Waldsterben - gestorben?
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Waldsterben - gestorben?

Zur Situation der Bergwälder in der Schweiz Das Waldsterben war Anfang der achtziger Jahre ein grosses politisches Thema. Doch wie geht es dem Schweizer Bergwald heute? Der folgende Beitrag umreisst nach einem kurzen Blick zurück den heutigen Stand der Kenntnisse über Zustand und Gefährdung unserer Bergwälder.1 Raubbau in früheren Jahrhunderten Bäume im Bergwald können 300 und mehr Jahre alt werden. Schon allein deshalb ist der heutige Zustand eines Waldes nicht von seiner Geschichte zu trennen. In früheren Jahrhunderten wurde der Bergwald oft sehr unsanft behandelt. So wurden beispielsweise ganze Talflanken alle 150 bis 200 Jahre grossflächig abgeholzt, um Brennmaterial für Hochöfen zu gewinnen. In den als Bannwald ausgeschiedenen Wäldern war Holzschlag zwar verboten, dafür liess man Vieh darin weiden, das die Wurzeln verletzte und die jungen Bäume abfrass. Etwa um 1850 war der Zustand des Schweizer Bergwaldes so schlecht, dass die mangelhafte Bo-denfestigung durch die Wurzeln verbreitet zu Überschwemmungen im Unterland führte. Die Gelehrten kamen in die Berge und schrieben Berichte. Im ganzen Kanton Graubünden fanden sie kein schlagbares Holz mehr, und auch in den übrigen Teilen der Alpen ging es dem Wald nicht viel besser. Einzelne Baumarten hatten die flächigen Holzschläge sehr Sturmschäden von 1990 bei Disentis ( GR ): Die Bäume liegen auf einer zusammenhängenden Fläche von über 120 ha am Boden.

1 Eine aktuelle und breite Übersicht gibt das Buch: Gebirgsnadelwälder: praxisorientierter Leitfaden für eine standortgerechte Waldbehandlung. E. Ott, M. Frehner, H. U. Frey, P. Lüscher, Verlag Paul Haupt, Bern 1997, ISBN 3-258-05601-3 2 Der neuste Bericht über den Zustand des Schweizer Waldes wird Ende Mai 1998 von der Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft ( WSL ) veröffentlicht.

3 Gebirgsplenterwald: Wald, in dem verschiedene Entwicklungsstufen nebeneinander auftreten, mit aufgelöstem und unregelmässig mehrstufigem Bestandesaufbau.

Gründen Nadeln oder Blätter fehlten. Einzelne Bäume starben sogar. Der Zustand der Wälder wurde nicht nur erfasst, sondern intensiv diskutiert. Das Spektrum der Expertenmeinun-gen reichte von « es ist ja gar nichts nachweisbar » bis zu « in einigen Jahrzehnten verschwindet der Wald grossflächig ». Es wurde wieder allgemein bewusst, dass der Bergwald nicht nur Holz produziert und unser Auge erfreut, sondern dass wir auf seine wichtige Schutzfunktion bei Lawinen, Steinschlag, Hochwasser angewiesen sind.

Als 10 Jahre später erfreulicherweise trotz aller pessimistischen Prognosen immer noch viel Wald stand, wurde der Begriff « Waldsterben » durch « Vitalitätsverminderung von Bäumen » ersetzt. Heute steht die Sorge um den Wald weit hinten auf der Liste der Tagesaktualitäten.2 Gesundheitszustand heute Nach den offiziellen Erhebungen ist der Anteil der « unerklärbaren Na-del- und Blattverluste » seit den frühen achtziger Jahren eindeutig gestiegen. Dies deutet auf eine schleichende Verschlechterung des Gesundheitszustandes des Waldes hin.

Seit Anfang der neunziger Jahre entstanden grosse Schadflächen, verursacht durch Stürme und Borkenkäfer. Besteht zwischen diesen Schäden und dem « Waldsterben » etwa ein Zusammenhang? Die Wissenschaft hat herausgefunden, dass die Bäume beispielsweise durch zu hohe Ozonkonzentrationen in der Luft geschwächt werden, oder dass durch die vielen Schadstoffe, die aus der Luft in den Boden gelangen, die feinen Wurzeln faul werden. Anderseits ist die Wissenschaft bisher nicht in der Lage, nachzuweisen, ob zum Beispiel die Stürme mehr Bäume als « im Normalfall » geknickt haben oder ob Fichten ein Opfer des Borkenkäfers werden, weil sie infolge der hohen Ozonkonzentrationen in der Luft geschwächt sind.

Auf jeden Fall ist es für den Wald sicher günstig, wenn die Luft möglichst sauber ist, auch wenn nicht bis ins letzte Detail bewiesen ist, wie stark er bei der heutigen Luftqualität Schaden nimmt.

