Swiss Climbing Spiderkids. Nachwuchskonzept Ressort Leistungssport
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Swiss Climbing Spiderkids. Nachwuchskonzept Ressort Leistungssport

Sport- und Wettkampfklettern

Arrampicata libera e di competizione

Escalade libre / Compétition

Nachwuchskonzept Ressort Leistungssport

Swiss Climbing Spiderkids

Seit der Integration der Leistungs-und Hochleistungssportart Sportklettern 1994 in den SAC bildet die Nachwuchsförderung den Schwerpunkt des Ressorts Leistungssport Swiss Climbing. 1 Zentrales Anliegen ist dabei die effiziente, zielgerichtete qualitäts- und leistungsorientierte Ausbildung von talentierten Nachwuchsathleten. In diesem Zusammenhang stellt sich auch die Frage, wie sich für den Einzelnen der Weg zur sportlichen Spitzenleistung anbietet.

Die gesamte Nachwuchsförderung hat die Aufgabe, den jugendlichen Nach-wuchssportlern einen ganzheitlichen, inhaltlich und zeitlich strukturierten sowie mittel- und langfristigen Leistungs-aufbau zu sichern. Das aktuelle Nachwuchskonzept ist die konsequente Weiterführung einer Förderungsphilo-sophie. Diese basiert einerseits auf Nachhaltigkeit und längerfristiger Planung und berücksichtigt anderseits die Leis-tungsmotivation und Erfolgsorientie-rung der Nachwuchskletterer.

Das Nachwuchskonzept « Swiss Climbing Spiderkids », das bei Swiss Olympic ( dem Dachverband der Schweizer Sportverbände ) als Teil der gesamten Verbandsplanung des Ressorts Leistungssport jährlich eingereicht werden muss, zählt momentan zu den umfassendsten und qualitativ besten Nach-wuchskonzepten im Schweizer Spitzensport. Diese Qualität und die daraus resultierenden internationalen Leistungen der Nachwuchssportler werden von Swiss Olympic auch entsprechend finanziell honoriert. Nachwuchskonzept im Überblick Das Nachwuchskonzept « Swiss Climbing Spiderkids » beruht auf insgesamt sieben Förderungssegmenten. Darin integriert sind die 12 Bausteine zum Erfolg im Schweizer Nachwuchs-Leistungssport 2 von Swiss Olympic. Diese

bilden die Rahmenvorgabe für alle Schweizer Sportverbände und sind Teil der Nachwuchsförderungsmassnahmen von « Swiss Olympic Talents ». 3 Im Swiss-Climbing-Konzept sind die einzelnen Förderungssegmente so untereinander verbunden, dass sie sich gegenseitig unterstützen und ergänzen. Ebenso können sie aber auch als eigenständige För-derungsmassnahmen verstanden und genutzt werden. Ein- wie Ausstieg aus dem « Förderungskreislauf » ist zu jeder Zeit möglich, wobei der Entscheid immer vom einzelnen Kind oder Jugendlichen zu treffen ist.

Nachfolgend werden die verschiedenen Förderungssegmente in ihrem sportwissenschaftlichen sowie breiten-und leistungssportlichen Kontext näher umschrieben. Am fiktiven Beispiel der Kinder Casper und Sacha 4 wird gezeigt, was die Nachwuchsförderung für das Kind und später für den Jugendlichen « praktisch » bedeutet.

Nachwuchsbreitensport Sportkletterspezifische Förderungssegmente F1 bis F3

F1:Von FaBe und KiBe zum kletter-spezifischen Sportangebot

Altersgerechte kletterspezifische Bewe-gungs-, Spiel- und Sportangebote im Rahmen von Familienbergsteigen und Kinderbergsteigen im SAC

Das Klettern umfasst einen Teil der motorischen kindlichen Grundbedürf-nisse und motiviert durch seinen hohen Aufforderungscharakter zur Bewegung. Mit einem altersgerechten und kletter-spezifischen Bewegungs-, Spiel- und Sportangebot werden den Kindern hiermit Bewegungsräume geschaffen, die es ermöglichen, elementare Grundlagen

1 Neue ( sport-)zeitgemässe Bezeichnung seit der WM Winterthur 2001 2 Die 12 Bausteine sind die Grundlage zur Nachwuchsförderung von Swiss Olympic; sie wurden im Oktober 2002 überarbeitet. 3 Swiss Olympic Talents ist die Bezeichnung für ein partnerschaftlich getragenes, national struktu-riertes Nachwuchsfördersystem. 4 Name und Kinder sind frei erfunden; sie symbolisieren den SAC: SACha und CASper. 5 Hier geht es um den psychosozialen Aspekt, der Teil des Anforderungsprofils des Sportkletterns ist.

für spätere Bewegungsfertigkeiten zu legen. Sportklettern leistet zudem im Rahmen der Selbst- und Sozialkompetenz einen wichtigen Beitrag zur Persönlichkeitsentwicklung. 5 Die Integration des Kletterns in das schulische Sportangebot ist die Grundlage einer breitensportlichen Entwicklung im Kinder-und Jugendsegment. Notwendige Voraussetzungen sind kindgerechte Kletterwände in den Schulen sowie ausgebildetes Lehrpersonal.

