Bergnotfälle Schweiz 2005. Trotz Zunahme der Notfälle weniger Bergtote
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Bergnotfälle Schweiz 2005. Trotz Zunahme der Notfälle weniger Bergtote

Die Wetterbedingungen im Berichtsjahr 2005 waren sowohl in der Hoch-winterphase als auch im Sommer eher schlecht und schränkten die Aktivitäten ein. Trotzdem ist eine markante Zunahme der Bergnotfälle gegenüber dem Vorjahr zu verzeichnen. Gingen bei den Skitouren die Notfallzahlen zurück, stiegen sie in allen andern Tätigkeitsbereichen, insbesondere beim Bergwandern. Die Gesamtzahl der tödlichen Unfälle nahm aber nicht zu. 1

In den Schweizer Alpen war das Bergjahr 2005 von einer kalten Hochwinterphase, einem niederschlagsreichen Sommer und schliesslich einer langen Schönwetterperiode im Herbst geprägt. Vor allem während der Hauptsaison im Sommer wurden die Tourenaktivitäten – nicht zuletzt wegen der Unwetter mit gravierenden Überschwemmungen – stark beeinträchtigt.

Überblick 2

Bergnotfälle

Im Berichtsjahr – Kalenderjahr – 2005 wurden in den Schweizer Alpen und im Jura 1836 Personen evakuiert, gerettet oder geborgen. In dieser Bilanz sind mit 48 betroffenen Personen nun auch die Rettungen im Unterwallis ab dem 1. Juli 2005 enthalten. Auch wenn man die Zahlen aus dem Unterwallis für einen direkten Vergleich noch nicht berücksichtigen kann, ergibt sich für das ganze Notfallgeschehen immer noch eine Zunahme von gut 20% gegenüber dem Vorjahr. Mit Ausnahme der Rubrik Skitouren sind bei allen andern Tätigkeiten die Notfallzahlen höher. Am deutlichsten beim Bergwandern, wo mit insgesamt 796 beteiligten Personen eine Zunahme von gut 20% im Jahresvergleich resultiert. Bezogen auf die Notfallursachen fällt erneut die deutliche Zunahme der Ereignisse als Folge von « Verirren » auf, wozu sicher auch die oftmals ungünstigen Wetterbedingungen im Sommer mit schlechten Sichtverhältnissen beigetragen haben. Auch bei der Schwere der Schädigung gemäss medizinischem Index ist entsprechend der höheren Bilanz eine vergleichbare Zunahme der Zahlenwerte zu verzeichnen. Davon ausgenommen sind jedoch Todesfälle, deren Zahl mit insgesamt 123 Personen im Jahresvergleich gut 16% tiefer liegt. Darunter sind auch 22 Ereignisse, bei denen die Betroffenen bei der Ausübung einer bergsportlichen Aktivität einem Krankheitsfall zum Opfer gefallen sind.

Tödliche Unfälle

Beim Bergsport im engeren Sinne 3 haben im Berichtsjahr bei 83 Ereignissen insgesamt 96 Berggänger ihr Leben verloren. Dies entspricht im Vergleich zum Vorjahr einem Rückgang von gut 11%. Bezogen auf die einzelnen Tätigkeitsgruppen ist die Zahl der Bergtoten im Skitourenbereich und beim Felsklettern höher als im Vorjahr, während bei allen anderen Tätigkeiten ein Rückgang festgestellt werden kann. Mit 16 Personen oder knapp 17% ist jedoch der Anteil der betroffenen Frauen höher als im Vorjahr. 1 Für weiter reichende Auswertungen rund um das Bergnotfallgeschehen in den Schweizer Alpen und im Jura finden sich die entsprechenden Informationen auf der SAC-Internetseite www.sac-cas.ch/ rettung/statistiken.

