Yves Lambert auf den Spuren seines Vaters. 50 Jahre nach dem Rückzug am Everest
Unterstütze den SAC Jetzt spenden

Yves Lambert auf den Spuren seines Vaters. 50 Jahre nach dem Rückzug am Everest

Yves Lambert auf den Spuren seines Vaters

Am 15. März 2002 machte sich eine Schweizer Expedition auf den Weg zum Mount Everest, um den Gipfel zu besteigen und einen Film zu drehen. Mit dabei ist Yves Lambert, der Sohn von Raymond Lambert, der vor 50 Jahren zu jener Genfer Expedition gehörte, die beim Versuch der Erstbesteigung des Everest auf 8600 m gescheitert war. Vor dem Abflug gab er uns Auskunft.

DIE ALPEN: Yves Lambert, wer begleitet dich auf dem Weg zum höchsten Berg der Welt?

Yves Lambert: Unsere Expedition besteht aus sechs Sherpas, darunter der berühmte Appa Sherpa, der bereits elf Mal auf dem Everest stand. Mit dabei sind weiter Jean-Jacques Asper, Mitglied der Expedition von 1952, der bis Namche Bazar mitkommt, Tashi Tenzing, der Enkel von Sherpa Tenzing, Stéphane Schaffter, Expeditionsleiter und Co-Realisator des Films, ein Arzt, ein Fotograf und das Filmteam.

Was ist deine Motivation für diese Expedition?

Mehr als um den Gipfel geht es mir vor allem um den Film, der an die grosse Leistung von 1952 erinnern soll. Damals wurde zum ersten Mal der Khumbu-Ice-Fall überwunden, und die Expedition kam bis auf 8600 m, was 90% der heutigen Route entspricht. Mit meiner Arbeit möchte ich deshalb dem damaligen Team – und nicht nur meinem Vater – und den Sherpas die Ehre erweisen. Sie haben viel zu den Erfolgen der Bergsteiger im Himalaya im Allgemeinen und am Everest im Besonderen beigetragen. Den Gipfel erreichen? Natürlich ist das ein Ziel. Aber vor allem will ich wie mein Vater in die Atmosphäre des Khumbu und die Welt der Sherpas eintauchen, die Freundschaft mit Sherpas wie Appa und Tashi Tenzing wieder aufleben lassen, so wie Tenzing Norgay und mein Vater enge Bande geknüpft hatten. Wie wir alle wissen, gab es diese Freundschaften bei den anderen Expeditionen, wo das Nationale oder sogar die militärische Organisation Vorrang hatten, nicht. Welches sind deine Gefühle in Bezug auf

DIE ALPEN 5/2002

die Höhe von 8600 m, wo dein Vater und Tenzing aufgeben mussten?

Scheint sehr luftig und schön zu sein. Mein Vater erzählte mir, dass er nicht einmal mehr die Uhr ablesen konnte. Ich glaube vor allem, dass es sehr hart werden wird.

Welche Bedeutung hat für dich der Gipfel? Gipfel bleibt Gipfel, erst recht am Everest! Und wie schon mein Vater sagte: « Wenn du deinen Hintern nicht da oben hingesetzt hast, bist du nicht oben gewesen. » Der Everest ist ein Traum für viele Bergsteiger, also auch für mich. Ich werde versuchen hinaufzukommen und werde auch den Sauerstoff nicht ablehnen. Aber ich lasse mich nicht gleichsam von zwei Sherpas hinaufschieben, die mir einen Vorrat an Sauerstoffflaschen auf dem Rücken hinterhertragen. Fühlst du dich unter Druck gesetzt, musst du unbedingt oben stehen?

Ich werde den Gipfel für mich versuchen, aber auch für meinen Vater, denn ich denke, dass Tenzing und er damals im Frühling 1952 mit richtig funktionierenden Sauerstoffgeräten vermutlich den Gipfel erreicht hätten. Ich will mich aber nicht unter Druck setzen. Ich werde alles geben, aber nicht um jeden Preis. Ich will vor allem auch wieder herunterkommen!

Erzähl uns doch noch etwas von dem Filmprojekt!

Der Urheber dieses Projekts ist der Bergführer Stéphane Schaffter, der auch als Co-Realisator des Films « Sur les traces de mon père » zeichnet. Der Film verfolgt mehrere Ziele. Einerseits will er an das schöne Unternehmen dieser 52er-Expedition erinnern, an deren Abenteuergeist. Der Film versteht sich auch als Hommage an die Freundschaft zwischen den Genfern und den Sherpas, die bis heute anhält. Andererseits geht es darum, mit Hilfe von Dokumenten, Material und den Erinnerungen der Leute von damals die Situation von 1952 den Bedingungen und dem Wissen von heute gegenüberzustellen. Der Zuschauer wird Bilder von damals zu sehen bekommen, jene Emotionen durchleben und sie mit denjenigen von heute vergleichen und dadurch die Entwicklung messen können, die zwischen den beiden Ereignissen liegt. a

Dominique Roulin, Presinge ( ü ) Philippe Arvis, Arzt Guillaume Vallot, Fotograf Stéphane Schaffter, Leiter der Jubiläumsexpedition und Kameramann am Berg Jean Troillet, Chef Technik Yves Lambert, Sohn von Raymond Lambert to s:

Sa mml ung AG EC -R ou lin Fo to :Sa mml ung AG EC -H of st ett er DIE ALPEN 5/2002

Bergführer

Guide

Guides

Feedback