Casper besucht eine Schule, in deren Turnhalle seit längerer Zeit eine kleine Kletterwand steht. Seine Lehrerin, eine passionierte Kletterin, hat sich über die Lehrerfortbildung sowie über die neue J+S-Leiterausbildung Sportklettern weitergebildet. Im Rahmen des Schultur-nens bietet sie den Kindern auch regelmässig tolle Kletterstunden. Casper ist vom Sportklettern so begeistert, dass er mit seiner Familie, Mitglied des SAC, vermehrt an Aktivitäten des Familien- und Kinderbergsteigens teilnimmt.

F2:Vom Schulsport zum Wettkampf « Klettern macht Schule – Rivella Climbing»/Spielerische Wettkampfserien « Spiderkids » – erste Talentsichtungsmass-nahmen

Dank dem Projekt « Klettern macht Schule – Rivella Climbing » der Ressorts Leistungssport und Jugend können Kinder und Jugendliche, deren Schulen nicht über eine Kletterwand verfügen oder die sonst keine Gelegenheit haben, die Sportart Sportklettern kennen lernen. Hier setzt die Nachwuchsförderung Sportklettern ein, deren Grundkonzept auf Jugendbreitensport und jugendge-rechtem, pädagogisch vertretbarem Nachwuchsleistungssport beruht. Mit dem obgenannten Projekt, das in Schweizer Sportkreisen auf grosse Beachtung stösst, verfügt der SAC heute über ein zielgruppenorientiertes Ausbildungsangebot, mit dem er sich als kompetenter und verantwortungsbewusster Ansprechpartner sowohl für den schulischen Breitensport als auch für den Nachwuchsleistungssport präsentiert. Zusätzlich wird damit eine erste Basis für eine Zusammenarbeit zwischen Schule und Verband geschaffen: Schule und Lehrkräfte lassen sich so für die spezifischen Anforderungen des Nach-wuchsleistungssportes sensibilisieren.

DIE ALPEN 12/2003

« Spiderkids » Mit der neu in die Projektwochen integrierten spielerischen Wettkampfform « Spiderkids » sind eine ganze Anzahl verschiedener Zielsetzungen verbunden: Freude, Begeisterung und Motivation in Bezug auf das Sportklettern sollen gefördert, ein potenzielles Klettertalent oder eine hohe motorische Begabung frühzeitig erkannt und den Schülern eine erste Auseinandersetzung mit der individuellen sportlichen Leistung ermöglicht werden. Wichtig dabei ist auch, dass Lehrer und/oder Leiter mittels Anleitung die einzelnen Wettkampfformen selber durchführen können.

In der Projektwoche « Klettern macht Schule » kommt Sacha zum ersten Mal mit dem Sportklettern in Kontakt – dank der mobilen Kletterwand des SAC. Die J+S-Leiterin Sportklettern nutzt im Verlauf

Christina Schmid 1999 beim Klettern im Rahmen des Schulsports Köniz ( BE ). Nachdem Christina während Jahren in den Kursen des Schulsports Köniz und anschliessend in der freien Trainingsgruppe « Spiderkids » ( « Magnet », Bern-Nieder-wangen ) mitgemacht hatte, ist sie heute Mitglied der Jugend-Nationalmannschaft.

Fo to :Ha ns pe te r S ig rist DIE ALPEN 12/2003

dieser Woche mit spielerischen Übungen die Möglichkeiten der Wand optimal. Zum Abschluss der Woche organisiert sie gemeinsam mit den Lehrern und Lehrerinnen einen attraktiven Wettkampf mit unterschiedlichen Bewegungsaufgaben. Bei den koordinativ anspruchsvollen Aufgaben ist Sacha besonders stark. Auch in Übungen, in denen Griffkombinationen vorauszuplanen oder einzuprägen sind, überrundet Sacha seine grösseren und weit kräftigeren Schulkollegen. F3:Vom Schulsport zur freien Trainingsgruppe