2 Diese Zusammenstellungen und Auswer- tungen stützen sich auf Angaben und Mitarbeit folgender Personen und Institutionen: Hans Jaggi und Frank Roth, Alpine Rettung SAC; Robert Kaspar, Hans Jacomet, Werner Schnider und Paul Ries, REGA; Thierry Rätzer, KWRO Kt. Wallis; Marco Salis, Bergrettung Graubünden SAC; Bruno Durrer, Bergrettung Air Glaciers Lauterbrunnen und Gesellschaft für Gebirgsmedizin; Andrea Romang, Air Glaciers Gstaad-Saanenland; Stephan Harvey und Benjamin Zweifel, SLF. Neu stehen seit dem 1. Juli 2005 auch die Informationen aus dem Unterwallis ( Maison du Sauvetage ) zur Verfügung.

3 Als tödliche Bergunfälle im engeren Sinne wer- den in dieser Statistik vor allem die Ereignisse des klassischen Bergsteigens verstanden. Neue Formen des Bergsports werden nur eingeschlossen, wenn zu deren Ausübung kein Transportgerät verwendet worden ist. So sind bei den hier ausgewiesenen Zahlen insbesondere die Todesfälle beim Delta- und Gleitschirmfliegen, beim Basejumping und bei der Benutzung von Mountainbikes nicht berücksichtigt. Damit sind die Zahlen auch mit denjenigen früherer Jahre vergleichbar.

Niedriger sind die vergleichbaren Zahlenwerte der tödlich verunfallten Ausländer. Mit insgesamt 43 Personen entspricht dies einem Anteil von 45% aller tödlich verunfallten Berggänger ( Vorjahr 53% ). Markant zugenommen hat die Zahl der Lawinentoten, während bei allen anderen Unfallursachen im Jahresvergleich ein Rückgang zu verzeichnen ist.

Einzelne Tätigkeiten

Hochtouren

Blockierungssituationen häufig Den Hochtourengehern war der Bergsommer 2005 nicht wohl gesinnt. Nach einem passablen Saisonstart im Juli sorgten im August mehrere Kaltlufteinbrüche mit Schneefall weit unter die Dreitausendergrenze für schwierige und heikle Verhältnisse. So mussten – wie bereits im Vorjahr – zahlreiche Alpinisten die Bergrettung in Anspruch nehmen, weil sie in eine ausweglose Blockierungssituation geraten waren oder sich infolge eines Schlechtwettereinbruchs verirrt hatten. Häufiger als im Vorjahr waren ferner Notfälle als Folge einer Erkrankung oder eines Gletscherspaltensturzes. Deutlich höher als im Vorjahr ist auch die Zahl der ausländischen Hochtourengeher mit insgesamt 207 beteiligten Personen oder 65% ( Vorjahr 47% ). Tödliche Unfälle Im Hochtourenbereich sind diese zur Hauptsache auf Sturzereignisse zurückzuführen, wobei neun von insgesamt 15 tödlich abgestürzten Alpinisten zum Unfallzeitpunkt nicht angeseilt waren. So zum Beispiel auch während einer Tour im Berninagebiet, bei der sich eine Zweierseilschaft im Abstieg über den Fortezzagrat bei den obersten Felsen los-seilte. Statt nun auf der markierten Route über die Felsen abzusteigen, folgten die beiden ohne Steigeisen älteren Spuren in der ca. 45 Grad steilen Eisflanke, die mit einigen Zentimetern Neuschnee bedeckt war. Hier rutschte der Vorausgehende aus und stürzte ca. 200 m in den Bergschrund des Morteratschgletschers ab. Deutlich weniger Opfer als in den Vorjahren forderten Mitreissunfälle. Hier verloren bei drei Ereignissen mit sechs Beteiligten fünf Personen ihr Leben ( Vorjahr: sechs Ereignisse mit 14 Toten ). Diese günstige Entwicklung im Berichtsjahr 2005 ist im Wesentlichen auf die Firn- und Eisverhältnisse zurückzuführen. Im Gegensatz zu früheren Jahren – insbesondere zum Hitzesommer 2003 – waren wegen der häufigen Schneefälle im Sommer 2005 viele Firnhänge nicht zu heiklen Eisflächen ausgeapert. Demgegenüber herrschte an einigen Sommertagen auch im Hochgebirge Lawinengefahr. Bei Lawinenabgängen im steilen Gelände liegt die Hauptgefahr nicht in der Verschüttung, sondern beim Mitgerissenwerden. Bei solchen Unfällen fanden im Sommer 2005 bei drei Ereignissen drei Alpinisten den Tod.

