Der höchste Berg
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Der höchste Berg Traum und Albtraum Everest

Wer einmal auf dem Everest war, meint, nachher darüber ein Buch schreiben zu müssen, sagt Autor Lücker. In der Tat – die Liste der Publikation mit ihren reisserischen Titel ist nicht mehr überschaubar. Lückes umfassendes Buch über die Geschichte der Everest-Besteigungen schildert weniger das eigene Erlebnis. Vielmehr interessiert ihn, was sich da in den letzten 62 Jahren seit der Erstbesteigung an unglaublichen Geschichten, an schrecklichen Tragödien und menschlichen Abgründen abgespielt hat. Das äusserst kenntnisreich geschriebene Buch spricht von der Besessenheit manche Bergsteiger, die buchstäblich über Leichen klettern, von der Überforderung und Fehleinschätzung. 95 Prozent der 300 Todesfälle gehen auf Selbstüberschätzung zurück, und nicht auf Lawinen, heisst es im Buch. Die Tücken des Sauerstoffmangels Todeszone in 7000 Metern Höhe und jenen, die es ohne Sauerstoff geschafft haben. Lücker schildert den ‚Zug der Lemminge‘, jenes Bild, das 2012 um die Welt ging und 300 gipfelsüchtige Bergsteiger zeigt, die für ihren 60‘000 Dollar etwas sehen wollen. Um jeden Preis, auch den des eigenen Lebens. Der Everst als Massenziel. Der Gipfel, der für Nepal selber zu einer Goldgrube geworden ist. Lücker hat mit unzähligen Expeditionsmitgliedern gesprochen, hat viel Material zusammengetragen und zu einem gut lesbaren Stoff verarbeitet. Vor allem kreidet er die Auswüchse des modernen Alpinismus mit seinen oft tödlichen Folgen an.

Die 12 Einzelporträts (zehn Männer zwei Frauen) und Interviews mit herausragenden Everest-Bezwingern –– mit Reinhold Messmer, Gerlinde Kaltenbrunner oder dem Schweizer Norbert Joos – ergeben ein äusserst interessantes Psychogramm der Everest-Bergsteiger und ihrem unbändigen Willen, dieses schier übermenschliche Ziel zu erreichen und den Preis, den sie dafür zahlen.

Stefan Hartmann

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