einer Stunde zur Alp Gasca und über Schneefelder und einen felsigen Querriegel nach rechts zum Fuß des Südgrates, bei der nördlichsten Depression zwischen Mezzogiorno und Cima bianca. Aus der Scharte traversiert man einige Meter in die Westwand hinaus zu einer kleinen Verschneidung, durch welche man in schwieriger Kletterei ( kleiner Überhang ) den untersten senkrechten Gratabsatz gewinnt. Weiter über Platten, durch ein Loch und über verschiedene Grattürme hinweg in anregender Kletterei zum Westgipfel ( 2630 m ), 5 Stunden von Osadigo. Übergang zum Ostgipfel ( 2624 ) in l½ Std. über die Gratschneide mit einem schönen Stemmkamin am Schluß. Abstieg unschwierig über die NW-Flanke zum Laghetto und in großem Bogen um den ganzen Gebirgsstock herum nach Monti di Osadigo zurück ( 4 Std. ). Sehr lohnend.

Mezzogiorno. Erste Begehung des Nordwestgrates. 18. Juni. G. Miescher ( allein ). Von Monti d' Osadigo auf gutem Wege in den Hintergrund des Val Osadigo zu einem kleinen Boden oberhalb der Alp Gasca. Von hier über Schutthänge ansteigend zum Fuße des untersten senkrechten Absatzes im Nordwestgrat. Um den Felsturm herum und in seiner Westflanke über steile schrofige Felsen auf die Gratkante. Diese läßt sich in hübscher, unschwieriger Kletterei bis zum Gipfel ( 2705 m ) verfolgen. 3½ Std. von Osadigo. Abstieg über die Südostflanke und durchs Val Cramosina nach Giornico ( 3 Std. ). Persönliche Mitteilung von Herrn 6r. Miescher ( Sektion Basel ).

Urner Alpen.

Kuhplankenstock über den Südostgrat. 16. Juni. Herr Aldo Bonacossa. Näherer Bericht fehlt. A.V.S.B.., XVII. Jahresbericht, pag. 123.

Glarner Alpen.

Böser Faulen, 2804 m, auf neuem Wege. 4. August 1912. Herren Alb. Wiesendanger, Edwin Anderle und Ed. lmhof jun. machten einen direkten Übergang vom Guten Faulen ( 2736 m ) zum Bösen Faulen über den Nordostgrat und an den sogenannten Fenstern vorbei in die Scharte und von da auf bekanntem Wege auf den Gipfel. Der Abstieg vom Grat in die Scharte ist nicht leicht und erheischt Vorsicht. Persönliche Mitteilung von Dr. Ed. Imhof ( Sektionen Uto und Prätigau ).

Adula-Alpen.

Lentahorn, Abstieg über die Südwand. 6. August 1911. Dr. Ed. lmhof und Ed. lmhof jun. Zuerst östlich hinab auf den Gletscher bis unter das 2 der Zahl 3237, dann südlich in die Felsen und durch diese etwas südwestlich über Stufen und Bänder steil hinunter und zuletzt durch eine Schutt- und Schneerinne auf den untern, flach auslaufenden Gletscher, der zwischen Güfer- und Lentahorn westlich gegen den Lentagletscher abfällt, diesen aber gegenwärtig nicht mehr erreicht ( 1 Std. ).

Pizzas d' Annarosa, Variante in der Nordwand. 27. Juli 1912. Herren Ed. lmhof jun. und Albert Frei stiegen durch die westlichste, sehr steile Schneerinne der Nordwand direkt gegen das i des Wortes Pizzas im Siegfr. Persönliche Mitteilung von Dr. Ed. Imhof ( Sektionen Uto und Prätigau ).

Pie Furcla, 2912 m. Erste touristische Besteigung. 9. August 1911. Dr. E. Amberg und Gefährten übernachteten in der Hütte bei Punkt 1885 Siegfr. auf der linken Bachseite.Von Punkt 1954 an den Hängen des Piz Paradies entlang in die Furcla da Paradies, 2608 m. Von dort auf den kleinen Firn und stets südlich haltend, zuletzt über Felsen zum Gipfel. Abstieg zur Furcla auf dem gleichen Wege, dann Abstieg in die Val Cornera. Steinmann oder ein anderes Zeichen war nicht auf dem Gipfel. A.A.C.Z., XVI. Jahresbericht, pag. 36.

