Neue Kommission der IVBV
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Neue Kommission der IVBV

Neue Kommission der IVBV

Empfehlungen für Veranstalter von geführten Expeditionen

Im November 1998 hielt die neugegründete Kommission « Geführte Expeditionen und Höhenbergsteigen » der Internationalen Vereinigung der Bergführerverbände IVBV in Berchtesgaden ihre erste Sitzung ab. Dabei wurden Richtlinien für die Veranstalter und Beurteilungskriterien für potentielle Teilnehmer von geführten Expeditionen erarbeitet. Zum ersten Kommissionspräsidenten wurde der Engländer Steve Bell gewählt.

Unterschiedliche Gewichtung Die Vertreter der verschiedenen Nationen innerhalb der Kommission stellten zu Beginn der Tagung die Probleme bei der Ausrichtung geführter Expeditionen und die Position der Fachleute bzw. der öffentlichen Meinung in den verschiedenen Ländern dar. Am kritischsten wird die Durchführung solcher Expeditionen -vor allem im 8000er-Bereich - offenbar in den deutschsprachigen Ländern beurteilt. In den osteuropäischen Ländern stehen andere Proble- me an erster Stelle, während es z.B. in Skandinavien und Griechenland noch kaum Veranstalter solcher Expeditionen gibt. Anlässlich der Tagung wurde auch der inzwischen gegründete Internationale Qualitätsverband der 8000er-Expeditions-Veranstalter « IGO 8000 » vorgestellt.

Neuer Begriff « Geführte Expeditionen » Im Verlauf der Sitzung fassten die Kommissionsmitglieder den Beschluss, den Begriff « kommerzielle Expedition » künftig durch « geführte Expedition » zu ersetzen. Den Organisatoren solcher Expeditionen wird empfohlen, in Zukunft nur noch diesen Begriff zu verwenden. Weiter sollte jeder IVBV/UIAGM-Bergf ührer, Die neue IVBV-Kommission hat eine Liste der Umweltaspekte erstellt. Diese Gesichtspunkte sind nicht neu und werden von einigen Unternehmen schon seit längerer Zeit beachtet; Mülltrennung im Shisha-Pangma-Basislager.

der in seinen gedruckten Unterlagen geführte Expeditionen anbietet, deutlich sichtbar eine sogenannte « High Altitude Warning » abdrucken. Daraus soll der potentielle Kunde die Gefahren und die sich daraus ergebenden Risiken klar ersehen können.

Klassifizierung von geführten Expeditionen An der Tagung wurde eine Klassifizierung von geführten Expeditionen in drei Kategorien festgelegt:

7. IVBV/UIAGM Individually Guided Bei der « individuell geführten Expedition » führt ein IVBV-Bergführer im klassischen Stil mit den üblichen, geländeangepassten Führungstechniken und ein bis maximal zwei Kunden pro Bergführer.

Expeditionen, die organisiert und professionell geführt sind und sich aus dafür zahlenden Teilnehmern zusammensetzen, gibt es schon seit längerer Zeit. Von nun an sollen diese als « geführte Expeditionen » bezeichnet und in drei Kategorien unterschieden werden; 1988 im Lager III am Makalu La ( 7400 m ), im Hintergrund der Lhotse ( 8501 m ).

2. IVBV/UIAGM Guided Bei der « geführten Expedition » versucht der leitende IVBV-Bergfüh-rer, möglichst mit der Gruppe zum Gipfel aufzusteigen; mindestens ein weiterer Bergführer ( kann auch ein « Local guide » sein ) agiert am Berg mit. Das Zahlenverhältnis Kunden zu Bergführer sollte maximal 4:1 betragen. Der Bergführer kümmert sich vor Ort um die Sicherheit auf der Aufstiegsroute, um die Sicherheit der dort angebrachten Fixseile sowie um die Sicherheit der Lagerplätze und um eine generell sichere Durchführung des Aufstiegs am Berg.

3. IVBV/UIAGM Consulted Bei der « begleiteten Expedition » nimmt der begleitende IVBV-Berg-führer im Basislager nur eine beratende Funktion ein und kommuniziert beispielsweise mit den Teilnehmern über Funk; die Teilnehmer agieren am Berg allein ( evtl. unterstützt durch « Local guides » ).

