Sportklettern bei den «Kiwis»
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Sportklettern bei den «Kiwis»

Stimmungsbilder und Infos aus Neuseeland

aber sicher auf den falschen Weg. Feuchtheiss fühlen sich meine Hände an, und irgendwo ist dann Endstation « Road to Nowhere » hallt es in meinen Ohren nach, und mit einem heroischen Sturz beende ich diesen On-sight-Versuch. Alsbald versuchen weitere Kletterer dieses Testpiece zu knacken. Dave hat den Ausstiegsgriff schon in den Fingern, als die Schwerkraft doch noch die Überhand gewinnt und er trotz Anfeuerungsrufen von unten ins Seil stürzt. Schliesslich ist es Jochen aus Dunedin, der als erster den Weg ohne Hänger nach oben findet. Dann ist Dave erfolgreich, und schliesslich gelange auch ich ausgepumpt und mit bren-

nenden Unterarmen bis zur Ausstiegskette. Die Spekulationen über die Schwierigkeit bewegen sich anfänglich in astronomischen Höhen, pendeln sich dann aber beim Grad 27 ( 7b/7b+ ) ein. Die Schwierigkeitsbewertung richtet sich in Neuseeland allgemein nach dem australischen System, wobei in Wanaka die Routen etwas überbewertet sind.

Späte Erschliessung

Auf der Fahrt zurück nach Wanaka genehmigen wir uns ein Bad im See, in dem sich der Mount Aspiring malerisch im Wasser spiegelt. Es ist den Kiwis nicht zu verübeln, dass sie die Kletterfelsen jahrelang nicht beachtet haben und nur dem Aspiring, dem « Matterhorn des Südens », mit seinen markanten Graten und Flanken ihre Aufmerksamkeit schenkten. Obschon der Sektor Hospital Fiat direkt am Weg zum Aspiring liegt, wurde er erst in den späten Siebzigern von Grant Gillespie und Owen Can erschlossen. Am Thumbstone, einem herausragenden Steinquader, entstanden einige Routen mit mehr oder weniger sportlichem Aspekt. Der Thumbstone Crack war die erste richtige Sport-kletteroute in Wanaka und gehört heute noch zu den Klassikern der Region.

Leben und Klettern

Für den Ausklang des Tages wird wieder das « Kai Whaka Pai » angepeilt. Die kletterspezifischen Diskussionen rücken langsam in den Hintergrund, und der Partybetrieb kommt in Schwung. Um ein Uhr morgens kriechen ein paar leicht angeschlagene Gestalten durch Wanaka Richtung Bett. Schliesslich hat man ja etwas zu feiern gehabt. Das ist der Stil der Kletterszene in Neuseeland, den ich sehr schätzen gelernt habe: Man nimmt die Tage, wie sie kommen, und feiert die Feste, wie sie fallen.

In der Route « Everything but formality » ( Sektor Road Side Attraction, Wanaka ) Dave in der Route « Neil Diamond loves me » ( Sektor Road Side Attraction, Wanaka ) Sport- und Wettkampfklettern Bouldern im Sektor Road Side Attraction ( Wanaka )

Trotzdem entstehen momentan fast täglich neue Routen in allen Schwierigkeitsgraden, jede Erstbegehung ist Anlass für ein Fest. Und in der Umgebung findet sich noch ein fast unerschöpfliches Felspotential.

Eine Erstbegehung

Paynes Ford

Aufbruch in ein neues Klettergebiet

Via Regenwälder der West Coast, die wegen der dauernden Niederschläge auch Wet Coast heisst und so etwas wie ein eigenes Land im Lande ist, erreichen wir Takaka und die sonnige Golden Bay. Zum Glück befinden sich die in der Nähe von Takaka gelegenen Felsen von Paynes Ford im schattigen Wald. Zudem bietet sich mit dem nahegelegen Takaka River und seinem tiefen, kalten Wasser eine ideale Abkühlungsmöglicheit. Die neuseeländische Bergsteiger- und Kletterszene ist so klein, dass man in Mount Cook, Queenstown, Wanaka, Christchurch und Takaka immer wieder die gleichen Gesichter sieht. So treffen wir bald wieder alte Bekannte.

Im Banne von Willys Kletter-Campground

Man wohnt bei Willy auf dessen Campground. Eigentlich ist es sein Garten, aber er hat ihn kurzerhand zum Zeltplatz umfunktioniert. Praktischer-weise liegt der Zeltplatz nur fünf Minuten von den Felsen entfernt und bietet alle nötigen sanitären Einrichtungen. Auch an Einkaufsmöglichkeiten fehlt es nicht. Immer wieder kommen Händler vorbei, die Gemüse, Milch und anderes verkaufen. Willy ist ein kletterndes Unikum, der unter anderem mit Akribie sämtliche News über die Felsen in einem Buch festhält.