Errgruppe.

Montagnas dils Laiets, Nordgipfel, 2796 m. Neue Boute von Westen. 12. August. Herren Fritz Gloggengießer und Dr. Karl Täuber. Von Molins nach Tga im Val Faller. Von dort direkt südlich über den Hang ansteigend ins Val Bercia und zu zwei kleinen Seen. Dann über eine steile Grashalde etwas schräg nach links hinauf. Weiter mühsame, Vorsicht erheischende Kletterei über Felsen gerade aufwärts. Ganz oben etwas links haltend zum Gipfel. Von Tga 4 — 5 Std. A.V.S.B.., XVII. Jahresbericht, pag. 123. Siehe auch S.A.C.J.. XLVIII, pag. 23.

Piz Gallegione über den Nordwestgrat. 28. August. Fräulein Helene Eichler und Prof. Dr. Robert Liefmann erreichten von Cresta-Avers aus über Crot in 4 Std. 20 Min. die Forcella di Lago ( Passo di Madris 2647 m ), erstiegen in dichtem Nebel und Schneetreiben in 1 Std. 5 Min. die Cima di Lago über den leichten Blockgrat, gaben dann aber den Weiterweg zur Cima di Sovrana auf und kehrten zum Passe zurück. Von hier nahmen sie um 12 Uhr mittags den steilen, aber nicht schwierigen Nordwestgrat des Piz Gallegione in Angriff, über den sie, wohl als erste, um l¼ Uhr nachmittags den Gipfel erreichten. Sie verließen ihn um 2½ Uhr nachmittags, waren um 3 Uhr in der Forcella di Prassignola und erreichten von da in leichter Kletterei den Gipfel der Cima di Cavio. Nach Osten absteigend, gingen sie in 5/4 Stunden zum Pizzo Marcio hinüber und gelangten nach seiner Überschreitung in 55 Minuten zum Duanapaß, in 1 Std. 10 Min. zur Rheinbrücke bei Juppa und in 4 weiteren Stunden um 8 Uhr 25 Min. abends nach Cresta zurück. Persönliche Mitteilung von Prof. B. Liefmann ( Sektion Bern ).

Pizzo Bosso ( Valle di Lei ), 3061 m Siegfr. = 3058 m It.K ., über die Westwand und den Nordwestgrat. Traversierung zur Forcola dei Ghiacciai ( zirka 3000 m ) und über den Nordgrat zur Cima di Lago, 3082 m Siegfr. = 3079 m It.K..

30. Juni. Si Eugenio und Piero Fasana verließen die Hütten von Piangesca ( Valle dell'Acqua fraggia ) um 6 Uhr morgens bei dichtem Nebel, erreichten um 10 Uhr 30 Min. über den Passo di Lei und den Giacciajo del Pizzo Rosso leicht die Firnterrasse oberhalb des Gletschersturzes. Hier wendeten sie sich gegen die kurze, felsige Westwand des Pizzo Rosso. Durch ein offenes, ziemlich steiles Couloir mündeten sie in die Scharte nördlich des Gipfels und gelangten von hier über den schmalen, aus schrägen, teilweise mit schlechtem Schnee bedeckten Platten bestehenden Nordwestgrat, welcher Vorsicht erforderte, in kurzem auf den Gipfel, der keine Spuren früheren Besuches aufwies. Über den schneidigen Südgrat stiegen sie in steilem und unterhaltendem Übergang auf die darunterliegende Scharte hinab, von welcher der Grat sich wieder zur Cima di Lago erhebt. Die Furkel wird von ihnen nach dem Umstand benannt, daß durch sie die beiden Gletscher di Rosso und di Lago verbunden sind. Über den Kamm des monotonen Nordgrates erreichten sie, verschiedene Grattürme überwindend, die Cima del Lago und stiegen, anstatt den banalen Südostgrat zu benutzen, direkt über die Ostwand auf den Ghiacciajo di Lago ab. In langen Abfahrten vollzogen sie die Heimkehr über den Passo di Madris. R.M. 1912, pag. 208.