Qualifikation für Leiter von 8000er-Expeditionen Die Kommission legte weiter verschiedene Richtlinien fest, über welche Qualifikation der leitende Bergführer verfügen sollte: Dabei geht es zusammengefasst darum, dass der Leiter einer individuell geführten Expedition bereits Führungserfahrung an einem Achttausender erworben haben und idealerweise bereits einen andern Achttausender bestiegen ha- ben sollte ( für die Leitung einer Eve-rest-Expedition sollte er zwingend bereits einen anderen Achttausen-der-Gipfel erreicht haben ). Für die Leitung von geführten oder begleiteten Expeditionen sollte er entweder ebenfalls einen Achttausender bestiegen haben oder mindestens schon mehrmals über 7000 Meter gewesen sein.

Mindestanforderung an die Sicherheitsausrüstung Unabhängig von der Klassifizierung einer Expedition in eine der drei genannten Kategorien sollte der Veranstalter eine Ausrüstungspalette bereitstellen, mit der dem Kunden grösstmögliche Sicherheit geboten wird. Dazu gehören ein Satellitentelefon im Basislager oder Zugang zu einem Satellitentelefon über Funk, in jedem Lager ein Walkie-Talkie, Bereitstellung von ausreichenden Mengen an Sauerstoffflaschen für den Notfall und einer Überdruckkammer, komplett ausgerüstete Expeditions-apotheke im Basislager, Notapotheke in allen Lagern sowie wenn möglich ein Expeditionsarzt, der das Team begleitet.

Umweltaspekte Last but not least erstellte die neugegründete Kommission eine Liste der Umweltaspekte, die durch den Organisator einer geführten Expedi- tion ( unabhängig von der Klassifizierung ) unbedingt beachtet werden sollten: Alles, was an den Berg gebracht wird, muss wieder zurück; dazu gehört der gesamte Müli sowie alles Sicherungsmaterial. Selbstverständlich sollten Batterien und Sauerstoffflaschen ins Ursprungsland zurückgeführt und dort fachgerecht entsorgt werden. Brennbarer Müli kann ausserhalb des Basislagers verbrannt, biologisch abbaubarer Abfall ausserhalb des Basislagers vergraben werden. Der restliche Müli sollte entsprechend den lokalen Verordnungen entsorgt bzw. der Wiederver-wendung zugeführt werden.

Ein weiterer Punkt betrifft die Entsorgung der Exkremente: Die Basisla-ger-Toilette soll als Auffangbehälter eine Expeditionstonne haben, deren Inhalt an geeigneter Stelle vergraben wird. In den Hochlagern sollten die Exkremente in biologisch abbauba-ren Plastiksäcken gesammelt und danach in tiefen Gletscherspalten entsorgt werden. Sowohl für die Teilnehmer als auch für die Träger sollte ausschliesslich mit Kerosin gekocht werden ( das gilt auch für die An- und Abreise zum und vom Berg ).

Weitere Diskussionspunkte Für ihre nächsten Sitzungen hat sich die neue IVBV-Kommission « Geführte Expeditionen und Höhenbergsteigen » verschiedene weitere Punkte vorgenommen. So soll unter anderem über mögliche zusätzliche Ausbildungskurse für Expeditionsberg-führer diskutiert werden. Die Kommission möchte zudem eine Untergruppe bilden, die die genannten Probleme vor Ort mit den Behörden bespricht. Weitere Themen sind die Ausbildung von Local Guides ( beispielsweise Sherpas ) sowie die Festlegung des Inhalts und Umfangs von gut ausgestatteten Expeditionsapo-theken.

Karl Kobler, Bern / Ralf Dujmovits, Bühl/Baden, Vertreter CH und D der IVBV-Kommission « Geführte Expeditionen und Höhenbergsteigen » Mit einer zahlenmässigen Beschränkung für die Besteigung des Prestige-Acht-tausenders Mt. Everest liesse sich zumindest hier eine wesentliche Beruhigung der Lage erreichen; Lager IV auf dem Südsattel des Mt. Everest.

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einen recht grossen Anteil an Intuition enthält, mit einer mathematischen Formel2, die ein exaktes Resultat gibt. Er hat damit ein Instrument geschaffen, auf das alle seit Anbeginn der Lawinenkunde sehnsüchtig gewartet haben; eines vor allem, das in einem unsichern Umfeld einen klaren Ja-/Nein-Entscheid liefert.

