Transalp per Mountainbike
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Transalp per Mountainbike

Bericht vom AVS-Lager Alpenüberquerung per Mountainbike? Unter dem Titel « AVS-Aktion Transalpin'97 » wurde in der März-Ausgabe der ALPEN auf das Mountainbike-Lager des Alpenvereins Südtirol aufmerksam gemacht. Die Aktion startete auf dem Marienplatz in München und sollte auf dem Markusplatz in Venedig enden. Der Weg dazwischen wurde mit dem Mountainbike zurückgelegt, gekocht wurde unter freiem Himmel, übernachtet im Zelt. Eingeladen waren Jugendliche aus Österreich, Deutschland, Italien und der Schweiz.

Obwohl ich mir nicht vorstellen konnte, wie ich durchschnittlich 70 km und 1800 Höhenmeter pro Tag per Mountainbike bewältigen sollte, machte mich der kurze Beschrieb neugierig. Vier Monate später stehe ich tatsächlich zusammen mit Michi aus St. Gallen auf dem Marienplatz in München. Wir zwei bilden die Schweizer Delegation. Unsere Bikes sind schwer bepackt mit Kocher, Zelt, Schlafsack und allem, was man sonst noch für diese Expedition benötigt. Auf dem morgens um sieben noch menschenleeren Platz treffen wir zuerst auf Steffi aus Deutschland. Kurze Zeit später trudelt der ganze Rest der Gruppe, ein fröhlicher Haufen von Südtirolern, ein. Nach einem kurzen Beschnuppern und dem obligatorischen Startfoto geht es schon los.

München - Scharnitz -Karwendeltal - Schwatz Während der ersten Tagesetappe meint es das Wetter nicht gut mit uns. Es regnet sozusagen ununterbrochen, und die Temperaturen sind auch nicht gerade sommerlich warm. Aus dem erfrischenden Bad am Abend im Starnberger See wird also nichts. Stattdessen wärmen wir uns in einem Landgasthof auf und lernen « waten » -jassen nach Südtiroler Art! Von St. Heinrichs an radeln wir immer Richtung Alpen. Wir können es kaum erwarten, Gefälle unter die Räder zu kriegen. Nach Scharnitz biegen wir ins Karwendeltal ein. Damit lassen wir das Flachland endgültig hinter uns. Am folgenden Tag wartet eine der schönsten und anstrengendsten Etappen auf uns: durchs Karwendeltal hinauf zum Karwendelhaus ( 1791 m ), über die Plumsalm nach Jenbach und Schwatz. In Schwatz ist ein Nachtessen mit einem Vortrag über den Autobahnverkehr in den Österreicher Alpen organisiert. Obwohl das Thema sehr interessant ist, fällt die anschliessende Diskussion etwas mager aus. Die Strapazen des Tages machen sich bemerkbar, das Zelt ruft!

Startbereit zur Abfahrt vom Karwendelhaus Abfahrt vom Limojoch Schwatz - Geisel-, Pfitscher-, Pfundererjoch - Vinti Endlich - heute geht die Sonne keine Kompromisse mehr ein! Leider verabschiedet sich aber heute die deutsche Delegation: Steffi verlässt uns aus gesundheitlichen Gründen. Unser Weg führt uns zuerst auf einer Asphalt-, später auf einer Forststrasse und zuletzt auf einem Wanderweg auf das Geiseljoch. Endlich keuchend oben angekommen, raubt mir die tolle Aussicht auf die gegenüberliegende Gletscherlandschaft ein zweites Mal den Atem. Nach einer ausgiebigen Pause flitzen wir genussvoll ins Tal nach Mayerhofen. Dort stürzen wir uns kurz in das glitzernde Nachtleben des Ferienortes. Am nächsten Morgen sind wir aber froh, dass wir die brodelnden Touristenmassen wieder verlassen können. Während der nächsten vier Tage folgen noch zahlreiche Joche, eines schöner als das andere und jedes ein bisschen steiler als das vorhergehende. Auf dem höchsten Punkt unserer Tour, dem Pfundererjoch ( 2568 m ), macht sich ein grosses Schneefeld breit, über das wir mit unsern schon an vieles gewöhnten Bikes hinunterkugeln.