Schalenwild gefährdet die Verjüngung des Waldes Nicht nur der Wald wurde im letzten Jahrhundert mit einem Gesetz geschützt, es entstand damals auch ein eidg. Jagdgesetz zum Schutz der vielen Tiere, die vor der Ausrottung standen. Dank diesem Gesetz haben sich Hirsche, Rehe und Gemsen stark vermehrt. Diese Tiere ernähren sich gern von jungen Bäumen; Tanne und Laubbäume wie Ahorn oder Vogelbeere lieben sie besonders. Das ist normalerweise kein Problem, da es sehr viele junge Bäume gibt. Doch seit etwa 20 bis 30 Jahren leben an den meisten Orten zuviel dieser Tiere. Tanne, Ahorn und Vogelbeere werden oft vollständig verbissen und eliminiert. Mancherorts wird sogar die Fichte, die an sich als Futterpflanze nicht beliebt ist, so stark verbissen, dass sie nicht mehr wachsen kann.

Die Folgen liegen auf der Hand: Wenn immer mehr alte Bäume wegfallen, aber während Jahrzehnten keine jungen Bäume nachwachsen, können zusehends grosse Öffnungen im Wald entstehen. Damit steigt die Gefahr, dass der Bergwald stellenweise die vielen Siedlungen und Verkehrswege nicht mehr genügend schützen kann.

Weniger Wild - und mehr Ruhe für das Wild Um den Bergwald langfristig stabil zu erhalten, ist es dringend notwendig, dass er sich wieder genügend verjüngen kann. Deshalb muss der Verbiss durch Hirsch-, Gams- und Rehwild vermindert werden, bis wieder alle Baumarten aufwachsen können, die von Natur aus an einem Standort gedeihen. Die Zahl der Tiere muss durch Jagd und Raubwild stark reduziert werden.

Zusätzlich muss aber auch der Lebensraum ausserhalb des Waldes verbessert werden. Das Schalenwild braucht mehr Gebiete, wo es nicht gestört wird. Oft wird es durch Akti- Stabiler Gebirgsplenterwald3 bei St. Antönien ( GR ): Die verschiedenen Entwicklungsstufen stehen unregelmässig mosaik-förmig-flächig nebeneinander.

vitäten, die oberhalb oder neben dem Wald stattfinden, in den Wald getrieben. Stören können Freizeitaktivitäten wie Varianten-Skifahren und -Snowboarden, Wandern, Hängegleiten, Mountainbiken, Hei if liegen, Pilzsuchen usw.

Stören kann auch die Konkurrenz, ausgelöst durch die Nutzung der Alpen durch den Menschen. So wird beispielsweise der Lebensraum der Gemse verkleinert, wenn auf Alpweiden viele Schafe gehalten werden.

In einigen Gebieten sind Schutzzonen ( Schongebiete, Ruhezonen ) ausgeschieden, in denen Wildtiere Ruhe finden. Diese beispielsweise auf manchen Skitourenkarten eingezeichneten Gebiete sind unbedingt zu respektieren. Ganz generell ist bei allen Aktivitäten in wenig begangenen Gebieten Vorsicht und rücksichtsvolles Verhalten am Platz, da sich das Wild oft dorthin zurückzieht.

Monika Frehner, Forstingenieurin, ( SAC-Kommission für den Schutz der Gebirgswelt ) c V O.

Der gleiche Bestand im Jahr 1988, der unterdessen wegen Schnee- und Sturmschäden zusammengebrochen ist. Der verbliebene Rest der alten Aufforstung genügte als Lawinenschutz nicht mehr, so dass Lawinenverbauungen errichtet werden mussten.

i Für Skitourenfahrer, Bergsteiger und -wanderer i Per l' alpinista, lo sciatore e l' escursionista i Pour l' alpiniste, le skieur et le randonneur e a.

Überblick

Spricht man vom Skifahren im östlichen Mitteleuropa, so denkt man im allgemeinen an die polnische oder tschechische Tatra. Meist wird dabei vergessen, dass auch in Bulgarien Skitouren unternommen werden können. In diesem Land erhebt sich der höchste Punkt der Balkanhalbinsel: Dies ist nämlich nicht der Olymp in Griechenland, sondern der Musala ( 2925 m ) in Bulgarien. Zwei Besuche in den Jahren 1996 ( teilweise Durchquerung des Rila-Massivs und eine längere Tour im Pirin-Gebirge ) und 1997 ( fast vollständige Traversierung des Pirin ) haben uns die Möglichkeiten, die sich dem Skitourenfahrer in Bulgarien bieten, gezeigt: Es gibt bemerkenswerte Ziele, und das Land lohnt den Umweg!

Das Kloster von Rila: Es wurde im 11. Jahrhundert gebaut und ist das grösste.

bekannteste und schönste bulgarische Kloster.

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