Kritik Nummer eins Die Einschränkung, dass die vorgängige klassische Beurteilung ein klares Ja ergeben müsse und keinesfalls durch die Reduktionsmethode ersetzt werden dürfe, berührt den Kern dieser Kritik. Denn in der Praxis wird es in allen kritischen Fällen ( und für die ist die Methode ja gedacht ) nie möglich sein, beim klasssischen Entscheid zu einem eindeutigen Ja zu gelangen, sondern nur zu einem Ja im Graubereich. Und genau hier liegt immer noch das alte Dilemma der Lawinenkunde! Wer sich bei der Ent-scheidungsfindung also schwer tut ( und wer tut das nicht ?), der wird dankbar und schnell zum Check übergehen; denn dieser liefert handfest das gesuchte Ja oder Nein. Die klassische Beurteilung wird dadurch fast bis zur Bedeutungslosigkeit abge-wertet, und es wird folgendes Ent-scheidungsschema ablaufen:

Im Rahmen der Formel 3x3 Die Reduktionsmethode von Werner Munter ruft intensive Diskussionen und gegensätzliche Stellungnahmen hervor. Der Au-tor1 des folgenden Beitrags setzt sich kritisch mit dem Beitrag « Reduktionsmethode - ein neues Werkzeug zur Beurteilung der Lawinengefahr » ( vgl. ALPEN 2/99, S. 14 ff. ) auseinander.

Worum geht es?

Die Methode mit Hilfe des Schemas, das Werner Munter zur Beurteilung der Lawinengefahr empfiehlt ( vgl. Fig. 1 ), ist in der Tat sehr verlockend. Munter schreibt für das Betreten eines Hangs dreimal ein Doppel-Ja vor. Er überprüft somit jedesmal die klassische Beurteilung, die bekanntlich mit viel Unsicherheit und konträren Fakten behaftet ist und oft Eine unsorgfältige klassische Beurteilung hätte hier schiecht geendet, denn der Check hätte grünes Licht gegeben!

Eine sichere Spur zwischen Schneebrettern erfordert eine kritische klassische Beurteilung. Alle Lawinen wurden durch die Gruppe ferngelöst.

Klassische Beurteilung zu Hause Ja-Entscheid im Graubereich im Wissen darum, dass als Notbremse noch der Check ( Reduktionsformel ) vorhanden ist. Ergibt der Check ein Ja, folgt die zweite Stufe, die Beurteilung vor dem Tourenstart.

Klassische Beurteilung vor Ort Ja-Entscheid im Graubereich im Wissen darum, dass als Notbremse noch der Check ( Reduktionsformel ) vorhanden ist. Ergibt der Check ein Ja, folgt die letzte Stufe, die Einzelhangbeurteilung.

Klassische Beurteilung Einzelhang Ja-Entscheid im Graubereich im Wissen darum, dass als Notbremse noch der Check ( Reduktionsformel ) vorhanden ist. Ergibt der Check ein Ja, kann der Hang betreten werden. Über alle drei Stufen konsequent durchgespielt, reduziert die Entschei-dungsfindung nach diesem Schema die gesamte Lawinenkunde auf eine letzte ( und somit einzige ) Formel!

Kritik Nummer zwei Dies wäre noch nicht allzu schlimm, wenn die Formel - quasi als Auffang-netz - zumindest gleich grosse oder noch besser kleinere Maschenweiten als das Netz der vorangehenden klassischen Beurteilung aufweisen würde. Zudem müssten die Maschenweiten von Stufe zu Stufe ( regional-lokal-zo-nal ) wie bei den klassischen Filtern immer enger werden.

Leider ist dem nicht so! Die Reduktionsformel hat die grösste aller Ma-schenweiten und bleibt auf allen Stu- fen gleich3; ihr Input besteht nur aus sehr groben und sehr ungenauen Werten und klammert den wichtigen Faktor Schnee bewusst aus - und ist damit als Check auf den Stufen lokal und zonal absolut unbrauchbar!

Zum Vergleich: Will man feinen Sand herstellen, lässt man diesen zuerst durch ein grobes Sieb laufen und verwendet dann von Stufe zu Stufe ein immer feineres.

Regionales Filter ( klassisch ) « Beurteilung zu Hause » — NEIN Verzicht oder andere Region/Tour i JA Fig. 1 Check ( Reduktionsmethode ) i JA Lokales Filter ( klassisch ) « Beurteilung vor Ort » JA

Check ( Reduktionsmethode ) i JA

Zonales Filter ( klassisch ) « Einzelhangbeurteilung » JA Check ( Reduktionsmethode ) i JA — NEIN — NEIN andere Tour/Route — NEIN — NEIN- Verzicht auf diesen Hang oder Umkehr — NEIN- men werden iang da Um die Feinheit zu überprüfen, lässt man ihn auf jeder Stufe nochmals durch das gröbste Sieb rinnen.

