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Petra Klingler begrüsst Olympiaverschiebung Nun gilt es, den Fokus auf 2021 auszurichten
Die Olympischen Spiele in Tokio finden nicht wie geplant im Sommer 2020 statt. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) und das Organisationskomitee haben aufgrund der Corona-Pandemie am Dienstag, 24. März entschieden, dass die Spiele 2021 stattfinden sollen. Der Entscheid sorgte auch bei Petra Klingler für Erleichterung. Sie hatte sich als allererste Schweizer Athletin über alle Sportarten das Olympiaticket bereits im vergangenen Jahr gesichert.
Es hätte der Höhepunkt des Sportjahres 2020 werden sollen. Die Olympischen Spiele in Tokio. Petra Klingler, die sich im letzten Jahr an der Weltmeisterschaft für Tokyo 2020 qualifiziert hatte, richtete ihre gesamte Trainingsplanung nach dem Grossanlass aus. Nach der offiziellen Verschiebung gilt es nun, den Fokus neu zu legen.
Mit der Gewissheit kommen neue Fragen
Die seit Dienstag herrschende Klarheit sorgte bei Klingler überwiegend für Erleichterung. Doch ein kleiner Wehrmutstropfen gibt es dennoch. «Ich hatte eine sehr gute Aufbauphase und wäre mit dem Kopf bereit gewesen. Als die Verschiebung Tatsache war, hat es mir für einen kurzen Moment den Boden unter den Füssen weggezogen. Denn es standen plötzlich viele Fragen im Raum: Wann genau finden die Spiele statt, bin ich weiterhin qualifiziert oder muss ich nochmals ran?»
Es ist das Umfeld, das der Boulder-Weltmeisterin von 2016 Halt gibt und sie auch in dieser herausfordernden Zeit enorm unterstützt. «Alle sind mit Herzblut dabei. Die Absage der Spiele betrifft nicht nur uns Athletinnen und Athleten. Auch die Trainer, der Betreuerstab, Swiss Olympic und alle meine Sponsoren. Sie alle sind in dieser ausserordentlichen Situation enorm gefordert. Aber wir unterstützen uns gegenseitig. Keiner ist in dieser schwierigen Zeit alleine.»
Weniger Druck, auf den Punkt bereit zu sein
Das Olympiaticket für 2021 ist Petra Klingler mit grösster Wahrscheinlichkeit weiterhin garantiert. Dazu braucht es aber noch in allen Sportarten die offizielle Bestätigung. So viel steht fest. Und die Zürcherin sieht in der Corona-Krise auch gute Seiten. «Ich habe jetzt zeitlich sehr viel Luft und habe deshalb die Möglichkeit, neue Sachen auszuprobieren. Auch der Druck, zum Zeitpunkt x abzuliefern, ist für den Moment weg. Solange offen ist, wann die Spiele sattfinden werden, werde ich meinen Trainingsplan nicht neu ausrichten. Für mich gilt es nun, die Freude am Klettern zu behalten und die Strukturen, die mir Halt geben, auch zuhause weiterhin aufrecht zu erhalten.» Und dazu gehört auch das Trainieren.
Aber wie sieht der Alltag einer Profisportlerin aus, wenn sie statt Klettertraining in der Halle nun Homeoffice macht? «Unsere Kreativität ist nun mehr denn je gefragt. Ich kann sehr gut zuhause trainieren. Der Fokus liegt aber beispielsweise mehr auf der Mobilität. Das heisst, ich arbeite gezielt an meiner Beweglichkeit. Aber auch Rumpf- und Grifftraining lassen sich bestens zuhause machen. Klar, es kommen am Ende der Woche nicht so viele Trainingsstunden zusammen wie normalerweise, aber so habe ich mehr Zeit für die Erholung, für mentales Training oder für eine meiner grossen Leidenschaften, das Backen und Kochen.»
Die Wettkämpfe fallen zwar bis auf unbestimmte Zeit aus. Doch das hindert die Sportlerinnen und Sportler nicht daran, sich weiterhin zu messen. «Wir fordern uns nun spielerisch auf den Social Media Plattformen heraus und stellen uns verschiedenen Challenges. So muntern wir uns gegenseitig auf und stehen diese Krise gemeinsam durch.»