Talentsichtung und -förderung sowie Leistungsförderung auf regionaler Ebene Im Rahmen des freiwilligen Schulsports können Bewegungstalente frühzeitig erkannt und motorisch gefördert werden. 6 In den freien Trainingsgruppen, die durch die Regionalzentren oder Jugendgruppen des SAC organisiert werden, finden Kinder und Jugendliche Anschluss an eine Gruppe, die das ganze Jahr gemeinsam trainiert, im Winter an der Indoor-Kletterwand, von Frühjahr bis Herbst vorwiegend draussen am Fels. Die Organisation und Leitung verschiedener Trainingsgruppen sowie die Zusammenarbeit mit dem freiwilligen Schulsport zählen zum Leistungsauftrag der einzelnen Regionalzentren Sportklettern SAC. Die Trainingsgruppen werden dabei primär von den Jugendgruppen der SAC-Sektionen geführt, die einem Regionalzentrum angeschlossen sind. Auf beiden Förderungsstufen trainieren qualifizierte J+S-Leiter Sportklettern oder SAC-Tourenleiter Sportklettern mit den Kindern und Jugendlichen. Die Trainingsprogramme orientieren sich am J+S-Ausbildungsprogramm Sportklettern. 7 Ziel der koordinativ und kognitiv ausgerichteten Übungs- und Trainingsformen ist der Erwerb der Klettertechnik und deren praktische Umsetzung. Gleichzeitig soll auch der Erlebniswert des Trainierens gefördert werden.

Sacha, von der Schulprojektwoche begeistert, bringt seinen Eltern die hier erhaltenen weiterführenden Unterlagen mit. Auf seinen ausdrücklichen Wunsch von seinen Eltern angemeldet, besucht er daraufhin einen Winter-Kletterkurs im Rahmen des freiwilligen Schulsports in

6 In einigen Gemeinden wie beispielsweise Bern-Köniz wird Sportklettern auf Initiative eines « kletternden » Lehrers und engagierten Schulsport-leiters bereits seit Jahren als Sportdisziplin des freiwilligen Schulsports angeboten. Die Kurse sind als Semester- und/oder Ferienkurse ausgeschrieben, beinhalten jeweils neun bzw. vier Trainings und sind sehr beliebt. 7 Die J+S-Ausbildung Sportklettern wurde im SAC aufgebaut und wird durch ihn gestaltet. 8 In einem zweiten Teil mit der Frage « Wie werde ich Weltmeister ?» werden das Konzept der Regionalzentren sowie die Nachwuchsförderung auf nationaler Ebene vorgestellt.

Jugendliche aus einer Bieler Trainingsgruppe bei spielerischen Formen des Technik-trainings Thomas Schmid 1999 als Teilnehmer der Trainingsgruppe « Magnet » ( Bern-Niederwangen ). Jetzt klettert Thomas Schmid als Mitglied in der Nationalmannschaft Jugend A.

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der grossen Kletterhalle im Nachbardorf. Dabei lernt er neue Kameraden kennen. Gleichzeitig fällt dem 10-jährigen Sacha auf, dass die gleichaltrigen Mädchen ihm meist « um die Ohren klettern ». Dies stachelt ihn an, und er schliesst sich auf Empfehlung seines Trainingsleiters gemeinsam mit weiteren Kurskolleg/innen einer Trainingsgruppe Sportklettern an, die zu einer SAC-Sektion gehört und der J+S-Leiter Sportklettern vorstehen. Dort trifft er Casper, der bereits seit einem Jahr mit der Gruppe trainiert. Das umfangreiche Jahresprogramm enthält neben zahlreichen Klettertrainings und drei Wettkämpfen im Rahmen des Regio-Cups auch zwei Ferienkletterwochen. Sacha fühlt sich in den wöchentlichen Trainings wohl und macht rasch Fortschritte. Zusätzlich zu den Gruppenan-geboten trainiert er jetzt gemeinsam mit seinem neuen Freund Casper, dem er noch einiges abschauen kann. Sie halten sich an die Anweisungen « ihrer » Trainer, auf ihre Klettertechnik zu achten und nicht zu schwierige Boulderprobleme und Kletterrouten anzugehen. Da in den geleiteten Trainings die klettertechnischen und kognitiven Aufgaben im Zentrum stehen, können sie in ihren selbstständigen Trainings Bewegungsaufgaben gemeinsam lösen. Das macht jedes Training spannend und lustvoll. Während ihres Trainings beobachten sie Mitglieder des Regional-kaders, die alle nach demselben Prinzip trainieren und scheinbar mühelos viele und auch steile Routen nacheinander klettern können. a

Gaby Madlener, Bern 8 Fo to :R ob ert R ehnel t

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