Ein Vorschlag zum vernünftigen Einsatz Die Reduktionsformel hat ihre Berechtigung bei der Planung zu Hause über der Karte. Ihre sehr grosse Maschenweite hilft allen - Unerfahrenen und Erfahrenen -, grobe Fehler zu vermeiden. Sie unterstützt ( als einer von vielen Faktoren, nicht aber als einziger !) den Entscheid, ob ein Tourengebiet oder eine Tour überhaupt in Betracht gezogen werden kann. Eine weitergehende Aussage kann und darf sie nicht machen, und vor einem Einzelhang hat sie absolut nichts mehr zu suchen. Hier hilft nur die klassische Schnee-Lawinenkunde mit all ihren Unsicherheiten, Widersprüchen und Unzulänglichkeiten!

Die Formel, die nur zur elementaren Planung über der Karte verwendet werden darf, sollte vom gefährlichen Ballast der drittklassigen Reduk-tionsfaktoren befreit werden ( z.. " " .B ., ob eine Gruppe gross oder klein ist ) und nur noch die Steilheit sowie die im Bulletin angegebenen kritischen Expositionen enthalten.

Epilog Wer sich über die griffige Formel freute und nun auf diese im Schnee draussen verzichten muss, ist enttäuscht. Lawinenkunde ist nun einmal zu komplex, um sie so einfach zu beherrschen. Trotzdem hat dies auch seine guten Seiten: Würde die Methode nämlich dank grösser werdender Akzeptanz auch von juristischer Seite zum « Mass der Dinge » erhoben, dann könnte sie sich bald als wahrer Stolperstein entpuppen.

Jürg Naegeli, Bülach ( ZH ) 1 Der Autor Jürg Naegeli ist Bergführer und Leiter der « berg-schule züri ».

2 vgl. Munter, Werner: 3x3 Lawinen. Entscheiden in kritischen Situationen. Pohl & Schellhammer, Garmisch Partenkirchen 1997; oder das gleichnamige J+S-Faltblatt 3 Befürworter werden einwenden, dass die Formel dank Mehrinformation ( z.. " " .B. bessere Abschätzung der Hangneigung ) auf jeder Stufe genauer werde. Das ist nur scheinbar so, denn die Abstufung der Grundgrössen ( Steilheit: 5°-Schritte / Exposition: 20°- bis 45°-Schritte ) ist so grob, dass verfeinerte Messungen draussen nicht nur nichts bringen, sondern sogar gefährlich sind! Denn wer kann aus Distanz versichern, dass der Hang wirklich nur 34° und nicht 35° geneigt ist und damit einen Reduk-tionsfaktor 2 schenkt? Unglücklicherweise bewegt man sich im Winter meistens hart an dieser Grenze, nämlich in lockenden Hängen von ungefähr 35° Neigung.

Jugend-Infos,Berichte, [-Aktivitäten

attività dei giovani

Cabane Vélan, 2642 m Die metallglänzende Velanhütte der Sektion Genf thront wie ein futu-ristisches Raumschiff in der rauhen Hochgebirgslandschaft des obern Val d' Entremont ( Unterwallis ), vis-à-vis des grossartigen und wilden Massivs des Grand Combin. Mit dem Hüttenwart Louis-Marie Masson kannst du dich im alpinen Wegbau üben, und in der Umgebung locken wilde Gletscher und hohe Berge zur Erkundung. Die Besteigung des « Hütten-königs » Mt. Vélan ( 3731 m ) kann, optimale Bedingungen bezüglich Wetter und Teilnehmer vorausgesetzt, ins Auge gefasst werden.

Anmelden kannst du dich für eine oder für zwei Wochen.

Work & Climb-Woche 99-01: So 4.7. bis Sa 1O.7.1999 Work 3 Climb-Woche 99-02: So 11.7. bis Sa 17.7.99 Bergsee-Hütte, 2370 m Die komfortable und doch gemütliche Bergsee-Hütte liegt wunderschön auf einer Talschulter hoch über dem GöschenerTal ( UR ). In unmittelbarer Nähe lockt ein klarer See, dahinter eine riesige Auswahl von Klettermöglichkeiten in solidem Urner Granit, von kleinen gemütlichen Klettergärten bis zu grosszügigen Gratklettereien. Und dann die Aussicht auf die vergletscherte, breite und doch elegante Dammakette! Das musst du im rosigen Morgenlicht selber erleben!

a.

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