Klettertouren

Sturzunfälle dominierten Beim Felsklettern waren insgesamt 118 Personen in einen Notfall involviert. Dies entspricht gegenüber dem Vorjahr einer Zunahme von fast 64%. Die häufigste Ursache waren auch hier Sturzunfälle mit insgesamt 58 Personen. Meistens erforderten die daraus sich ergebenden Verletzungen eine Hospitalisation ohne unmittelbare Lebensgefahr ( NACA 3 und 4 ). In Bezug auf das Gelände ergibt sich folgende Aufschlüsselung: Im alpinen Gelände waren 19, in gut abgesicherten Mehrseillängenrouten im « Plaisirbereich » 18 und im Klettergartengelände 13 Personen durch einen Sturzunfall betroffen. Wie im Vorjahr waren wiederum « Blockierungen » die zweithäufigste Notfallursache. Solche Situationen entstanden häufig im Abstieg als Folge einer falschen oder unglücklichen Routenwahl, wegen eines Schlechtwettereinbruchs oder eines zu knapp bemessenen Zeitbudgets. Auch 200 m Unfallsituation am Fortezzagrat Foto: Marco Salis Aufstieg der zwei Alpinisten über die Normalroute ( markiert ) Unfallstelle im Eis, abseits der Normalroute Bergschrund beim Abseilen führten verschiedene Ursachen zu zahlreichen Notfallsituationen, am häufigsten, weil verklemmte Seile nicht mehr abgezogen werden konnten.

Tödliche Unfälle Beim Klettern verloren sieben Personen ihr Leben. Von diesen starben fünf Kletterer während Abseilmanövern. Bei einem Unfall wurde über die Seilenden hinaus abgeseilt. Die beiden weiteren Abseilunfälle mit Todesopfern wurden durch das Versagen der Abseilverankerung verursacht. Bei einem Unfall in den Churfirsten geschah dies an einer improvisierten Abseilstelle mit nur einem Haken. Beim zweiten Unfall, im Alpsteingebiet, versagte die vorhandene Abseil-einrichtung und riss drei Kletterer mit in den Tod. 4 Ein weiterer Kletterer stürzte beim Fussabstieg im heiklen Gelände tödlich ab. Ein Unfall mit einem Todesopfer schliesslich ereignete sich beim Klettern am Kleinen Mythen.