Der löchrige Kalk, der an südfranzösische Verhältnisse erinnert, lockt. Wo sollen wir beginnen? Simon Middlemass, der Autor des hiesigen Kletterführers, nimmt mir die Entscheidung ab. Die Globe-Wall ist das Herzstück von Paynes Ford und mit Super Conductor hat sie auch ihren Dreistern-Klassiker.1 Alle Aufwärmregeln ausser acht lassend, stürzen wir uns heisshungrig auf die Routen, um nach zehn Metern mit völlig ausgepumpten Armen wieder herunterzukommen.

Tony Clearwater hat sich bereits auf dem kleinen Plätzchen vor der Route Creative Confusion häuslich niedergelassen. Und « häuslich » will bei Tony etwas heissen: Er hat einen alten, schweren Teppich hergeschleppt, ihn unter den Felsen hingelegt und den Kocher mit der Kaffeemaschine darauf installiert. Ein Campingsessel und der dazu gehörende Sonnenschirm komplettieren die Ausrüstung. Zur Idylle gehört auch sein Hund Ben, der träge am Boden liegt und knapp ein Auge öffnet, als wir dazu stossen. A propos Häuslichkeit: Tony hat sich auch die Mühe gemacht, auf Willys Campground Sofa, Schrank, Bett und Tisch in sein Hauszelt zu stellen. Willys Ground sei sein « Home sweet Horne », sagt er. Bereits seit über drei Jahren haust er hier. Freiwillig hat er zum Dank die Route Sweetest Willy eröffnet. Ein harter Brocken meint er, genau das Gegenteil von Willy. Offenbar ist dies die Art, wie sich die Leute hier für etwas bedanken; nicht die übelste, wie mir scheint.

c a.

23'Die Schönheit der Routen wird hier mit Sternchen angegeben, drei Sternchen stehen für den höchsten Klettergenuss.

Sport- und Wettkampf klettern Foto. Michu Wirth

Ruhetage in der Szene

Nach der Kletterei mit unzähligen harten Zügen genehmigen wir uns ein paar Ruhetage. Und für solche Gelegenheiten ist Takaka « the place to be ». In der Gegend leben viele Aussteiger und Freaks, die auf Selbstversorgung umgestellt haben. Sie und die lebendige Restaurantszene prägen den Lebensstil hier. Es ist eine farbige, schräge und humorvolle Kultur, die unter anderm auch kulinarische Höhepunkte umfasst. Ein heisser Tip ist das « Mussei Inn », eines der bekannten Insiderlokale. Nach der täglichen Kletteranstrengung suchen wir jeweils Erholung an dessen Theke. Die Spezialität des Hauses sind traumhafte Muschelgerichte. Dazu gibt es am Abend Konzerte von Jazz über Funk bis Klassik. Ergänzt wird das kulturelle Angebot von Takaka durch ein familiär geführtes Kino mit herrlich bequemen Sesseln.

Bilanz

Die Kombination von herrlichen Klettergebieten mit dem lässigen Lebensstil der Kiwis macht für Sportkletterer die Attraktion Neuseelands aus. Das Land liegt zwar « Down under », aber wenn man einmal den Schritt ins Flugzeug gewagt und den

Kylie in der Route « Lolly gobble bliss bump », einem Muss im Sektor Hospital Flat ( Wanaka ) Michu am Cathédrale Rock in der Nähe der Bohara Beach ( Paynes Ford )

rund dreissigstündigen Flug verdaut hat, wird man sehr schnell realisieren, dass sich der Aufwand gelohnt hat. Es geht mit Sicherheit nach ein paar Wochen Neuseeland jedem so wie mir: Der Abschied fällt schwer.

Infos

Wanaka

Topos: Wanaka Rockclimbing Guide von Glen Einam, erhältlich bei Good Sports, Kai Whaka Pai und Adventure Centre in Wanaka

Routen: Rund 160 Routen der Schwierigkeitsgrade 13 bis 31 ( 4 bis 8b ), verteilt auf 15 Sektoren

Ausrüstung: Fast alle Routen sind vorzüglich mit 10-mm-B ohrhaken eingerichtet. Es gibt einige Ausnahmen ( Risse ), wo Keile und Friends benötigt werden.

Charakteristik: Zumeist Wandkletterei an kleinen Leisten und Auflegern

Fels: Gneis

Exposition: Jede Exposition vorhanden, man kann je nach Wunsch in den Schatten ausweichen oder in der Sonne klettern.

Kletterzeit: das ganze Jahr

Übernachtungsmöglichkeiten: Diverse Backpacker Hostels oder Youth Hostels; Hotels und Guesthou- Michu in der Route « Big Mama Jama » ( Paynes Ford ) Foto: Michu Wirth Janine in « Zen Navigation » in Paynes Ford, dem bekannten Klettergebiet auf der Südinsel

ses. Im Klettergebiet kann auch am Fluss campiert werden. Motorcamp in Wanaka

Anreise: Von Christchurch via National State Highway 1 bis Timaru, dann National State Highway 8 via Lake Tekapo, Twizel nach Wanaka

Paynes Ford

Topos: Paynes Ford Rock Guide 1995 von Simon Middlemass, erhältlich bei Willy Butler in Tanaka; Canterbury Rock Guide von Tim Withey, u.a. erhältlich in Bergsportgeschäften

Routen: Rund 180 Routen der Schwierigkeitsgrade 14 bis 29 ( 4 bis 8a )

Ausrüstung: Fast alle Routen sind vorzüglich mit 10-mm-Bohrhaken eingerichtet. Hie und da finden sich noch einige wenige Rosthaken, die aber nach Auskunft der einheimischen Kletterer bald ersetzt werden sollen.

