Bergreisen
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Bergreisen Ergebnisse der Umfrage «Mobilität im SAC» 1998

Der SAC beziehungsweise seine Kommission Schutz der Gebirgswelt wollte es wissen: Welche Verkehrsmittel benützen seine Sektionen auf der Reise zu ihren Bergtouren? Wie viele Kilometer werden dabei zurückgelegt? Alle Sektionen und ihre Gruppen wurden mit einem Fragebogen bedient, fast 40% schickten diesen ausgefüllt zurück.1 Diese repräsentative Umfrage wurde im Rahmen einer Lizenziatsarbeit begleitet.2

Ein Bergsteiger benötigt für sein Hobby nicht nur eigene körperliche Energie, sondern auch Fremdenergie. Dabei fällt vor allem die Anreise zu den Bergtouren ins Gewicht. Für sie werden beispielsweise 30 bis 35 Mal mehr Fremdenergie verbraucht als für die Hüttenübernachtung. Die Umweltfreundlichkeit des Bergsteigens wird demnach massgebend durch die Art der Anreise bestimmt.

Die Ergebnisse der «Mobilitäts»-Umfrage werfen insgesamt ein gutes Licht auf die SAC-Sektionen. Im Vergleich zum Verkehrsverhalten des durchschnittlichen Berggängers (Stettier 1997)3 benutzen die SAC-Sektionen im Durchschnitt deutlich öfter die öffentlichen Verkehrsmittel (vgl. Grafik 1). Die für ihre Touren zurückgelegten Kilometer liegen beim SAC hingegen um einiges höher.

Die Auswertung der Daten zeigt ein unterschiedliches Verkehrsverhalten von Bergsteigern, Sportkletterern und Wanderern. Noch markanter sind die Unterschiede zwischen den Sektionen je nach Standort und Sprachraum wie auch nach Altersgruppen.

Das Ziel und der Ausgangspunkt der Anreise zu den Sektionstouren sind von entscheidender Bedeutung für die Verkehrsmittelwahl. Ein zentrales Entscheidungskriterium ist das Angebot an öffentlichen Verkehrsmitteln. Da sind die städtischen Sektionen eindeutig im Vorteil. So können wir die Sektionen bezüglich Verkehrsverhalten je nach Standort unterscheiden: Werden bei den Alpen-und Voralpensektionen nur 29% der Anreisen zu Touren und Kletteranläs-sen mit öffentlichen Verkehrsmitteln ( Bahn und Bus ) durchgeführt, ist es bei den Sektionen aus dem Mittelland mit 52% mehr als die Hälfte.

Hier treten die grössten Unterschiede auf: In der Deutschschweiz werden 48% der Anreisen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln unternommen, in der West- und Südschweiz jedoch nur 16%. Für die Kommission Schutz der Gebirgswelt des SAC bedeutet dieses Resultat, dass in der Romandie das grössere Potenzial zu vermehrtem Umsteigen auf den öffentlichen Verkehr vorhanden ist. Die Umweltbeauftragten der Westschweizer Sektionen haben sich an ihrer Tagung bereits mit dem Resultat der Umfrage eingehend beschäftigt. Sie wollen nun in ihren Sektionen die wichtige Motivationsarbeit zur Verhaltensänderung leisten.

Vorzeigegruppe der SAC-Sektionen sind die Senioren: 66% ihrer Touren werden mit öffentlichen Verkehrsmitteln durchgeführt (vgl. Grafik 2). Die JO ( 39% ) werden noch von den eigentlichen Sektionen (36%) unterboten. Die relativ niedrige Benutzung der öffentlichen Verkehrsmittel durch die Jugend mag erstaunen. Das Resultat kann vielleicht mit dem kleineren Budget der Teilnehmenden erklärt werden, die bei der Autobenüt-zung ja meistens nur eine geringe Fahrentschädigung an den Lenker zahlen müssen.

Dazu liefert die Lizenziatsarbeit von Monika Jenk wichtige Angaben. Sie ist unter anderem der Motivation zur Wahl des Verkehrsmittels nachgegangen. Die von ihr untersuchten 16 Sektionen hätten für die im Tourenprogramm angeführten Anlässe mit öffentlichen Verkehrsmitteln eine durchschnittlich 1,6 Mal längere Anreisezeit in Kauf nehmen müssen. Der Kostenvergleich zwischen Privatwagen und öffentlichem Verkehrsmittel kann unterschiedlich berechnet werden, je nachdem, ob ein echter Kilometeransatz für die Fahrentschädigung ( gemäss TCS 70 Rp./km ) und/oder der Besitz eines Halbtaxabonnements mitgerechnet werden. Die Resultate der Berechnungen variieren dementsprechend. Wird mit dem kostenwahren Kilometeransatz gerechnet und das Halbtaxabo als üblich betrachtet, ist der öffentliche Verkehr trotz einer guten Autoaus-lastung von 3,5 Personen generell günstiger. Bei den heute im SAC üblichen Kilometerentschädigungen und dem relativ spärlichen Halbtaxabon-nementbesitz liegt das Privatauto preislich jedoch im Vorteil.

Die vorliegenden Untersuchungsergebnisse dienen dem SAC als Grundlage für weitere Aktivitäten, denn die meisten SAC-Sektionen können ihre Umweltbilanz im Bereich Verkehr noch verbessern. Der SAC übernimmt hier eine verantwortungsvolle Aufgabe als Vorbild für die verschiedenen Berggänger. Die Kommission Schutz der Gebirgswelt will die vorbildlichen Sektionen weiterhin unterstützen und gleichzeitig die Sektionen mit Aufholbedarf speziell motivieren. Die Kommission stellt bei den zukünftigen Massnahmen folgende Aspekte in den Vordergrund:

- Freiwilligkeit

- spielerischer Umgang mit der Mobilität zu Gunsten der Ökologie

- intensive Unterstützung der Sektionen bei der Verbesserung ihres Mobilitätsverhaltens

Wir werden die Sektionen und die Mitglieder rechtzeitig darüber informieren. Ein erfreulicher Lichtblick ist das vom Ressort Marketing ausgehandelte Abkommen mit den SBB, das hoffentlich bald auf die Sektionen erweitert werden kann.

So kann die Benützung öffentlicher Verkehrsmittel gefördert werden:

- bei der Tourenplanung den elektronischen SBB-Fahrplan und die Broschüre Alpen Taxi von Mountain Wilderness berücksichtigen

- echte Autokosten, das heisst 70 Rp./km, berechnen -den Besitz des Halbtaxabonnements fördern

- ÖV-Fonds oder Ökobonus einführen, um die Benutzer des öffentlichen Verkehrs finanziell zu unterstützen - mehrtägige Touren oder Überschreitungstouren mit unterschiedlichem Ausgangs- oder Endpunkt organisieren

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