Der SAC braucht eine neue Hüttenpolitik.
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Der SAC braucht eine neue Hüttenpolitik.

Die Etzelzusammenkunft vom I. Dez. 1996 stand unter dem Motto « SAC-Hüttenpolitik ». Thomas Tschopp, Ressortchef Natur und Infrastruktur im CC Basel und damit auch zuständig für den Bereich Hütten im Gesamt-SAC, stützte sich bei seinem Referat grösstenteils auf ein Grundsatzpapier, das die Hüttenkommission 1996 im Auftrag des Zentralvorstandes verfasst hatte. Dabei zeigte Thomas Tschopp zunächst die wichtigsten Eckwerte und Entwicklungen im Hüttenwesen auf, um anschliessend auf die von der Kommission formulierten Ziele und möglichen Lösungsansätze einzugehen.

Der SAC besitzt und betreibt in alpiner Höhenlage 152 Hütten mit durchschnittlich ca. 60 und insgesamt über 9000 Schlafplätzen. In diesen Gebirgsunterkünften nächtigen pro Jahr etwa 300000 Bergsteigerinnen und Bergsteiger, zusätzlich werden sie von mindestens einer Million Tagesgäste besucht. Mit diesen Leistungen erbringt der SAC rund ein Prozent dereinheimischen Hotel Übernachtungen (30 Mio.).

Die Bedeutung der Hütten im und für den SAC

Die Verteilung der Hütten unterden Sektionen ist sehr unterschiedlich. Die meisten Sektionen (57) besitzen eine oder zwei Hütten. Weitere19 Sektionen besitzen drei bis sieben Hütten. Nicht zu vergessen sind dabei auch jene 31 Sektionen, die über keine allgemein zugängliche SAC-Hütte verfügen und damit von denfinanziellen Aufwendungen und der Arbeit der andern Sektionen profitieren.Für viele Mitglieder sind die Hütten «das» Identifikationssymbol mit dem SAC. Sie dienen nicht nur als Ausgangspunkte für Touren und als kameradschaftlicher Treffpunkt, sondern bedeuten auch sichere Herberge, Rettungs- und Alarmstation. Ihre unterschiedlichen Baustile zeugen von der kulturellen Vielfalt des SAC. Schliesslich sind mindestens 50 Hütten Haupterwerbsgrundlage für ebenso viele Hüttenwartsfamilien. Das heute geltende Hüttenreglement ist das Resultat einer Gratwanderung zwischen Zentralismus und Föderalismus in der Hüttenpolitik, die jedes Mitglied in dreifacher Weise betrifft, als Hüttengast, als Mitglied einer hüttenbesitzenden Sektion und schliesslich als Mitglied des Dachverbandes in der Verantwortung für die Gesamtheit aller Hütten.

Finanzielle Probleme

Veränderungen des Umfelds

Leider kommt der SAC im Hüttensektor zunehmend in finanzielle Bedrängnis, da die Einnahmen stagnieren und die Kosten steigen. Dank der neuen Art des Bergsteigens und der hohen Mobilität verlieren die Hütten allmählich ihre Bedeutung als ( alleiniger ) Stützpunkt für Bergtouren. Die wirtschaftliche Rezession, verregnete Sommer und schneearme Winter führen zu einem Rückgang der Übernachtungszahlen. In unbewarteten Hütten verursacht zudem Vandalismus teure Schäden und Zechprellerei mindert die Einkünfte.

Neue Bedürfnisse bringen neue Kosten

Während früher praktisch 4/5 der Bau- oder Renovationskosten der Beherbergung, also der Erstellung von neuen Schlafplätzen und Aufenthaltsräumen, diente, führt das Streben nach mehr Komfort und nach einer verbesserten Bewirtung zu höheren Kosten im Bewirtungsteil der Hütte. Eine ausgebaute Küche ruft nach Vorrat aus dem Keller, der mittels einer aufwendigen Photovoltaikanlage beleuchtet wird, während die Kühltruhe mit dem Strom aus dem Kleinkraftwerk gespeist wird. Wasserklosetts für Gäste und die Dusche für den Hüttenwart verlangen eine sichere Wasserversorgung und eine aufwendige Abwasserbeseitigung.

