Skitouren mit Kindern. Kleine Skifahrer auf grosser Tour
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Skitouren mit Kindern. Kleine Skifahrer auf grosser Tour

Kleine Skifahrer auf grosser Tour

Kinderbergsteigen zählt mittlerweile zu einer gut etablierten Disziplin, nicht jedoch Skitouren mit Kindern. Eintönigkeit, Langeweile, wenig « Action » werden als Gründe angegeben, warum sich Kinder scheinbar nicht für Skitouren begeistern können. Nur scheinbar, denn in geeignetem Gelände sind Skitouren auch für Kinder ein Hit.

Februar 2002: Eine Familie zieht von Abländschen ( BE ) aus eine Spur Richtung Grubenberghütte. Mit von der Partie sind die Eltern Andreas und Claudine sowie die Kinder Michael ( 12 ), Simone ( 10 ) und Florian ( 7 ) sowie Hund Sirius. In der Sonne erstrahlt die frisch verschneite Landschaft, überragt von den gewaltigen Felstürmen der Gastlosen. Die dünne Schneedecke reicht, um mühelos die sanft geneigten Hänge Richtung der Felsen von Grand-Orgue/Ob. Rue-dersberg, 1681 m, aufzusteigen. Wir haben Zeit, sodass wir uns häufige Pausen leisten können. Unser Ziel, die kleine Hütte, erscheint erst im letzten Moment im Blickfeld. Die Kinder öffnen als Erste die schwere Eingangstür, treten ein, schlagen die Fensterläden zurück und lassen das Licht in die Küche. Schön! Wenn es nur nicht so kalt wäre! Doch bald brennt ein Feuer im Herd, es wird wärmer, aber nicht eigentlich gemütlich warm. Trotz Fondue und heissen Spielen gehen wir früh unter die Wolldecken.

Kann man da Ski fahren? Der zweite Tag beginnt gleich mit einem Gipfel, der « Husegg ». Erstaunlich, wie viele Berge man von da aus sieht. Wer kennt sie alle? Wer kann sie zählen? Michi interessiert sich mehr für die Abfahrt: Darf er direkt die kleine Wechte hin-unterjucken und die steile NE-Flanke runterfahren? Etwas weiter unten, ja, da können wir es ihm erlauben, und bald ist der Hang von zahlreichen Kurven unter-schiedlichster Radien verspurt.

Dann der zweite Aufstieg: ein steiler Hang, anschliessend durch den Wald zum Fuss des felsigen Gipfelaufbaus der Wandflue, 2132 m, eines der höchsten Gipfel in den Gastlosen. « Kann man durch diese steile Wand mit den vielen Felsen wirklich mit Ski hinaufsteigen und nachher wieder hinunterfahren ?», fragt Florian ungläubig. « Nur bei guten Bedingungen », ist die Antwort. Und an diesem Tag sind sie gut. Es hat eine schöne Spur und der Schnee ist schon etwas weich, zudem verhüllen ein paar Nebelschwaden die Sonne, sodass der Blick hinab nicht allzu dramatisch ist. Wohlbehalten erreichen alle das eiserne Gipfelkreuz mit Gipfelbuchkassette. Wir schreiben: « Die Mühlebachs waren hier » und machen ein paar Zeichnungen dazu. Dank des weichen Schnees ist die Abfahrt nicht ganz so abenteuerlich, wie sie sein könnte. 1000 Höhenmeter an einem Tag Bereits gut trainiert von den vorangegangenen Tagen unternehmen wir als Nächstes eine Rundtour in ein im Winter einsames Gebiet: von der Hütte erst flach ins Tal hinein zwischen Amelier und Husegg und dann steil zur Alphütte auf dem Pass. Noch etwas weiter mit Ski, dann zu Fuss auf dem recht scharfen N-Grat zum Vorgipfel des Amelier, ca. 2000 m. Die Kälte, der Aufstieg dem verwechteten Grat entlang, die durch die Wolken brechende Sonne – « Ist das so wie beim richtigen Bergsteigen ?», fragt Simone. Natürlich, genau so, und ebenso toll ist auch die Abfahrt im Sulzschnee nach Le Ruth, 1650 m. Nochmals ein kurzer Aufstieg zur Alphütte von Le Savigny, 1833 m, und zum « Gipfel », P. 1892, gefolgt von einer weiteren wunderschönen Sulzschneeabfahrt bis praktisch zur Schneegrenze unterhalb La Chia, 1380 m. Die Sonne scheint, es ist warm, schön zum « Sünnele ». Aber noch erwartet uns ein relativ langer Aufstieg zur Hütte. Dort sind wir alle stolz, insbesondere Florian, der Kleinste, liegen doch knapp 1000 Höhenmeter Aufstieg und Abfahrt hinter uns!

Aufstieg zum Schneitgrat Auf dem Gipfelgrat des Amelier DIE ALPEN 10/2002

Noch einmal Sonnenschein Statt Wolken und Schnee gibt es nochmals Sonne und ein Nebelmeer, und so beginnt der Tag mit einer rassigen Abfahrt nach Mittelberg, 1632 m. Dann der Aufstieg durch lichten Föhrenwald immer dem Grat nach. Spitzkehre an Spitzkehre, einige Male bleiben wir stecken, müssen uns an Bäumen festhalten, die Ski der Kinder von Hand drehen! Den « Gipfel », P. 1940, muss man sich verdienen! Ein schon leicht aufgeweichter Südhang lässt das Herz von uns Eltern höher schlagen, und nach einigem Hin und Her lassen sich auch die Kinder überreden! « Schade, dass es hier keinen Lift gibt, sonst könnte man dies den ganzen Tag wiederholen », sagt Simone. Zum Glück werden die beiden Aufstiege zurück zu unserem trauten Heim von einer herrlichen Pulverschneeabfahrt im lichten Wald unterbrochen! Wir haben an diesem Tag so oft die Felle montiert, dass Florian in Mittelberg fragt: « Ist das jetzt das letzte Mal ?» Ja, für heute schon. Draussen ist es kalt und neblig, drinnen schön warm, so richtig gemütlich! « Ade, Hütte !» Der letzte Tag. Wir räumen auf, packen unsere Siebensachen, putzen die Hütte, bezahlen die Zeche, schliessen die Fensterläden. Ein letztes Foto, die Kinder winken « ade Hütte » und zum letzten Mal steigen wir der Husegg entgegen. Und fahren zur Pizza in die « Zivilisation » – ins Einkaufszentrum.

Entscheidend für eine erfolgreiche Skitourenwoche mit Kindern ist die Wahl einer geeigneten Gegend und des richtigen Geländes. Ideal sind grosse Teile des Voralpengebiets mit zahlreichen kleinen, im Winter meist unbewarteten Hütten. Wichtig ist auch, dass genügend Zeit eingerechnet wird für die vielen notwendigen Pausen, denn Hunger und Durst melden sich bei Kindern sehr schnell. Und wie beim Kinderbergsteigen im Sommer dürfen bei Skitouren die spielerischen Aspekte nicht fehlen. a

Andreas und Claudine Mühlebach, Frick Die Grubenberghütte Die Kinder im Aufstieg zur Grubenberghütte; im Hintergrund der Hundsrügg Fo to s:

An dr ea s M ühle bac h DIE ALPEN 10/2002

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