Die Balz der «schwarzen Ritter». Harter Kampf ums Überleben
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Die Balz der «schwarzen Ritter». Harter Kampf ums Überleben

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Harter Kampf ums Überleben

Die Balz der « schwarzen Ritter »

Birkhühner sind faszinierende Tiere. Die sehr verborgen lebenden Vögel führen einen Hochzeitstanz auf, der spektakulärer nicht sein könnte. Doch die Balz der « schwarzen Ritter » ist in Gefahr. Störungen der Winterruhe verursachen starken Stress.

Es ist kalt an diesem Morgen im April. Trotzdem ist auf dem verschneiten Balzplatz der Birkhähne bei der Lombachalp unterhalb des Hohgants schon früh viel los. Kurz nach der Morgendämmerung sind die ersten charakteristischen Kuller-laute der Hähne zu hören. Sie versammeln sich hier, wo lediglich Alpenrosen- Die Balz der Birkhähne beginnt jeweils bereits im März, wenn vielerorts noch Schnee liegt. Werden sie dabei gestört, kommt ihnen sozusagen die Lust abhanden. Die Folge: Sie lassen die Paarungszeit gleich aus.

besser geschützt. Für die geschlechts-reifen Junghähne heisst es also lange kämpfen: Vor ihrem dritten Lebensjahr kommen sie kaum zur Fortpflanzung. Haben die Hühner den Hahn ihres Herzens gewählt, geht es schnell. Die Brut dauert gut drei Wochen, die Jungen verlassen das Nest sofort nach dem Schlüpfen und sind nach nur zwei Wochen flügge. Der Bruterfolg der Birkhühner hängt stark von der Witterung ab. In warmen, trockenen Sommern überleben viele Jungvögel. Ist es kühl und feucht, gehen aber die meisten Küken ein.

Insgesamt nimmt der Birkhuhnbe-stand trotz vielfach warmem Sommer in der Schweiz stetig ab. Zurzeit leben nur noch 7500 bis 10 000 Paare in der Schweiz. Für den Bestandesrückgang des Birkhuhns sind in vielen Fällen Veränderungen des Lebensraums verantwortlich. Die zunehmende Anwesenheit der Menschen vorab im Winter wirkt sich ebenfalls negativ auf die Bestände aus. Werden die Vögel bei der Balz gestört, paaren sie sich nicht.

Birk- und Auerhühner im Stress

Die Nahrung der Birkhühner im Winter ist nährstoffarm. Um möglichst wenig Energie zu verbrauchen, beschränken stauden und Beeren zu finden sind, zum Kampf um die Gunst der Hühner. Bis aber klar ist, welcher der « schwarzen Ritter » der stärkste ist, dauert es fast einen Monat. So lange bleibt die Männergesellschaft unter sich.

Im Zentrum lockt das Huhn

Je mehr der erregten Hähne sich in der Arena versammeln, desto lauter wird es. Die schwarzen Tiere plustern sich auf und spreizen die weissen Schwanzfedern zu Fächern. Auch ihre signalroten Augen-wülste schwellen während der Balz an. Die Streithähne drehen sich im Kreis, sie weichen zurück, preschen vor und springen sich gegenseitig an. Das laute « Tschuwi » steigert sich zum Höllenspek-takel. Der Lärm der Vögel ist nun bis zu zwei Kilometer weit zu hören. Wer denkt, die umworbenen Birkhühner würden das Spektakel verfolgen, irrt. Bis sie zu den balzenden Herrschaften stossen, dauert es lange. Die Hähne kämpfen wochenlang unter Ausschluss der umworbenen Damenwelt. Das Ziel ist, ins Zentrum der Balzarenen vorzustossen. Denn nur dort kommen sie zum Erfolg. Die Hennen bevorzugen ältere, erfahrene Hähne. Dieses « survival of the fittest » gilt auch hier und das im doppelten Sinn. Taucht ein Feind auf, sind die stärkeren Hähne in der Mitte des Rings Foto: Claude Mor er od Respektiere deine Grenzen...

... ist eine Kampagne des Bundesamts für Umwelt ( BAFU ) und des Schweizer Alpen-Clubs SAC. Sie hat zum Ziel Natursportler für die Bedürfnisse der Wildtiere zu sensibilisieren und das Beachten von Wildruhezonen zu fördern. Mitgetragen wird sie von einer breiten Trägerschaft aus den Bereichen Sport, Handel, Tourismus, Naturschutz und Jagd. Weitere Informationen zur Kampagne, zu den Schutzgebieten, zur Tourenplanung und zu den Wildtieren sind zu finden unter: www.respektiere-deine-grenzen.ch die Tiere ihre Aktivitäten auf ein Minimum. Dazu brauchen sie Ruhe. Sie ziehen sich in Schneehöhlen zurück, die sie nur zum Fressen verlassen. Im Gegensatz zu anderen Teilen Europas, wo es weite Moor- und Heide-gebiete bewohnt, kommt das Birkhuhn in der Schweiz nur im Bereich der Waldgrenze vor. Und genau in diesem Bereich sind auch viele Skitourengänger und Schneeschuhläufer unterwegs, die darum auch immer wieder Birkhühner aufscheuchen. Müssen die Tiere vor Menschen flüchten, verbrauchen sie ein Vielfaches an Kraft. Verstärkend wirkt Stress. So haben Forscher der Vogelwarte Sempach und der Universität Bern herausgefunden, dass im Kot von Birkhühnern, die während mehrerer Tage regelmässig aufgescheucht werden, die Stresshor-monkonzentration stark ansteigt.

Unser Verhalten anpassen

Wintersportler können aktiv etwas zum Schutz der Birkhühner beitragen, indem sie die Wildruhezonen respektieren und sich bei der Tourenplanung erkundigen, wo die Zonen liegen und welche Regeln gelten. Informationen hierzu sind in den Skitourenkarten oder in den SAC-Tou-renführern zu finden.

Literatur: Jacques Gilliéron, Claude Morerod, Tiere der Alpen. Die Wirbeltiere, SAC Verlag 2005 a Petra Vögeli, Fachleiterin Natursport– Naturschutz Vorsichtiger Blick aus der Schneehöhle: Ein Birkhahn kontrolliert die Umgebung, bevor er sich ganz aus der Höhle wagt.

Birkhühner müssen auch im Winter fast täglich fressen, meist Nadeln von Zwergsträuchern. Oft legen sie ihre Schneehöhlen ganz in der Nähe an, um Die Birkhühner graben sich im Winter oft in den Schnee ein, um Energie zu sparen. Grafik: R. Ploner möglichst wenig Energie zu verlieren. Denn anders als Gämsen oder Steinböcke können sie nur sehr begrenzt Fettreserven anlegen.

Foto: Jür g Zettel Foto: Jürg Zettel

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