Ski- und Snowboardtouren

Sturzunfälle an erster Stelle Nach einem milden und eher schneearmen Start schufen die ergiebigen Schneefälle ab Mitte Januar vor allem am Alpennordhang hochwinterliche Verhältnisse. Durch die sehr kalte Witterung blieb auch in tieferen Lagen eine durchgehende Schneedecke erhalten, und so konnte vielerorts während mehrerer Wochen bis in tiefer gelegene Täler abgefahren werden. Auch in den Hochalpen war die Schneedecke mächtiger als in den Vorjahren, sodass auch in den Gletschergebieten eine recht stabile Überdeckung der Spaltenzonen vorhanden war. Demzufolge entwickelte sich das Notfallgeschehen in diesem Tätigkeitsbereich günstig, und die Zahl der betroffenen Berggänger liegt mit 159 Personen gut 9% unter dem Vorjahreswert. Wiederum führten Sturzunfälle am häufigsten zu einer Notfallsituation. Deutlich zahlreicher als im Vorjahr waren hingegen Lawinenunfälle. Bei insgesamt 18 Ereignissen waren 41 Tourenfahrer betroffen, davon acht Gruppen mit drei oder mehr Personen. Tabelle 1: Identität der Opfer bei tödlichen Unfällen 2004 2005 2005 Anzahl Opfer 108 96 100 Männer 95 80 83 Frauen 13 16 17 Schweizer 51 53 55 Ausländer 57 43 45 SAC-Mitglieder 12 13 14 Alterstufen: bis 10 Jahre 0 1 1 bis 20 Jahre 6 4 4 bis 30 Jahre 15 16 17 bis 40 Jahre 23 16 17 bis 50 Jahre 20 17 18 bis 60 Jahre 16 12 12 bis 70 Jahre 10 17 18 über 70 Jahre 14 13 13 unbekannt 4 0 0 Tabelle 3: Gelände bei tödlichen Unfällen 2004 2005 2005 Bergweg 23 9 9 Gras/Geröll 15 22 23 Felsen 12 22 23 Schnee Firn/Eis 52 30 31 Gletscher 5 10 11 Anderes Gelände 1 33 Hochalpen 54 38 40 Voralpen 54 58 60 Jura 0 0 0 Schlucht = 1, unbekannt ( vermisst2 Tabelle 2: Tätigkeit bei tödlichen Unfällen 2004 2005 2005 Bergwandern 34 32 33 Hochtouren 37 24 25 Klettern 4 7 7 Skitouren 14 17 18 Variantenabfahren 7 6 6 Anderes 12 1011 Organisierte Touren 16 3 3 Private Touren 70 63 66 Alleingänger 22 30 31 Jagd = 4, Eisfallklettern = 2, Klettersteig- geher = 2, Schneeschuhläufer= 2 4 Umstände und Ursachen dieses gravierenden Unfalls werden in einem separaten Bericht in einer späteren Ausgabe dieser Zeitschrift detaillierter dargestellt. Tödliche Unfälle In dieser Tätigkeitsgruppe waren insgesamt 19 Berggänger betroffen ( Vorjahr 16 ). Die häufigste Ursache waren wiederum Lawinenunfälle, bei denen neun Ereignisse insgesamt 13 Todesopfer forderten ( Vorjahr sieben ). Sechs dieser Unfälle ereigneten sich bei Gefahrenstufe 3 ( erheblich ) und drei bei Stufe 2 ( mässig ). Weiter starben drei Tourenfahrer wegen eines Spaltensturzes, und eine Person stürzte während der Abfahrt tödlich ab.

Variantenabfahrten

Ein Drittel mehr Notfälle Die Akteure bei Ski- und Snowboardabfahrten sind ähnlichen Gefahrenele-menten ausgesetzt wie im Tourenbereich. Diese werden im Wesentlichen von den Schneeverhältnissen und von der Lawinensituation geprägt, sodass in der Regel eine ähnliche Entwicklung des Notfallgeschehens resultiert. Im Berichtsjahr 2005 entwickelte sich jedoch das Notfallgeschehen in dieser Gruppe mit insgesamt 143 involvierten Personen ( plus 36% im Jahresvergleich ) deutlich ungünstiger. Skifahrer waren mit 96 Personen deutlich häufiger betroffen als Snowboarder. Am häufigsten waren wiederum Sturzunfälle mit 35 Skifahrern und 14 Snowboardern. Parallel zum Tourenbereich nahmen auch die Lawinenunfälle bei Variantenabfahrten mit insgesamt 33 beteiligten Personen – 26 Skifahrern und sieben Snowboardern – deutlich zu.

Tödliche Unfälle In diesem Bereich verloren vier Skifahrer und ein Snowboarder durch eine Lawi- Blitzschlag Tabelle 4: Ursachen von tödlichen Bergunfällen 2004 2005 2005 Sturz 84 56 59 Spalteneinbruch 2 7 7 Wechtenabbruch 2 0 0 Steinschlag 2 1 1 Eisschlag 3 0 0 Blitzschlag 0 0 0 Lawine 13 24 25 Blockierung/Er- 1 3 3 schöpfung/Verirren Andere Ursache 1 55unbekannt = 3, vermisst = 2 Nach den Schneefällen im August waren später im September sehr gute Firnverhältnisse anzutreffen. Am Südgrat des Mönchs Foto: Michael Röthlisber ger nenverschüttung ihr Leben, und ein Snowboarder starb an den Folgen eines Gletscherspaltensturzes.