Enge Finanzierungsbasis

Da keine anderen Einnahmen zur Verfügung stehen, muss der Hüttenbau und -unterhalt aus den laufenden Einnahmen finanziert werden. Die Hütten des SAC haben grob geschätzt einen Immobilienwert von ca. 150 Mio. Franken, wenn man die mittleren Anlagekosten einer Hütte mit rund 1 Mio. Franken beziffert. Ein solches Bauwerk muss alle 30 bis 40 Jahre gründlich überholt werden, und somit beträgt die aufzuwendende Summe pro Jahr und Hütte etwa Fr. 33 000.- bis 40 000.-, was bei einer Hütte mit 60 Schlafplätzen und einer mittleren Belegung von 40 Übernachtungen pro Schlafplatz zu einem Übernachtungspreis von Fr. 14 bis 17.- führt. Damit die Besitzersektion bei einer Renovation angemessen unterstützt werden kann, benötigt der Gesamtclub ( CC ) aus dieser Taxe Fr. 5.- bis 7.-, um die heutige Subventionspraxis von 40% weiterführen zu können. In Wirklichkeit erhält der Gesamtclub aber nur ungefähr drei Franken, also zu wenig.

Die Aufteilung der wichtigsten Einkünfte im Hüttenwesen

Diese setzen sich zusammen aus den Übernachtungstaxen, den Einkünften aus dem UIAA-Gegenrechtsvertrag sowie allfälligen Pachtzinsen. Hinzu kommt die Flabentschädigung des EMD für die Unzugänglichkeit gewisser Hütten während militärischer Übungen.

Nicht alle Hütten des SAC sind gleichermassen besucht. Stützpunkte für Modetouren, Schwergewicht bei Sommer- oder Winterbetrieb usw. führen zu unterschiedlichsten Hüttenauslastungen. Tabelle 1 zeigt die fünf Hütten mit den höchsten und die fünf Hütten ( bzw. Biwaks ) mit den tiefsten Übernachtungszahlen sowie die dazugehörigen Taxablieferungen an den Gesamtclub. Die Zahlen geben einen Eindruck von der grossen Schwankungsbreite der Einkünfte: Die fünf bestbesuchten Hütten erbringen mehr als 10 Prozent, die fünf am wenigsten besuchten weniger als 1 Promille der gesamten Einnahmen.

Die Sektionen und der Gesamtclub sind bezüglich der Einnahmen nicht gleich gestellt. Zwar erhält der Gesamtclub einen Teil der Übernachtungstaxen (zur Zeit sind das ca. Fr. 3.-) und die UIAA-Gegenrechtsentseinnahmen, dafür bleiben den Sektionen der Löwenanteil der Übernachtungstaxen und, falls sie überhaupt solche erheben, die Pachteinkünfte. In Fig. 1 ( vgl. S. 39 ) sind die wichtigsten Einnahmen des Gesamtclubs aus der Hüttenbewirtschaftung der letzten neun Jahre in Form einer Säulengrafik dargestellt. Im Mittel ( letzte Kolonnengruppe ) beliefen sich die Einnahmen auf Fr. 1 330 000.- Aus Fig. 1 wird deutlich, dass die Hütteneinkünfte des Gesamtclubs zu über 90% auf den Übernachtungstaxen beruhen, demgegenüber machen die Einkünfte aus der UIAA-Gegenrechtsvereinbarung nur einen kleinen Teil aus. Und die Flabentschädigung des EMD fällt - gesamthaft gesehen - noch weniger ins Gewicht.

Die Ausgaben

Dazu gehören in erster Linie die Aufwendungen für Neu- und Umbauten und Renovationen. Weitere Kostenfaktoren sind der Unterhalt, der Bewartungsausgleich und schliesslich noch die Hüttenkommission. Fig. 2 (vgl. S. 39) zeigt die Aufteilung der wichtigsten Ausgabenposten der letzten neun Jahre. Diese schwanken stärker als die Einnahmen. Im Mittel wurden in den letzten Jahren Fr. 1 420000.- für das Hüttenwesen aufgewendet.

Schwindender Hüttenfonds

Um die Einnahmen und Ausgaben über die Jahre auszugleichen, führt der SAC einen Hüttenfonds. Fig. 3 (vgl. oben) zeigt, dass der Hüttenfonds sich schnell entleert, da in den vergangenen Jahren im Mittel ca. Fr. 100 000.- mehr ausgegeben wurden als hereinkamen.

Zielsetzungen der Hüttenpolitik

Nach eingehenden Diskussionen in der Hüttenkommission soll das Ziel der Hüttenpolitik darauf ausgerichtet sein, die bestehenden Hütten zu erhalten, auch wenn man vielleicht nicht auf alle gleich dringend angewiesen ist. Dabei sollen die Hütten umweltgerecht betrieben, aber nicht immer komfortabler aufgerüstet werden. Auf extravagante architektonische Experimente und unerprobte futuristische Technologien ist zu verzichten. Insgesamt sollen die Hütten ohne Verschuldungspolitik langfristig eigenwirtschaftlich unterhalten werden können.

Voraussetzungen und Lösungsansätze

Um eine ausgeglichene Hüttenrechnung erreichen zu können, müssen sowohl für die Sektionen als auch für die Zentralkasse die Einnahmen erhöht oder die Ausgaben gesenkt oder am besten beides miteinander verwirklicht werden.