Charakteristik: Zumeist Wandkletterei an Löchern und Leisten, etwas Plattenkletterei ( Bohara Beach )

Fels: Kalk

Exposition: Süd ( also schattig; man erinnere sich, dass Neuseeland auf der Südhalbkugel liegt ), Bohara Beach ist nordexponiert und daher sonnig.

Kletterzeit: Am besten von Oktober bis Mai

Übernachtungsmöglichkeiten: Backpacker Hostel in Takaka, Willys Campground; weitere mehr oder weniger preisgünstige Hotels und Guesthouses in Takaka

Anreise: Von Christchurch via Nelson und Motueka nach Takaka auf dem National State Highway 60

Weitere Gebiete auf der Südinsel

- Dunedin/Long Beach: Topos erhältlich in den Bergsportgeschäften in Dunedin.

- Hanging Rock2

- Beautiful Valley2

- Christchurch: grössere und kleinere Gebiete in der Umgebung

2 Diese Gebiete sind im Canterbury Rock Guide beschrieben, der in allen Bergsportgeschäften erhältlich ist.

ieue Hauten und Gebiete

( im Winter Eisfall ) den steilen Hang hinunter, den Arnon durchwaten und bis unter das nahe gelegene grosse Dach aufsteigen.

b ) Routenverlauf: Von einem kleinen Band ( einzementierter Ring ) einem Risssystem in gutem Fels folgen. Nach 38 m luftiger Turnerei zu einer Höhlung, von wo freischwebend abgeseilt werden kann ( vom Stand kann auch über das Dach ausgestiegen werden, ist aber uninteressant ).

Neueinrichtung von vier schönen Freikletterrouten ( 30 m ) 1. Routen: Routen 8, 9 10, 11 des Führers ( S. 84 ) 2. Erstbegehung ( von unten ): Jacques Tièche und Jean-Luc Amstutz, Mai 1978. Neu eingerichtet von Jean-Luc Amstutz, 1997 3. Bewertung: Vgl. Topo. Alle vom Verfasser eingerichteten oder sanierten Routen sind am Einstieg mit Namen und Bewertung versehen, so dass auch Kletterer ohne Topo sofort im Bild sind.

4. Material: 10 Expressschlingen, 60-m-Seil ( die Standplätze sind mit Karabinern ausgerüstet ).

5. Zugang: Von Vuiteboeuf auf der Strasse nach Ste-Croix bis zur Römerstrasse. Weiter zu Fuss auf der Forststrasse erst die Römerstrasse und dann einen von links kommenden Fussweg ( gelber Wegweiser ) überqueren. Von hier rechts haltend absteigen ( Steinmänner ), einen kleinen Felsriegel überschreiten ( Fixseil ) und am Fuss der Wand entlang nach links zum Routeneinstieg.

Jean-Luc Amstutz, Vugelles-La Mothe ( VD ) ( ü )

fie e siti nuovi

/oies et sites nouveaux

Neueinrichtung der « Voie de la Voûte » Die künstliche Kletterei kommt wieder in Mode. Grund genug, die « Voie de la Voûte » neu einzurichten, vor allem auch, weil sie vor Regen geschützt ist.

1. Gebiet: Waadtländer Jura, LK 1: 25 000, 1182 Ste-Croix, Koordinaten 531.725/184.625. Führer: Maurice Brandt, Escalades dans le Jura, Bd. 1, SAC 1980, S. 80, Route 5 2. Erstbegehung: Jean-Luc Amstutz, solo, Mai 1976. Neueinrichtung durch Walter Heiss und Jean-Luc Amstutz, 14. Juni 1997 3. Bewertung und Kletterzeit: Da es sich um einen grossen Überhang handelt ( 38 m ), wird gute Beherrschung der künstlichen Kletterei vorausgesetzt, ebenso wie die Fähigkeit, Friends und Stopper zu setzen. In der Route finden sich jetzt bessere, dafür aber weniger Sicherungspunkte als vorher ( A1/A2 ); ca. 2 Std.

5. Material: ca. 20 Expressschlingen, Bandschlingen, Doppelseil oder 60-m-Seil, Trittleiter, Friends in den Grossen 0,5 bis 2, ein oder zwei grosse Stopper 6. Route a ) Zugang und Einstieg: Von Vuiteboeuf ( Parkplatz ) auf dem Fusspfad in die Schlucht und auf die Forststrasse am rechten Ufer. Bei einer Barriere Die vier neu eingerichteten Freikletterrouten in den Gorges de Covatannaz ( Sektor « Hara-Kiri » ) Ah Rat Qui

bn Hütten und Biwaks

ifugi e bivacchi

abanes et bivouacs

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