Zum Vorgehen bei den Routensanierungen
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Zum Vorgehen bei den Routensanierungen

Aus den Erfahrungen eines Führerautors In letzter Zeit wird erfreulicherweise viel saniert: Alte, vergessene Routen erwachen aus dem Dornröschenschlaf, und klassische Touren erhalten solide Standplätze. Die Schweiz ist, das darf man hier sicher sagen, diesbezüglich beispielhaft. Sanieren verlangt allerdings - neben den dazu notwendigen handwerklich-technischen Grundkenntnissen -auch das Wissen, wie eine Route den Bedürfnissen der Benutzer entsprechend abzusichern ist.

Der Plaisirkletterer hat die gleichen Wünsche wie der extreme Sportkletterer: Er möchte in der Natur sein, sich am ästhetischen Bewegungsspiel des Kletterns freuen, sich fordern und seine Grenzen kennen lernen. Er möchte im leichteren Gelände an gut gesicherten Routen Erfahrungen sammeln und seine Klettertechnik verbessern, um schliesslich schwieri- gere, vielleicht auch weniger gut abgesicherte Routen in Angriff nehmen zu können.

Absicherungsdefizite bei leichten Routen Die meisten der schwierigen Touren sind sehr gut abgesichert. Aber bei den leichten Routen besteht oft noch ein Manko. Viele weisen sehr weite Hakenabstände auf, oder die Zwischensicherungen sind in schlechtem Zustand, so dass Stürze lebensgefährlich sein können. Begeher solcher Routen haben meist wenig Erfahrung im Umgang mit mobilen Sicherungsmitteln, mit dem Sichern allgemein und mit der Seilhandhabung.

Routensanierung will gelernt sein Auf meinen unzähligen Ausflügen als Führerautor habe ich schon manche Route gesehen, bei der ich feststellen musste, dass im Absicherungs-bereich einiges schiefgelaufen ist. Sicher, es gibt keine Vorschriften, wie man Routen einrichten muss, und es An den Standplätzen sind mindestens zwei ( « normale » ) Bohrhaken anzubringen, davon möglichst einer mit einer grossen Öse.

Standplätze müssen auch dort mit einwandfreiem Material versehen sein, wo das Gelände auf den ersten Blick gar nicht so exponiert scheint; am « Liftwing left » ( 6b ), Engelhörner.

besteht auch nicht die Absicht, dafür feste Regeln aufzustellen. Es geht vielmehr darum, all jenen, die vielleicht selber einmal eine Plaisirroute eröffnen oder eine bestehende Route sanieren möchten, ein paar nützliche Anregungen ohne Anspruch auf Vollständigkeit zu geben. Trägt nicht jeder Einrichter gegenüber seiner Route eine gewisse Mitverantwortung, um allen nachfolgenden Begehern eine möglichst dem heutigen Sicherheitsstandard entsprechende schöne Route zu bieten?

Allgemeine Tips zur Routensanierung Die folgenden Anmerkungen gelten für Plaisirrouten im Schwierigkeitsgrad zwischen 4a und 6a.

Welches ist mein Zielpublikum?

Bevor ich mit einer Neutour beginne, mache ich mir Gedanken darüber, für wen diese Tour gedacht ist oder wen ich damit ansprechen möchte. Bei einer Route beispielsweise für Kinder oder Jugendliche fängt das bereits beim Zustieg an. Dieser muss gefahrlos sein und in angemessener Zeit begangen werden können.

Homogenität Die Route sollte möglichst durchgehend von gleicher oder ähnlicher Schwierigkeit sein. Es hat wenig Sinn, eine 4b-Tour mit einer zwingenden 6b-Stelle zu eröffnen.

Plazierung der Bohrhaken Bohrhaken dienen auch als « Wegweiser ». Sie sind deshalb so anzubringen, dass nach dem Einklinken des einen der nächste immer gut sichtbar ist. Zudem sollten beim Einhängen keine gefährlichen Situationen entstehen, z.B. sollte der Haken nicht für kleine Kletterer zu hoch oben oder erst nach - statt vor - der schwierigen Stelle gesetzt werden.

Der wichtigste Bohrhaken ist immer derjenige nach dem Stand. Auch diesen müssen kleine Kletterinnen und Kletterer möglichst früh und problemlos einhängen können. Danach werden die Bohrhaken optimal und regelmässig, den Kletterstellen und der Art der Kletterei angepasst, gesetzt, so dass gefährliche Stürze nach menschlichem Ermessen ausgeschlossen sind. Dabei lässtsich kein exakter Hakenabstand definieren, denn jede Route, jede Seillänge und jede Kletterstelle bringt andere Voraussetzungen mit sich.

In den Schlüsselseillängen der schwierigen Routen stecken bei- Sog. Muniringe bieten eine solide Standplatzsicherung und haben noch den Vorteil, dass problemlos mehrere Karabiner eingehängt werden können; am Südpfeiler des Glatten, Klausenpass.

Der wichtigste Bohrhaken ist immer derjenige kurz nach dem Stand ( bzw. nach dem Einstieg ). Er muss auch von kleinen Kletterinnen und Kletterern möglichst früh und problemlos eingehängt werden können; in der 6. SL ( 6a ) der Route « Alhambra ».

spielsweise auf 30 m durchschnittlich 7 bis 10 Bohrhaken. In Klettergärten sind die Abstände zwischen den Sicherungspunkten meist noch geringer.