Pizzo Stella durch das mittlere Couloir der Nordwestflanke. 8. April. Si dott. 6r. Scotti, Angelo und Bomano Calegari verließen um 3 Uhr morgens die Hütten von Angéloga, 2046 m, in der oberen Val Rabbiosa, erstiegen Schneehänge, begaben sich unter die Vorsprünge des Pizzo Peloso und erhoben sich, immer in nördlicher Richtung fortschreitend, auf die Vedretta del Mortée bis an den Fuß des großen mittleren Couloirs, welches in einer Länge von über 400 m von dem Gipfel des Pizzo Stella in nordwestlicher Richtung herunterkommt. Nachdem sie sich angeseilt und den breiten Bergschrund auf einer Schneebrücke überschritten hatten, begannen sie den Anstieg, indem sie sich auf dem Grunde des Couloirs hielten. Die Steigung nahm allmählich zu, bis sie auf der letzten Strecke eine sehr steile Linie beschrieb. Etwas unterhalb des Gipfels bogen sie nach dem Westkamm hin ab, den sie auf einem sehr steilen Hang und mit äußerster Vorsicht wegen des auf blankem Eis lagernden Schnees betraten. Höher oben wurde der Marsch angenehmer, die Steigung nahm ab und um 8 Uhr 30 Min. vormittags betraten sie den eine grandiose Aussicht bietenden Gipfel. Um 9 Uhr 30 Min. traten sie den Abstieg über den in großen Wächten die Nordwestflanke überhangenden Nordgrat an; dann durch das sehr steile Couloir Federica, welches Aufmerksamkeit und persönliche Sicherheit erforderte wegen des harten Schnees und der Gefahr von Steinschlägen. Gegen 11 Uhr 15 Min. waren sie am Fuße desselben. Indem sie über die Abhänge der Vedretta Mortée und die oberen Seen von Angéloga abstiegen, waren sie um 12 Uhr 30 Min. bei den gleichnamigen Hütten zurück. R.M. 1912, pag. 181—182.

Berninagruppe.

Cima di Spinga über den Ostgrat. 15. Juli. Herr Aldo Bonacossa. Bericht fehlt. Cima di Val di Togno, 3054 m, über die Westwand. 8. September. Der Nämliche. Bericht fehlt.

Cima Fontana, 3250 m, über die Nordwand und erste Begehung der Südwand.

30. August. Der Nämliche. Bericht fehlt.

Cime di Musella: Punta Caccia, 3050 m, über die Südwand. 22. August. Der Nämliche. Bericht fehlt.

Piz Bacane über den Westgrat. 9. Juli. Der Nämliche. Bericht fehlt.

Piz Casaccia, 3026 m, erste Besteigung. 15. Juli. Der Nämliche. Bericht fehlt.

Pizzo Calino, 3030 m, über die Nordwand und erste Begehung des Nordwestgrates. 9. September. Der Nämliche. Bericht fehlt.

Pizzo Carale über die Nordwand und erste Begehung der Südwand. 18. Juli. Der Nämliche. Bericht fehlt.

Pizzo Malenco über die Südwand. 4. September. Der Nämliche. Bericht fehlt.

Pizzo Scalino, 3323 m, über die Südwand. 29. August. Der Nämliche. Bericht fehlt.

Pizzo Verona über die Ostwand und erste Begehung des Südgrates. 17. September. Der Nämliche. Bericht fehlt.

Punta Corti, 3024 m It.K ., über den Westgrat und erste Begehnng des Ostgrates.

31. August. Der Nämliche. Bericht fehlt.

Sassal Masone, 3039 m, über die Südwand. 22. September. Der Nämliche. Bericht fehlt.

Vetta di Bon, 3133 m It.K ., über die Nordostwand. 19. September. Der Nämliche. Bericht fehlt. A.V.S.B.., XVII. Jahresbericht, pag. 111 — 112.

