Bescheidene Ernte an der EM
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Bescheidene Ernte an der EM Nachwuchs gesucht

Nur gerade sechs Medaillen holte das Schweizer Skialpinismusteam an der Europameisterschaft in Morzine-Avoriaz diesen März. So mager war der Erfolg der Schweizer an internationalen Rennen noch nie ausgefallen. « Geduld !», fordert Nationaltrainer Rico Elmer, der sich bewusst ist, wie knapp dotiert das Kader ist. Eine Bilanz.

Vorbei die 28 Medaillen, die an der EM 2005 in Andorra abgeräumt wurden; Vergangenheit das 10-fache WM-Edelmetall von Cuneo/Artesina im vergangenen Jahr – die diesjährige Bilanz fällt bescheiden aus: sechs Medaillen, keine davon golden. Dies ist zwar keine Katastrophe, aber allemal eine Ernüchterung. Dennoch bleibt die Schweiz mit ihrem sechsten Rang in der Medaillenbilanz an der EM hinter Frankreich und Italien die drittbeste Skialpinismusnation der Welt; und für die Resultate kann das Swiss Team durchaus mildernde Umstände anführen.

Nach dem Rücktritt der Moretti-Zwillinge beim Damenteam Ende 2005 erfuhr das gesamte Swiss Team im vergangenen Winter einen regelrechten Aderlass. Nicht weniger als acht Athleten, darunter der mehrfache Weltmeister von 2004, Rico Elmer, beendeten ihre sportliche Karriere. Dazu kamen verletzungsbedingte Ausfälle, so des zuverlässigen Greyerzers Didier Moret ( Mannschaftsbronze 2005 mit Christian Pittex) und des vielversprechenden Juniors Cyrille Fellay aus Versegères. Letzterer hatte sich bei einem Sturz an der Pierra Menta die Schulter verletzt. Ausserdem konnte das Swiss Team nicht mehr auf die Tessiner Langläuferin Natascia Leonardi zählen. Deren kurzer, aber sehr erfolgreicher Einsatz im vergangenen Jahr hatte ihr sogleich den Weltmeistertitel im Vertical Race eingebracht.

Dafür enttäuschte der zum logischen Leader des Swiss Team aufgestiegene Walliser Florent Troillet die Erwartungen nicht. Immerhin verpasste er in Morzine-Avoriaz zweimal nur ganz knapp einen Podestplatz, nachdem er sich schon im Weltcup ausgezeichnet hatte. In seinem Kielwasser fuhren auch Yannick Ecoeur aus Morgins und der Waadtländer Alain Rey und bestätigten ihr Talent. « Es fehlt nicht mehr viel, nur noch ein kleines bisschen mehr Erfahrung und Routine, und wir können mit den allerbesten mithalten », ist Nationaltrainer Rico Elmer überzeugt, « unsere Jungs sind jung und brauchen noch Zeit. Sie haben aber gute Voraussetzungen, sie sind motiviert und engagiert. » Auch der Nachwuchs ist vielversprechend. Pierre Bruchez, Mathieu Charvoz und Alain Richard, die in ihrem Beruf vorübergehend stark belastet waren, warten nur darauf, zur Spitze vorzustossen, ebenso der Zermatter Martin Anthamatten, der in Avoriaz Vierter wurde. Und dahinter stehen Cyrille Fellay und Marc Pichard bereit, die bereits über einige internationale Erfahrung verfügen.

Während die Herren also mit Zuversicht auf die kommende Saison blicken können, sieht es bei den Damen düsterer aus. Denn besonders das Damenteam war wie Schnee in der Märzsonne geschmolzen: einjährige Wettkampfpause für Séverine Pont – die Genferin dürfte erst im Verlauf des nächsten Winters wieder mitmachen – und Rücktritt der Freiburgerinnen Jeanine Bapst und Laetitia Currat. Damit blieb Catherine Mabillard, die vor dem EM-Einzelren-nen krank war, keine andere Wahl, als an den Start zu gehen. Mit ihr zusammen standen gerade mal vier Athletinnen für die vier bewilligten Startplätze bereit! 1 Ein kleiner Lichtblick beim Nachwuchs war Emilie Gex-Fabry aus dem Chablais, die im Einzelrennen Bronze holte. Kein Wunder, wuchsen dem Nachwuchstrainer Nicolas Combe vor allem mit Blick auf das schwach bestückte Frauenteam graue Haare: « In den Kategorien Junioren und Kadettinnen konnte ich nur zwei Mädchen aufstellen, dabei hatten wir acht Quotenplätze !» Verglichen mit anderen Sportarten wie Laufen oder Biken zeige sich, dass das allgemeine Interesse am Leistungssport schon da sei. « In der Zwischenzeit machen die Spitzennationen Fortschritte, und auch die anderen Nationen wie Tschechien, die Slowakei, Spanien und selbst Schweden sind schwer im Kommen !», fürchtet Nicolas Combe.

Darum ist Talentsuche und -förderung das Gebot der Stunde. So ist die Schaffung eines oder gar mehrerer regionaler Trainingszentren ein Punkt im Pflichtenheft von Disziplinenchef Rolf Zurbrügg. Eine gezielte Verankerung würde es ermöglichen, den Skialpinismus auch ausserhalb der Kantone Wallis, Freiburg, Waadt und Graubünden bekannt zu machen. Nachwuchstrainer Nicolas Combe ist optimistisch: « Seit Rolf Zurbrügg da ist, sind die Strukturen des Swiss Teams stabil geworden. Jetzt müssen wir regionale Teams entwickeln, damit die Distanzen für Training und Beratung klein sind, so wie das die Franzosen und die Italiener machen. Denn in Frankreich stellt man fest, dass die jungen Athleten, die von regionalen Verbänden kommen, grösseren Kampfgeist zeigen. Wir haben nächstens ein Treffen mit den Verantwortlichen des SAC zu diesem Thema. » Im Hinblick auf die Weltmeisterschaften vom 24. Februar bis 1. Mai 2008 in Portes-du-Soleil in der Schweiz hofft Nicolas Combe, dass er in allen Jugendkategorien die Quoten wieder voll ausschöpfen kann.

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