Am Abend treffen wir in Vinti ein. Von hier kommt Tobias, unser bike- reiseerfahrener Tourenleiter. Mit viel Engagement hat er zusammen mit der ansässigen Jugendgruppe des AVS eine Diskussionsrunde organisiert. Anwesend sind Vertreter aus der Politik, dem Alpenverein, der Tourismusbranche und der Bevölkerung von Vinti. Es wird auch tüchtig über Sinn und Unsinn des Mountainbikefahrens diskutiert. Südtirol ist eines der wenigen Gebiete in den Alpen, das noch keine Verbote für Mountainbiker auf Wanderwegen erlassen hat. Das führt oft zu Problemen mit den Touristenmassen, die aus Deutschland, Österreich oder der Schweiz anreisen und alles ausleben, was bei ihnen zu Hause nicht erlaubt ist. Trotzdem sind die meisten jungen Südtiroler diesbezüglich gegen jede Freiheitsein-schränkung. Für sie ist es selbstverständlich, dass man als Mountainbiker der Natur und den Wanderern gegenüber rücksichtsvoll ist.

Vinti - Limojoch - Cortina - Passo di Giau - Alleghe Gestärkt und frisch geduscht geht es am nächsten Tag weiter Richtung Dolomiten. Am Morgen verfolgt uns ein Kamerateam des Südtiroler Regio-nalfernsehens. Später können wir jedoch die etwas gemütlichere Etappe geniessen. Ruhig und für einmal ohne technische Pannen geht es über sanfte, bewaldete Hügel. Plötzlich stehen wie ein grosses weisses Tor die Dolomiten vor uns. Am nächsten Tag überqueren wir sie via Passo di Giau und schwupps, schon haben wir die Alpen hinter uns. Beinahe etwas wehmütig schauen wir zurück.

Àgordo - Belluno - Roncade -Venedig Drückend heiss ist es in der Ebene. Sogar der Piave ist teilweise ziemlich ausgetrocknet! So finden wir einmal Abfahrt vom Passo di Giau einen perfekten Schlafplatz unter einer Brücke mitten im Flussbett. Ständig füllen wir unsere Bidons auf. An einem Früchtestand kommt jemand auf die Idee, ein paar grosse Wassermelonen zu kaufen. Das hilft! Trotz der Hitze und den Profilpneus schiessen wir wie Kanonenkugeln durch das Tal. Den allerletzten Pass erklimmen wir im Eiltempo. Das harte Bergtraining der letzten paar Tage zeigt deutlich seine Wirkung. Schliesslich sind wir noch 35 km von Venedig entfernt. Bis zum Stadtrand brauchen wir knapp zwei Stunden, Jeder, der an diesem Punkt glaubt, es geschafft zu haben, irrt sich tüchtig. Zwei weitere Stunden voller Strapazen folgen. Den Weg bis zu unserm endgültigen Ziel, dem Markusplatz, müssen wir uns durch die sommerlichen Touristenmassen hart erkämpfen. Aber zu guter Letzt schaffen wir es trotzdem -glücklich fallen wir uns um die schmutzigen Hälse! Natürlich müssen auch unsere Bikes auf das Zielfoto: Immerhin haben sie uns samt Gepäck rund 600 km und 10000 Höhenmeter getragen!

Die ganze « Aktion Transalpin » war für mich ein wenn auch sehr anstrengendes, so doch einmaliges und spannendes Abenteuer. Dazu beigetragen haben nicht zuletzt die unkomplizierten Teilnehmer und natürlich auch die durch nichts aus der Ruhe zu bringende Tourenleitung.

Anja Häfliger, Jonac « a 4 tu Q Geschafft: die Gruppe nach der « Transalpin 97 » auf dem Markusplatz in Venedig

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