Piz Badile über die Nordost- und Nordwestflanke und das dazwischen liegende Bollwerk. 30. 31. Juli, 3. August 1911. Si Gaettano Scotti, Angelo und Bomano Calegari. Nachdem die Partie am 29. Juli von einem Biwak nahe den Saßfurahütten die Route ausgeforscht hatte, verließ sie am 30. morgens 5 Uhr 15 Minuten dieses Biwak, ging über Trümmer zu dem kleinen Cengalogletscher, diesen rasch hinauf zu den ersten Felsen des Berges, wo sie Schuhe, Beile und alles überflüssige Gepäck ablegte und Kletterschuhe anzog ( 6 Uhr 30 Min. morgens ). Die abstoßend glatten und zuerst brüchigen Felsen der Nordostflanke hinauf zwischen dem abschüssigen nördlichen Eiscouloir des Colle dell' Cengalo und dem nngeheuren Nordbollwerk des Berges, dann westlich über schmale Bänder ( Pflöcke eingeschlagen ) gegen einen Einschnitt in dem genannten Bollwerk, welchen sie in gefährlicher und sorgsamer Kletterei endlich erreichte.Von da das Bollwerk hinauf, bis sie auf dessen Westhang gedrängt wurde, von wo eine zerklüftete Rinne auf den messerscharfen Kamm zurückführte. Diesen entlang, bis er zu steil wurde, dann wieder ein kurzer Abstieg auf der Westseite über glatte, grifflose Platten ( Pflöcke ). Nun eine senkrechte Rinne hinauf, unter Vermeidung eines beträchtlichen Couloirs von schwarzem Eise, bis eine sehr schwierige Platte den Zugang zu einem schmalen Geröllband vermittelt ( Halt von 11 Uhr bis 11 Uhr 30 Min. vormittags ). Weiteres Vorrücken erschien hoffnungslos, dennoch wurde ein Versuch gemacht. Felsen glatt wie Glas, unbeschreiblich ausgesetzt. Die Partie kroch aufwärts über kleinste Unregelmäßigkeiten. Nirgends kann der Vorangehende sich selbst oder die Nachfolgenden sichern. Eine kleine Scharte im Kamm erreicht, nur um sofort wieder auf den Westhang gedrängt zu werden, von wo ( Pflock und Seil ) die Ritze durch sehr schwierige Traversen erreicht wird. Diese Ritze hinauf, eher leichter, aber brüchige Felsen bis zu „ kleiner Plattform ". Die nächste senkrechte und vollkommen glatte Stufe wird durch menschlichen Steigbaum überwunden, unterstützt von Pflöcken und fixen Seilen. Das nächste Stück ist überhangend, wird aber unmittelbar unter dem Überhang mit mehreren Pflöcken umgangen; dann der Kamm wiedergewonnen. Weiteres Vor- rücken war offenbar ganz unmöglich und, da das Wetter umschlug, wurde der Rückzug angetreten. Durch lose Blöcke wurde die Partie, während sie in der vorerwähnten Ritze abstieg, beinahe fortgerissen, aber der letzte Mann hielt fest. Ein fürchterliches Gewitter und schlechte Verhältnisse schienen eine Rettung auszuschließen; dennoch brachten noch mehr Pflöcke und Reserveseile die Partie glücklich hinunter auf die den Abgrund überhangende „ kleine Plattform " ( 7 Uhr abends ). 11 Stunden Halt. Regen, Schnee, schließlich eisiger Wind und aufklarendes Wetter.

Am 31. Juli verließen sie um 6 Uhr morgens die Plattform und setzten den Abstieg fort. Seilringe, Pflöcke, mitunter drei Reserveseile in Tätigkeit. Die Arbeit schien immer überwältigend hart. Die Beile etc. wurden um 1 Uhr 15 Min. wieder zur Hand genommen und Promontogno in der Richtung Chiavenna um 6 Uhr abends verlassen.