Möglichkeiten für Mehreinnahmen

  • Einführung einer Hüttenpacht
  • Zweckgebundene Abzweigung für den Hüttenfonds aus dem ordentlichen Mitgliederbeitrag
  • Abgabe für alle Tagesgäste

Hier geht es zunächst um die zwingende Einführung einer Hüttenpacht, wie sie übrigens einige Sektionen in ihren Hütten schon praktizieren. Wenn allein aus den bestbesuchten 45 Hütten den Sektionen eine Pacht in der halben Höhe der bisherigen Taxablieferung zukommen würde und davon 40% in den Hüttenfonds flössen, ergäbe das einen Betrag von Fr. 150 000.-

Gemäss dem Verursacherprinzip zwingend wäre auch die Einführung einer Abgabe der Tagesgäste, welche die Infrastruktur der Hütten benutzen, ohne direkt zu ihrem Unterhalt beizutragen.

Weitere Möglichkeiten, die Einnahmen zu steigern, liegen auch im attraktiven Betrieb der Hütten durch gut ausgebildete und freundliche Hüttenwartinnen und -warte. Weiter muss die Werbung für die Hütten clubintern und -extern verbessert und koordiniert werden.

Im Gegensatz zu Mehreinnahmen sind Ausgabensenkungen vielleicht leichter zu verwirklichen. Eine Möglichkeit liegt in der Herabsetzung des Subventionssatzes von 40% auf 30%. Diese Massnahme steigert die Eigenverantwortung der Sektionen gegenüber ihren Hüttenprojekten. Verlierer bei dieser Lösung sind die kleinen, finanzschwachen Sektionen.

Weiter muss eine Einschränkung der subventionierten Hüttenteile ins Auge gefasst werden, wenn die Sektionen der Zentralkasse Einkünfte aus dem Bewirtungsteil verweigern, d.h. falls der Hüttenfonds weder einen Pachtanteil noch Einkünfte von Tagesgästen erhält. Dies würde bedeuten, dass nur noch die zur Beherbergung der Hüttengäste dienenden Hüttenteile subventioniert würden, keinenfalls aber Küche, Vorratskeller usw.

Eine dritte Möglichkeit liegt in der Plafonierung der Subventionen in einem frühen Stadium der Planung. Die Hüttenkommission könnte auf Grund ihrer Erfahrung abschätzen, welcher Betrag für die zweckmässige Renovation einer Hütte notwendig ist, und dafür ein Subventionskostendach festlegen. Damit könnte Wünschbares vom Notwendigen getrennt werden.

Weiteres Vorgehen

Auf Grund des von der Hüttenkommission erarbeiteten Grundsatzpapiers wird eine kleine Arbeitsgruppe ein neues Hüttenreglement entwerfen. Dieses wird dann bei den Sektionen in die Vernehmlassung gehen, damit spätestens an der Abgeordnetenversammlung 1998 ein neues Hüttenreglement in Kraft gesetzt werden kann.

Die Aufgabe der Hüttenkommisson, in diesem von vielerlei Bedürfnissen und Anforderungen geprägten Umfeld einen Weg zu finden, ist sicher nicht leicht. Da die Hüttenkommission jedoch aus besonnen urteilenden Fachleuten besteht, die in gutem kameradschaftlichem Einvernehmen alles daran setzen werden, ihrer Aufgabe gerecht zu werden, sollte sich zusammen mit den Sektionen eine gute einvernehmliche Lösung für eine neue Hüttenpolitik finden lassen. Dies allein schon, damit die Hütten des SAC auch weiterhin jung und alt offenstehen.

Wege zu Mehreinnahmen

  • Abgabe aus einer Hüttenpacht: 45 Hütten erbringen eine Pachtsumme von Fr. 375 00O., davon gehen 40 % bzw. Fr. 150 000.- an den Gesamtclub.
  • Höhere Quote aus Übernachtungstaxen: Eine Erhöhung von Fr. 4 auf Fr. 5.- ergibt Mehreinnahmen von Fr. 300 000.-
  • Hüttenbeitrag der SAC-Mitglieder: Fr. 3. pro Mitglied ergeben Mehreinnahmen von Fr. 270 000..
  • Taxe für Tagesgäste (1 Mio. ): Eine Tages-»Holztaxe » von Rp. 50 ergibt Mehreinnahmen von Fr. 500000..

Wege zur Ausgabensenkung

  • Einschränkung der subventionierten Hüttenteile auf den Beherbergungsbereich: Der Bewirtungsteil ( Küche ) wird nicht mehr subventioniert.
  • Pauschalierung der Subventionen: Trennung des Notwendigen vom Wünschbaren.
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