Pistenknigge für Skitourenfahrer
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Pistenknigge für Skitourenfahrer Neues Merkblatt fürs Training

Skitourengeher benutzen gerne Pisten als Trainingsstrecken. Das birgt Gefahren. Das neu aufgelegte Merkblatt vom SAC und von den Seilbahnen Schweiz zeigt auf, wie Risiken und Konflikte reduziert werden können.

«Gott sei Dank hatten wir bisher keine schweren Unfälle zu beklagen», sagt Hermann-André Dussex, der Direktor von TéléOvronnaz. «Aber wir haben jedes Jahr Angst, dass etwas passiert.» Auf den Pisten des Unterwalliser Skigebiets sind ziemlich viele Skitourenrennläufer unterwegs. Besonders in den Jahren, in denen die Patrouille des Glaciers stattfindet. Dies obwohl die Pisten für Skitourenfahrer eigentlich gesperrt sind.

Ähnlich äussert sich Nadine Ruchti von Veysonnaz Tourismus. Sie beobachtet, dass es in den letzten Jahren immer mehr Skitourenfahrerinnen und -fahrer gibt. Die Freizeitaktivität sei dank besserem Material für breitere Kreise zugänglich geworden. Dazu kommt, dass Veysonnaz mit dem «Barlouka Race» selber jeden Winter Skitourenrennen organisiert, was den Sport weiter bekannt macht und Trainierende anzieht. Unfälle gab es aber laut Ruchti in Veysonnaz in letzter Zeit keine. Auch auf der Diavolezza im Oberengadin, wo vor allem italienische Skialpinisten die Pisten hochkeuchen, blieb man in letzter Zeit von gefährlichen Situationen verschont, wie Franz Thomas Balmer von der Tourismusorganisation Engadin St. Moritz erklärt. Er führt dies unter anderem auf die eher «marginale Anzahl» Skitourengeher zurück.

 

Statistik mit Lücken

Trotzdem gibt es Unfälle, wie die Statistik zeigt. Die Beratungsstelle für Unfallverhütung (bfu) erfasst seit der Wintersaison 2010/11 die Kategorie «Tourenfahrer im Aufstieg». Sie zählte damals zwei solche Unfälle, und im letzten Winter waren es sechs. Diese Zahlen geben das Unfallgeschehen aber nur zum Teil wieder: Erstens macht nur ein Teil der Skigebiete bei der Erhebung mit, zweitens werden nur die Fälle erfasst, bei denen der Pistenrettungsdienst zum Einsatz kommt, und drittens werden die Unfälle von Ski-tourenfahrern während der Abfahrt nicht gesondert ausgewiesen. Dabei ist gerade das sehr riskant. Skialpinisten trainieren vor allem abends, wenn die Bergbahnunternehmen ihre Pisten präparieren. Das heisst, es sind Pistenfahrzeuge unterwegs, oft gesichert mit langen, fast nicht sichtbaren Stahlseilen. Wenn Schneekanonen ihr Weiss in die Landschaft sprühen, werden sie von Wasser- und Elektroleitungen gespiesen, die zum Teil über die Pisten verlegt sind. Solche Installationen werden bei der rasanten Talfahrt im Dämmerlicht zu lebensgefährlichen Hindernissen. Und last, but not least werden gelegenlich auch Lawinen gesprengt.

 

Lokale Angebote nutzen

Auf diese und weitere Gefahren weist ein Merkblatt vom SAC und vom Verband Seilbahnen Schweiz hin. Es nennt neun Regeln (vgl. Kasten) und rät zusätzlich, die lokalen Bestimmungen zu beachten. So können neben Unfällen auch Bussen vermieden werden. Doch es geht nicht nur um Einschränkungen. Vielerorts gibt es spezielle Angebote: Trainingsstrecken, die für Skitourenfahrer reserviert sind, oder Tage, an denen die Pistenbenutzung abends erlaubt ist. Nicht selten lockt oben an der Trainingsstrecke ein offenes Bergbeizli. Zum Beispiel in Ovronnaz. Wie Hermann-André Dussex erklärt, will man diesen Winter erstmals den Versuch wagen und das Restaurant du Jorasse jeweils bei Vollmond länger geöffnet lassen. «Wir werden sehen, ob das den Skitourenfahrern und dem Wirt etwas bringt.»

Literatur

Steffen Niemann, Verletztentransporte im Schneesport 2010/2011, bfu – Beratungsstelle für Unfall-verhütung, Bern 2011

Die neun Regeln im Wortlaut

1. Aufstiege und Abfahrten erfolgen auf eigenes Risiko und eigene Verantwortung.

2. Aufstiege nur am Pistenrand vornehmen (FIS-Regel Nr. 7). Dabei hintereinander, nicht nebeneinander gehen. Auf den Skibetrieb achten.

3. Besondere Vorsicht vor Kuppen, in Engpassagen, Steilhängen, bei Vereisung und beim Queren der Pisten. Keine Querungen in unübersichtlichen Bereichen.

4.Keinesfalls gesperrte Pisten begehen. Lokale Hinweise und Routenvorgaben beachten.

5. Grösste Vorsicht und Rücksichtnahme bei Pistenarbeiten. Bei Einsatz von Seilwinden sind die Skipisten aus Sicherheitsgründen gesperrt. Es besteht Lebensgefahr!

6. Frisch präparierte Skipisten nur in den Randbereichen befahren.

7. Auf alpine Gefahren, insbesondere Lawinengefahr, achten. Keine Skitouren in Skigebieten durchführen, wenn Lawinensprengungen zu erwarten sind.

8. Hunde nicht auf Skipisten mitnehmen.

9. Regelungen an den Parkplätzen sowie Parkgebühren respektieren.

Das Merkblatt ist auf der Website des SAC zu finden.www.sac-cas.ch Unterwegs Alpin-Merkblätter Tourengehen

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