Am 3. August verließ die nämliche Partie die Badilehütte um 5 Uhr morgens und erreichte den Gipfel des Piz Badile auf der gewöhnlichen Südroute um 7 Uhr 30 Min. vormittags. Der Abstieg auf der Nordflanke wurde um 8 Uhr begonnen, nahe dem wirklich höchsten Punkt des Berges. Der große Zahn wurde hier auf einem sicheren Bande umgangen und dann betrat die Partie wiederum das Nordbollwerk bei schönem Wetter und dünnem Gewölk auf der Nordflanke. Beile, Schuhe usw. abgelegt und Abstieg über das Bollwerk mit der äußersten Vorsicht und Langsamkeit begonnen. Man folgte dem Kamm, bis ein senkrechter Zahn ihn unterbrach. Dieser wurde über minimes Band an seinem Westhang umgangen. Sehr schwierige Arbeit von ausgesetztem Charakter. Das Band verliert sich in der Wand, aber eine kaum für die Schuhspitze genügend weite Ritze führt auf dem Kamm zurück. Das Wetter wurde kälter und die Finger versagten den Dienst. Ein enger, eiserfüllter Schlitz im Osthang wurde nun sichtbar. Durch diesen Schlitz hinunter in gefährlich brüchigem Gestein, bis eine andere, dem Bollwerk parallel laufende Ritze erreicht werden kann. Diese hinunter, bis sie sich plötzlich spaltet; dann zurück zum Kamm über einen außerordentlich schweren Buckel. Die riesigen Platten des Bollwerks hinunter, bis, auf die Nordwestflanke übergetreten, sie das vertraute, am 30. Juli betretene Terrain unter sich sahen ( 3 Uhr nachmittags ). Einer von der Partie wurde kühn abgeseilt, bis das vorher unbetretene Stück angeschlossen und so das ganze Nordbollwerk durchstiegen war ( 3 Uhr 50 Min. nachmittags ). Nun unmittelbar wieder hinauf gegen den Gipfel; der Enthusiasmus half über die ungeheuren Hindernisse hinweg und der Gipfel wurde um 6 Uhr 50 Min. abends wieder erreicht. Abstieg auf der Südroute; Badilehütte an 9 Uhr abends. A.J., N° 198, pag. 464—465. R.M. 1912, pag. 195 — 202.

Cima di Cantun, 3360 m Siegfr., über die Nordflanke. 18. August. Herren C. Godet und H. Rütter. Alp. 1912, pag. 176.

Colle del Qualido. 16. August. Herren H. Rütter und Dr. Godet machten die erste Überschreitung des von den Italienern Colle Masino, von Rütter und Dr. Godet, in Übereinstimmung mit dem Führer Chr. Klucker, Colle del Qualido benannten Gletscherpasses, welcher nach den Hauptgrenzübergängen Passo di Bondo, del Ferro und Zoccapaß den wichtigsten Übergang über die Grenzkette in den südlichen Bergellerbergen darstellt. Er befindet sich zwischen dem Monte di Zocca im Osten und dem Pizzo Qualido im Westen und führt vom Albignagletscher ins Val Qualido und ins Valle di Mello. Die Jocheinsattelung wird von der Schweizerseite über steile Firn- und Eishänge erreicht, zirka 4 Stunden von der Albignahütte. Leichter Abstieg auf der italienischen Seite. Persönliche Mitteilung von Herrn H. Rütter ( Sektion Hoher Rohn ).