Bergwandern

Stürzen, verirren, blockieren In dieser Tätigkeitsgruppe waren insgesamt 795 Personen in einen Bergnotfall involviert. Dies entspricht im Jahresvergleich einer Zunahme von gut 20% oder rund 43% aller Bergnotfälle. Die häufigste Notfallursache waren Sturzunfälle mit insgesamt 316 betroffenen Personen, meistens ohne lebensgefährliche Verletzungen, die aber doch eine Hospitalisation erforderten ( NACA 3 ).

Deutlich zahlreicher als im Vorjahr waren Notfälle als Folge von Verirren oder Blockierung. Bei diesen Ereignissen konnten die Betroffenen von den Ret-tungskräften meistens unverletzt aus ihrer Lage befreit werden. Solche Situationen sind auf verschiedene Ursachen zurückzuführen: Verirren infolge Sichtbehinderung wegen eines Schlechtwettereinbruchs oder einbrechender Dunkelheit; Überforderung; ungünstige Verhältnisse ( vereiste Wege ) oder nicht angemessene Ausrüstung. Da man beim Bergwandern in der Regel ohne alpintechnisches Material unterwegs ist, kann man bei Überforderung oder Irrtum sehr rasch in eine ausweglose Situation geraten, wie folgendes Beispiel zeigt: Ein Bergwanderer wollte den Piz da la Margna von Maloja aus durch das Val Fedoz und weiter über die Ostflanke und den Nordostgrat besteigen. Das Wetter war wechselhaft, kalt und windig. In der grossen Karmulde unterhalb des Gipfels verlor der Berggänger den Pfad und folgte irrtümlicherweise den gelbroten Zeichen, die ein Wildschutzgebiet markieren. So geriet er in immer steileres Gelände. Auf einem kleinen Felsabsatz angelangt, gab es für ihn weder ein Vorwärts noch Zurück. Er forderte mit seinem Mobiltelefon Hilfe an. Die Bergrettung konnte dann den bereits vom starken Wind unterkühlten Wanderer in einer heiklen Windenaktion aus seiner ausweglosen Situation befreien.

Eine beim Bergwandern recht häufige Notfallursache ist Erkrankung. So mussten insgesamt 111 erkrankte Wanderer die Bergrettung beanspruchen. Davon konnten 16 Personen, häufig als Folge eines Herz-Kreislauf-Problems, nur noch tot geborgen werden.

Tödliche Unfälle Beim Bergwandern kamen insgesamt 32 Personen ums Leben ( Vorjahr 34 ). Weitaus am zahlreichsten waren Sturzereignisse mit 27 Todesopfern ( Vorjahr 33 ). Von diesen starben elf Bergwanderer durch Sturz oder Absturz auf einem Bergweg, und 16 Personen verunfallten im weglosen Gelände.

Andere Bergsportarten

Definition Unter dieser Rubrik werden die Ereignisse weiterer Aktivitäten aufgeführt, die wesentliche Elemente einer bergsportlichen Tätigkeit erfüllen ( aus eigener Muskelkraft und Verantwortung unterwegs ), aber nicht den klassischen Bergsportarten zuzuordnen sind. Einige davon entwickelten sich innert weniger Jahre zu eigentlichen Trendsportarten. Bei diesen ist in der Regel während der ersten « Boomphase » auch das Bergnotfallgeschehen sehr dynamisch. Einerseits, weil während der ersten Jahre die Zahl der Akteure stark zunimmt, andererseits, weil es einige Zeit braucht, bis sich die richtigen Spielregeln im Umgang mit den alpinen Gefahren etablieren können.

