Baustellen in luftiger Höhe
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Baustellen in luftiger Höhe Ungewöhnliche Arbeit im alpinistischen Stil

Nur wer eine rechte Portion Mut und absolutes Vertrauen ins Material und die Kameraden aufbringt, kann es sich leisten, einer ungewöhnlichen Beschäftigung nachzugehen: auf Baustellen in luftigen Höhen. Fenster von Hochhäusern reinigen oder im Leeren hängend Löcher in eine Felswand bohren sind Arbeiten, die nur «alpinistisch» erledigt werden können. Dabei sind Teamgeist und Vertrauen das einzige Sicherheitsnetz.

Es gibt heutzutage eine ganze Reihe von Arbeiten, die nur mit Techniken aus den Bereichen Bergsteigen und Höhlenforschen ausgeführt werden können: Reinigung von Fenstern oder Fassaden an Hochhäusern, die Reparatur von Dächern, Malerarbeiten, Putzen und Sichern von Felswänden, das Anbringen von Netzen als Schutz vor Tauben oder die Reparatur von Brücken und Strassen. Die Techniken, die dabei zum Einsatz kommen, sind Abseilen, Aufsteigen an Seilklemmen, Begehen von Seilbrücken, Pendeln und künstliche Kletterei. Sie bergen in der Regel für die «professionellen Akrobaten» keine Geheimnisse, denn diese sind häufig ehemalige Bergführer.

Die Sanierung von Felswänden ist vielleicht die typischste Arbeit, die im alpinistischen Stil vorgenommen wird. Im Kanton Freiburg beispielsweise musste die Felswand über dem Kraftwerk Hauterive stabilisiert werden, da sie drohte, ganz oder teilweise auf die Wasserleitungen hinunterzustürzen. In Leuk war es eine von zahllosen Rissen durchzogene Granitwand, die jeden Moment auf eine sich in Bau befindende Eisenbahnbrücke hinunterfallen konnte. Da in beiden Fällen der Zugang nur mit Abseilen möglich war, mussten die Arbeiter die Bohrmaschinen 50 m über den Boden hieven. Selber in der Luft hängend, platzierten sie Verankerungen in den gebohrten Löchern, die sie mit Zement gefüllt hatten. Anschliessend mussten die Maschinen und Schläuche wieder auf den Boden gebracht werden. Bohrarbeiten sind jeweils besonders spektakulär und schwierig, weil dabei schwere und unhandliche Geräte, Bohrer und Schläuche zum Einsatz kommen. Unter sich nichts als gähnende Leere und dabei Regen, Hagel, Schnee und Eis ausgesetzt sein: Solche Arbeiten sind wahrlich kein Zuckerschlecken. Und wenn der Lärm jede mündliche Äusserung verunmöglicht, verständigen sich die Arbeiter mit Zeichen oder, wenn keine Sichtverbindung besteht, per Funk.

Wer diesen Beruf ausüben will, muss nicht nur über grossen Teamgeist verfügen, sondern auch blind seinen Kameraden vertrauen können. Das Leben hängt buchstäblich an einem Faden. Die besonderen Bedingungen machen aus dieser Beschäftigung mehr als eine Arbeit. Es ist ein eigentliches Abenteuer, wo Vertrauen, Freundschaft und Teamarbeit dafür sorgen, dass die Angst vergessen werden kann.

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