Punta Torelli, 3137 m It.K ., über die Ostwand und die Südostkante. 31. Juli 1911. Si Antonio Balabio, Arrigo Truffi, Carlo Fossati und Vittorio Mazzola verließen die Capanna Badile um 7 Uhr 40 Min. morgens, überschritten das langweilige Geröllfeld und nahmen die Richtung gegen den Firn, welcher unter der Südwand der Punta Torelli liegt. Da sie diesen nicht traversieren durften, um die Kletterschuhe nicht naß zu machen, mußten sie sich an die Platten halten, welche ihn westlich begrenzen. Der Übergang über diese verlangte Vorsicht wegen der beträchtlichen Neigung und Glätte der Felsen mit spärlichen Griffen. An der Südostkante lud ein schönes und sehr steiles Band zum Betreten ein. Sie seilten sich in zwei Partien an. Der Anfang war leicht. Auf das erste Band, welches in die Ostwand führt, folgt ein zweites und auf dieses ein senkrechter schwieriger Kamin. Dann sperrte eine auch von der Hütte aus als rötlichen Fleck sichtbare Platte den weiteren Weg, und nach vergeblichen Versuchen, sie zu bewältigen, gingen sie wieder auf den Firn zurück, verfolgten dessen Rand tunlichst auf der Höhe des Kammes und fanden ein couloir-artiges Band, welches sich später in einen Kamin verwandelte. Der Einstieg in das Couloir war mühsam wegen der abschüssigen Felsen. In der Ostwand bewegten sie sich auf einem horizontalen Bande, das allmählich zu einer einfachen Horizontal-spalte zusammenschrumpfte. Ein Überhang zwang sie, bloß mit den Armen angeklammert und ohne Möglichkeit, die Fußspitzen im Fels einzusetzen, weiter zu rutschen. Nachdem sie diese mißliche Stelle ohne Unfall passiert hatten, verfolgten sie das wieder breiter werdende Band in gleicher Richtung weiter und erhoben sich allmählich, bis ihr Band von einem zweiten Couloirband gekreuzt wurde, welches gegen die Südostkante verlief und dem sie nun folgten. Dieses Band war zuerst breit und bequem, aber mit rutschigen Steinen bedeckt und verschmälerte und verbreiterte sich abwechselnd. An seiner engsten Stelle mußten sie gebückt unter einem Überhang durchkriechen, an einer anderen tropfte Wasser herab. An seinem Ende fanden sie eine für zwei Personen sicheren Raum gewährende Nische und von dieser aus gewannen sie in gefährlicher Kletterei, erst horizontal über Platten, dann einen kleinen Kamin hinauf die Südostkante, welche sie nicht mehr verließen. Um einen sehr glatten Turm zu umgehen, mußten sie einige Meter nach Südwest abbiegen und dann durch einen interessanten Kamin wieder zur Kante aufsteigen. Über diese erreichte die erste Partie um 12 Uhr 15 Min. mittags den Gipfel. Nach einer kurzen Mahlzeit trat sie mit der andern, welche unterdes angekommen war, einen sehr raschen Abstieg auf dem gewöhnlichen Wege an. R.M. 1912, pag. 151—152.

Pizzo Fora — Pizzo Fedoz, erste vollständige Begehung des Verbindungsgrates. 15. Juli 1911. Si A. und R. Calegari und A. Balabio verließen gegen 5 Uhr morgens die Alp Fora, 2046 m, in Val Malenco, waren um 7 Uhr am Anfang des Gletschers ( 2800 m ), seilten sich an und waren ungefähr um 9 Uhr auf der Bocchetta Fora ( 3200 m An. ). Dann über den Ostsüdostkamm, der anfangs felsig und vereist, später sehr steil und mit hartem Schnee bekleidet war, den sie mit äußerster Vorsicht betreten mußten, wegen der ungeheuren nach Val Fedoz überhangenden Wächte. Um 10 Uhr 15 Min. waren sie auf dem Gipfel, wo sie einen Steinmann errichteten und auf dem nämlichen Wege nach der Bocchetta zurückkehrten ( 11 Uhr 15 Min. vormittags ). Dann über den zerrissenen Kamm weitergehend, erreichten sie um 11 Uhr 30 Min. die Forcola Fedoz ( 3000 m ) und um 12 Uhr 15 Min. mittags den Gipfel des Monte dell' Oro ( 3152 m ). Hierauf stiegen sie zu einer weiten Einsenkung ab, um über den abwechslungsreichen Grat wieder aufzusteigen zum Gipfel des Monte Muretto ( 3107 m ), den sie um 2 Uhr 10 Min. nachmittags erreichten. Um 3 Uhr waren sie in einer Scharte, von welcher ein ansehnliches Couloir auf den Passo Muretto hinunterführt und die sie Forcola Muretto nannten ( 3020 m An. ). Hier ließen sie Säcke und Pickel zurück, setzten den Marsch über den stellenweise scharfen und schwindligen Grat fort, dessen Gendarmen in schöner Kletterei überstiegen wurden. Um 4 Uhr 15 Min.

