Weltklasse-Sportklettern in Zürich und München. Weltcup und Weltmeisterschaft
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Weltklasse-Sportklettern in Zürich und München. Weltcup und Weltmeisterschaft

Weltklasse- Sportklettern in Zürich und München

Am 24./25. Juni 2005 trafen sich im Kletterzentrum Gaswerk in Schlieren die weltbesten Sportkletterer zur letzten Weltcup-Austragung in der Disziplin Lead 1 vor der Weltmeisterschaft. Nur eine Woche später wurde in München der begehrte Titel vergeben.

Der gemütlichste Teil einer Weltcupaus-tragung ist zweifellos die erste Qualifika-tionsrunde. Früh am Morgen gehört die Halle noch den Wettkämpfern, im Publikum sitzen fast nur Trainer und Kollegen. Die meisten Teilnehmer gehen die erste Route locker an. Die Favoriten sind überzeugt, die Qualifikation zu meistern, die Schwächeren machen sich keine Illusionen, da am Start fast sämtliche Stars der internationalen Konkurrenz stehen. Ist die Crème de la Crème erst einmal unter sich, wird mit einem Schlag alles anders.

Kletterfieber

Freitagabend, Kletterzentrum Gaswerk Schlieren. Die Halle hat sich inzwischen mit Schaulustigen gefüllt. Da dies der erste internationale Wettkampf in der Schweiz seit vier Jahren ist, steigt die Stimmung trotz der drückenden Sommerhitze. Die erste Kletterin, die zum Einstieg der Halbfinalroute schreitet, lässt sich keine Nervosität anmerken, doch man ahnt ihre Anspannung. Gut 300 Augenpaare verfolgen ihre Bewegungen, der Speaker spornt sie an, doch bald drohen ihre feuchten Hände von den Griffen zu rutschen. Die Zuschauer klatschen herzhaft und belohnen jede kommende ausserordentliche Leistung lautstark mit « allez !» und mitfieberndem Schreien und Pfeifen. Als schliesslich die Zürcherin Alexandra Eyer als Erste das Top erreicht, ist das Publikum nicht mehr zu halten. Aber auch die Erste im Weltcup-ranking, Angela Eiter aus Österreich, klettert unter grossem Beifall bis ganz nach oben. Mit dieser Ausgangslage ist den Zuschauern ein spannendes Finale gewiss.

Der Tag der Schweizer

Wunderbar kühl ist die Luft am Samstagabend, als sich gegen 700 Kletterbegeisterte in der Wettkampfhalle einfinden, um die Weltelite zu Spitzenleistungen anzufeuern. Am Vormittag kletterten im Herren-Halbfinal Cédric Lachat ( SUI ) und Flavio Crespi ( ITA ) der Konkurrenz davon. Einige Favoriten wie Alexandre Chabot ( FRA ) oder Ramón Puigblanque ( ESP ) schieden aus. Aus Schweizer Sicht scheint daher ein Grosserfolg möglich. Im Heimatland einen Weltcup zu gewinnen, ist für Schweizer Kletterer vielleicht nur einmal während der ganzen Karriere in Griffweite, weil Weltcups und WM bei uns so selten sind. Das Publikum ist entsprechend aufgeregt, muss aber nach dem Showblock eine Stunde warten, bis es endlich losgeht – der einzige Makel im Wettkampfprogramm.

Die Route der Damen ist schwierig, die meisten Athletinnen stürzen nach halber Distanz. Auch Alexandra Eyer verliert frühzeitig das Gleichgewicht und landet auf dem vierten Platz. Angela Eiter hingegen demonstriert ihre Überlegenheit und durchsteigt die Route als Einzige bis zum letzten Griff. Die Zuschauer hoffen nun auf Cédric Lachat, der grosse mentale Stärke beweist und sich seinen Traum haarscharf vor dem Deutschen Timo Preussler erfüllen kann: Er gewinnt seinen ersten Weltcuptitel vor heimischem Publikum. Dank insgesamt hervorragender Leistungen erreicht die Schweizer Delegation in der Nationenwertung schliesslich den ersten Platz.

WM München

Eine Woche später. Das Münchner Messe-gelände und die gleichzeitig stattfindende Internationale Sportmesse sind für eine Weltmeisterschaft wie geschaffen. Hier ist alles eine Nummer grösser: die Halle, die Wand, der Rummel und die Leistungen. Cédric Lachat aber zeigt Nerven aus Stahl. Von insgesamt über Cédric Lachat ( Mitte ) gelang der erste Schweizer Weltcupsieg bei den Herren zehn Jahre nach jenem von Elie Chevieux am Weltcup in Moskau 1995. Zweiter wurde Timo Preussler ( GER ), links, und Dritter Flavio Crespi ( ITA ), rechts.

Foto: Felix Fr ey Foto: Jürg Schellenberg 1 Früher Difficulty oder Schwierigkeitsklettern, neu Lead 400 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus fünfzig Nationen klettert er vor gut 3500 Zuschauern in der Disziplin Lead auf den sagenhaften 4. Platz und sichert sich im Boulderfinal den ebenfalls meisterhaften 8. Rang! Alexandra Eyer und den weiteren Schweizer Teilnehmern läuft es dagegen weniger nach Wunsch. Dafür ist das riesige Teilnehmerfeld insgesamt einfach zu stark. Von diesem hebt sich in der Disziplin Lead einzig Angela Eiter ab, die vom Publikum mit einer Standingovation gefeiert wird, nachdem sie der Konkurrenz schlicht davonstieg. Nur wenige Zuschauer interessieren sich hingegen für die Disziplin Speed, obwohl es dort einen neuen Weltrekord zu verzeichnen gibt: 12 Meter in 8,74 Sekunden durch Maxim Stenkovoi ( UKR). a Charles Mori, Zürich Die richtigen Ruhepunkte zu finden, ist in den langen Routen nur eine der vielen Schwierigkeiten, die die Athleten meistern müssen. Unterstützt vom begeisterten Schweizer Publikum erreichte Cédric Lachat in Zürich seinen bisherigen Karrierehöhepunkt.

Alexandra Eyer, die nach der Qualifikation und dem Halbfinal zusammen mit Angela Eiter an der Spitze lag, belegte im Schlussklassement den vierten Platz. Im Finale hätte bereits die Berührung des nächsten Griffes für den 2. Platz gereicht. Matthias Müller startete an der Boulder-WM als Mitfavorit, nicht zuletzt weil er an der EM 2004 Vierter geworden war. Eine vorgängige Fingerverlet-zung handicapierte ihn jedoch, und er erreichte als zweitbester Schweizer den 24. Rang.

Die sympathische Österreicherin Angela Eiter zeigte eine eindrucksvolle Leistung: Sie kletterte fast doppelt so hoch wie die zweitplatzierten Maja Vidmar ( SLO ) und Katharina Saurwein ( AUT ). Foto: Jür g Schellenber g Foto: Radek Capek Foto: Felix Frey

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