Mountainbiking, Klettersteiggehen, Schneeschuhlaufen Wie bereits im Vorjahr führten Unfälle beim Mountainbiking am häufigsten zu Notfallsituationen. Mit Ausnahme eines Krankheitsfalles verunglückten die Biker ausnahmslos bei Sturzunfällen, deren Folgen häufig eine Hospitalisation ( NACA 3 und 4 ) erforderten. Der aktuelle « Klettersteigboom » in den Schweizer Alpen fand seinen Niederschlag auch bei den Bergnotfällen: Insgesamt gerieten 42 Klettersteiggeher in eine Notlage ( Vorjahr 14 ). Dabei waren 34 Personen – oder gut 80dieser Berggänger nicht verunfallt, sondern mussten aus einer Beim Abseilen ist höchste Konzentration erforderlich, um verhängnisvolle Fehlmanipulationen zu vermeiden. Auf Skitouren sind manchmal auch ruppige Passagen zu bewältigen. Die Gefahr, bei solchen Situationen eine Sturzver-letzung zu erleiden, darf nicht unterschätzt werden.

Blockierungssituation befreit werden. Bei Sturzunfällen verunfallten zwei Personen tödlich, darunter ein 13-jähriger Knabe während eines Jugendlagers. Auch beim Schneeschuhlaufen ist eine starke Zunahme von Notfallsituationen festzustellen – 2004 waren es 12, 2005 bereits 23 Personen. Von den beteiligten Personen wurden 15 infolge Blockierung oder Verirren unverletzt gerettet. Zwei Schneeschuhläufer wurden von einer Lawine verschüttet, wobei eine Person starb. Weiter mussten zwei Personen wegen Erkrankung, eine wegen Gletscherspalteneinbruch und eine weitere wegen Sturz die Rettung beanspruchen. Bei zwei weiteren Ereignissen sind keine Angaben verfügbar.

Sportarten – Rettungsmethoden – Prävention

Das naturnahe Erleben der Gebirgswelt hat in der modernen Freizeitgesellschaft einen sehr hohen Stellenwert. Die Aktivitäten dazu beschränken sich immer weniger auf die klassischen Bergsportarten wie Bergwandern, Skitouren, Hochtouren und Felsklettern. Neue Trends entstehen häufig zunächst wenig beach- tet – und von den « zünftigen » Alpinisten manchmal auch ein wenig belächelt – und entfalten sich dann innerhalb weniger Jahre aus einer starken Eigendynamik heraus zu veritablen Trendsportarten. Diese Entwicklung widerspiegelt sich auch im Bergnotfallgeschehen. Damit haben sich zunächst die Bergrettungsor-ganisationen auseinander zu setzen. So wurden parallel zu den nahezu perfek-tionierten Rettungsmethoden für die klassischen Bergsportarten vor einigen Jahren neue Techniken entwickelt, um Gleitschirmpiloten aus Bäumen oder Seilbahnkabeln zu retten. Heute müssen nun immer häufiger verirrte Schneeschuhläufer bei schlechten Wetterbedingungen gesucht oder ganze Gruppen von Klettersteiggehern aus Steilwänden evakuiert werden. Aber auch der SAC als Bergsportverband ist immer häufiger mit Problemstellungen zur Unfallprävention konfrontiert, seien es « Leitsätze für Klettersteige », « Stellungnahme zum Canyoning », « Tourengehen auf Pisten » oder « Schwierigkeits- und Bewertungsskalen zum Bergwandern und Schneeschuhlaufen »: Mit grossem Engagement und Kompetenz wird viel zur Sicherheit beim Bergsport beigetra-gen. a Ueli Mosimann, Alpine Rettung SAC 5 5 Eine primäre Aufgabe dieser Statistik und des Berichtes über die « Bergnotfälle Schweiz » ist es, die notwendigen Grundlagen für Prävention und Rettung bereitzustellen. Das Zustandekommen ist nur mit der Unterstützung der Rettungsorganisationen und des SAC realisierbar. Dafür bedankt sich der Autor bei allen beteiligten Institutionen und Personen.

Das Begehen von Klettersteigen entwickelt sich auch in den Schweizer Alpen zu einer Trendsportart. Die Anforderungen zum Begehen solcher « Eisenwege » dürfen aber nicht unterschätzt werden. Am Klettersteig Allmenalp/Kandersteg Schneebedeckte Passagen im Bergwandergelände erfordern besondere Aufmerksamkeit: Schnee kann das Fortkommen wesentlich erschweren, und auf harten Oberflächen besteht Ausrutschgefahr.

Fotos: Ueli Mosimann

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