erreichten sie den Gipfel des Pizzo Fedoz ( 3196 m ), bauten den gewohnten Steinmann und traten dann den Abstieg an. Um 5 Uhr 10 Min. waren sie auf der Forcola Muretto zurück, stiegen steiler das Couloir über Felsen und Schnee hinab, erreichten in Schneetreiben und dichtem Nebel um 7 Uhr 30 Min. abends den Passo Muretto und gegen 8 Uhr die Hütten von Cavoloccio. R.M. 1912, pag. 152—153.

Ago di Sdora, Variante in der Südostwand und dritte Überschreitung von Süden nach Norden. 31. Juli. Si Eugenio und Piero Fasana und Pietro Mariant machten unter fast winterlichen Verhältnissen eine Variante der Route Fiorelli-Redaelli in der Südostwand, wobei besonders ein glattes und senkrechtes Wändchen ungewöhnliche Schwierigkeiten machte, und vollführten hierauf, im Aufstieg über den Nordgrat, die von der Partie Heller 1909 erstmals gemachte Traversierung. R.M. 1912, pag. 343.

Pizzo Orientale del Ferro, erste Überschreitung und erster Abstieg über das Nord-(Albigna)couloir — Colle Màsino, erste Überschreitung ( von Süden nach Norden ). 30. Juli. Die Nämlichen verließen die Capanna Allieri um 6 Uhr 30 Min. morgens, in der Richtung gegen den charakteristischen Passo dell' Averta; durch die Valle di Qualido und über den gleichnamigen Gletscher auf den Colle Màsino. Indem sie genau dem Kamm des felsigen Ostgrates des Pizzo folgten, hatten sie eine unter den damaligen Verhältnissen ( Neuschnee, Nebel und eisiger Wind ) nicht banale Kletterei. Sie überwanden den mit einem Steinmann gekrönten Ostgipfel und, etwas weiter, einen seltsamen Monolithen, welcher tatsächlich den höchsten Punkt desselben ( 3180 m ) darstellt. Dieser Gendarm, welcher durch einen interessanten Kamin erklettert wurde, könnte auch umgangen werden. Kurz darauf nahmen sie die Gipfelbastion in Angriff und um 11 Uhr 15 Min. waren sie auf dem höchsten Punkte des Pizzo orientale del Ferro ( 3198 m ) angelangt. Auf dem gleichen Wege zurück zum Colle Màsino, wo sie um 1 Uhr 15 Min. nachmittags anlangten. Von hier nahmen sie den Abstieg durch das breite und steile Eiscouloir, welches nach dem Albignatal sich absenkt. Die Schicht schlechten Schnees, welche lose auf der Eiskruste lag, löste sich leicht als Lawine ab, so daß große Vorsicht geboten war. Sie stiegen in gerader Linie ab, übersprangen einen ersten Bergschrund, mit überhängendem oberen Rand und ohne Brücke, zogen sich dann östlich, um in gleicher Weise einen gleichen parallelen Schrund zu überschreiten. Nachdem sie sich auch durch den spaltenreichen Zocca-gletscher gewunden hatten, umgingen sie schließlich die Vorsprünge des Pizzo di Zocca und erreichten, in einem heftigen Gewittersturm, über den Passo di Zocca, abends 5 Uhr die Hütte wieder. R.M. 1912, pag. 343.

Rhätikon.

Zulimspitze, 2861 m, auf neuem Wege im Abstieg. 17. Juli. Herren Ed. Imhof jun. und Alb. Frei. Abstieg zunächst direkt südlich über steil abgebrochene Felsen — teilweise schwierig - bis Punkt 2841 ( l½ Std. ), dann über den Westgrat bis Punkt 2730Std .); von da südsüdwestlich durch eine sehr steile, von zahlreichen Felsbändern durchquerte Kehle auf die Schutthalde unter der kleinen Furka ( 2 Std. ).