Tips für Routen im Plaisirbereich Anzahl Sicherungspunkte Plaisirrouten sollten mit der gleichen Anzahl Sicherungspunkte versehen sein wie schwierige Aufstiegslinien: Plaisirkletterer möchten ja nicht gefährlicher leben als Extremkletterer. An künstlichen Kletterwänden Die Sicherungspunkte müssen so gesetzt werden, dass es nicht zu gefährlichen Stürzen kommen kann; in der 15. SL ( 6b ) der Route « Alhambra » im Tessin, einer Plaisirroute « par excellence ».

Sport- und Wettkampfklettern sind die leichten Routen auch nicht weniger abgesichert als die schwierigen.

Abstände In den leichteren Seillängen können die Hakenabstände etwas grösser sein, aber auch hier müssen die Sicherungspunkte so gesetzt werden, dass es nicht zu gefährlichen Stürzen kommen kann ( Achtung: bei einem Hakenabstand von 5 m sind bereits Stürze von über 10 m möglich !).

Altes Material, Einsatz mobiler Sicherungsmittel Bei Sanierungen ist die Route von altem Material möglichst zu säubern. Dort, wo ein Klemmkeil problemlos aus einer Ruheposition gelegt werden kann, ist dies akzeptabel, d.h., es braucht nicht unbedingt ein Bohrhaken gesetzt zu werden. Das jeweilige Vorgehen ergibt sich dabei aus dem gebietsspezifisch üblichen Gebrauch und dem gesamten « Routenumfeld ».

Standplätze An den Standplätzen sind immer mindestens zwei Bohrhaken anzubringen. Wenn möglich sollte dabei einer über eine grosse Öse verfügen, damit mehr als ein Karabiner eingehängt werden kann.

Seilzug und Seillängen Seilzug ist unbedingt zu vermeiden! Die Bohrhaken sind deshalb möglichst so in einer Linie zu setzen, dass beim Einhängen des Seils keine scharfen Winkel entstehen. Nicht zu lange Seillängen: 50-Meter-Seillän-gen sind nur zum Abseilen erwünscht. Das bedeutet auch, dass bereits beim Einrichten der Aufstiegslinie an die Abseilmöglichkeiten zu denken ist ( oft kann über zwei kurze Seillängen auf einmal abgeseilt werden !).

Routenkreuzungen Bestehende Routen sollten respektiert und nur dann gekreuzt werden, wenn deren Verlauf unlogisch ist oder wenn sie fast nicht mehr begangen werden.

Markierung Das Markieren mit Farbe oder Spray ist unästhetisch und sollte möglichst vermieden werden. Möchte man einen Routenverlauf verdeutlichen, so können vorher ( zu Hause ) die Plättli eingefärbt werden. Einstiege sind unauffällig mit dem Routennamen anzuschreiben.

Informationen Wird eine bestehende Route saniert, sollte dies unter den zuständigen aktiven Leuten abgesprochen werden ( Führerverein, Erstbegeher, Gebietserschliesser usw. ).

Material und Befestigungsart In saurem Gestein wie Granit oder Gneis sollten rostfreie Anker ( HILTI HSA-KR 10x68 mm ) und Plättli verwendet werden.

Im Kalk ist Inox-Material ebenfalls vorzuziehen, obschon hier die Lebensdauer verzinkter Anker wesent- Bei der Plazierung der Bohrhaken ist zum einen darauf zu achten, dass man sie gut einhängen kann, zum andern, dass die Seilführung möglichst ideal verläuft ( kein Seilzug ): in der 3. SL der Route « II rompighiaccio integrai », Gondoschlucht.

lich höher ist als im Granit ( 7 bis 10 Jahre ).

Entscheidend ist, dass die Anker zäh und biegsam sind, so dass keine Materialrisse entstehen können ( z.. " " .B. HILTI HSA-KA 10x68 oder besser 12x80 ). Besonders zu beachten ist beim Anziehen das Drehmoment.1 Bei Klettergartenrouten oder in schlechtem Gestein ist sicher Kleben die beste Lösung ( z.. " " .B. mit dem HILTI Hit-150 ). Dazu ist allerdings eine Kle-bepistole notwendig. Die Einzelpa-tronen HILTI-HVU sind für diesen Zweck nicht geeignet.

Qualität statt Quantität Leider sind in der Schweiz die Möglichkeiten zur Eröffnung neuer und einigermassen gut zugänglicher Kletterrouten vor allem im Plaisirbereich eher beschränkt. Jeder Routen-erschliesser muss sich deshalb die Frage stellen, ob die neue geplante Route auch tatsächlich für weitere Begeher/innen interessant sein wird. Falls dies nicht eindeutig zutrifft, besteht die Möglichkeit, von der leider viel zu wenig Gebrauch gemacht wird, auf diese Tour zu verzichten unter dem Motto « Qualität kommt vor Quantität ».

Jürg von Känel, Reichenbach 1 Die Schraube sollte nicht aus der Vorstellung, den Sicherungspunkt damit besonders fest verankern zu können, mit zu grossem Kraftaufwand angezogen werden, d.h. hier sind eine gewisse Erfahrung und « Gefühl » gefragt.

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