Hornspitze, 2540 m, neuer Abstieg. 18. Juli. Die Nämlichen stiegen vom Gipfel über den Südwest- und Südgrat in leichter Kletterei direkt zur Großen Furka hinab.Persönliche Mitteilung von Dr. Ed. Imhof ( Sektionen Uto und Prätigau ).

Ofenpassgruppe.

Piz Fier über den Nordgrat. 12. Juli 1911. Dr. Günter Dyhrenfurth und Frau, Dr. Albrecht Spitz. Aus der Val Cluoza durch die Val Sassa zur Fuorcla Val Sassa, hinüber zur Fuorcla Mitschauns und über die sanfte Erhebung- der Cima dei Buoi ( Name nur auf der It.K..; Höhenquote 2941 daselbst sicherlich falsch, etwa 3000 m ) zur Scharte am Nordfuß des Piz Fier. Wenige Schritte südlich zieht auf der Ostseite eine ziemlich steile Einne zum Grat hinauf; dann kurze Zeit auf der Kante bis zu einer auffallenden Steilstufe. Hier weicht man auf einem Schuttband in die Westseite aus, um dann durch einen engen gutgriffigen Kamin die Gratkante oberhalb des Abbruchs wieder zu gewinnen. Man hält sich nun auf dem Grat — ein Spreizschritt, ein kurzer Reitgrat, aber keine ernstlichen Schwierigkeiten — und gelangt so zur Scharte am Fuße des Gipfelturmes, die man von Osten her durch eine aus dem Kar heraufziehende Schuttrinne ganz leicht gewinnen kann. Dann auf dem Grat oder durch die Ostflanke zum Gipfel des Piz Fier ( am 7. Juli 1848 durch Coaz zum erstenmal erstiegen ). Abstieg durch die erwähnte Schuttrinne in die Valle del Cantone.

Cucler da Jon da d' Ontsch, Südgipfel ( 2834 m ), erste touristische Ersteigung; Nordgipfel ( etwa 2820 m ), erste Ersteigung. 16. Juli. Die Nämlichen stiegen von einem Zeltlager in der Val da Teafondata in östlicher Richtung über Schutthänge, die nur einmal durch eine leicht passierbare Wandstufe unterbrochen werden, zu dem Sattel zwischen Punkt 2790 und Cucler, wandten sich hier nördlich, umgingen die ersten beiden Grattürme auf der Westseite und erreichten über leichte Schrofen den höheren Südgipfel des Cucler da Jon da d' Ontsch. Etwas unterhalb der Spitze fanden sie die Reste einer Stange. Bei dem Gratübergang zum Nordgipfel hielten sie sich zunächst auf der Ostseite, dann auf der Kante selbst, passierten ein unangenehmes, ziemlich schwieriges Wandel und gelangten endlich auf der Westseite des Grates zu der Scharte am Fuße des turmförmigen Nordgipfels. Seine Ersteigung erfolgte hart an der Gratkante in hübscher, ausgesetzter Kletterei ( Kletterschuhedas brüchige Gestein erforderte einige Vorsicht. Rückkehr zum Südgipfel und Abstieg auf demselben Wege.

Pis Schumbraida über den Nordwestgrat. 17. Juli. Die Nämlichen verfolgten von der Bocchetta Cancano den Grat, langsam steigend, über mehrere Erhebungen hinüber, bis sie ein mächtiger Turm zum Ausweichen auf der rechten ( südwestlichen ) Seite zwang. Hier querten sie längere Zeit und stiegen dann über ein System von Schuttbändern schräg hinauf. Als sie den großen Abbruch hinter sich wußten, strebten sie wieder der Grathöhe zu, welche sie über harten Schnee, zuletzt in mäßiger Kletterei, erreichten. Dann ohne jede Schwierigkeit zum Gipfel. Abstieg über den Nordostgrat. Ö.A.Z. 1912, pag. 156 und 32¾.

Redaktion.

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