Drei Wettkämpfe – drei Disziplinen – innerhalb einer Woche. Auch Schiedsrichter gefordert
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Drei Wettkämpfe – drei Disziplinen – innerhalb einer Woche. Auch Schiedsrichter gefordert

Drei Wettkämpfe – drei Disziplinen – innerhalb einer Woche

Ende August und Anfang September gabs zwei intensive Wochenenden für Sportkletterer: Nach einem Speedwettkampf in Sumiswald folgten je ein Difficulty- in Meiringen und ein Boulderwettkampf in Bellinzona. Alle drei Sportkletterdisziplinen in einer Woche – ein Novum für die nationale Wettkampfserie.

Das Sportklettern umfasst drei Disziplinen: Speed, Difficulty und Bouldern. Im Speedklettern geht es einzig um die Geschwindigkeit. Die Technik spielt keine grosse Rolle. Sieger ist, wer die eher einfache Kletterroute am schnellsten absolviert. In der Disziplin Difficulty sind viel mehr Stehvermögen und Ausdauer erforderlich. Es siegt, wer in der anspruchsvollen Kletterroute am weites-ten/höchsten kommt. Beim Bouldern haben alle 4 bis 5 Minuten Zeit, um ein Problem zu lösen, mehrere Versuche sind möglich. Bei dieser Disziplin, die etwas für Tüftler ist, werden den Athleten und Athletinnen ein Start- und ein Schlussgriff vorgegeben. Die Schwierigkeit besteht darin, den Weg dazwischen mit einer möglichst geringen Anzahl Versuchen zu meistern.

Speed – ready for take-off Es ist Samstag, 28. August 2004. Am Mittag treffen 63 junge Athleten und Athletinnen – bis 18 Jahre – im Forum Sumiswald zur Speed-Schweizer-Meisterschaft ein. Pünktlich fängt die erste Qualifika-tionsrunde an. Anschliessend beginnt der erste Durchgang der Direktausschei-dung. Eigentlich haben die Schiedsrichter beim Speedklettern eine einfache Aufgabe zu erfüllen, gilt es doch in der Regel, nur über Fehlstarte zu entscheiden. Die Zeitabstände in den Finalrunden werden immer kleiner, teilweise entscheiden Zehntelsekunden über Sieg und Niederlage. Zwei Proteste an diesem Wettkampf haben gezeigt, dass das Reglement dieser Disziplin noch nicht optimal ist und überarbeitet werden muss.

Difficulty – königlich für Kletterer, anspruchsvoll für Jury Am nächsten Tag in der Kletterhalle Haslital in Meiringen stehen 41 erwachsene Athletinnen und Athleten bereit. Die Routen warten auf ihre Bezwinger, die Jury hat alles überprüft: Sind die Expressschlingen am richtigen Ort platziert? Sind die abgeklebten Flächen eindeutig klar? Ist das Top markiert? Alles klar – es geht los. Difficulty ist für die Jury die anspruchsvollste Disziplin. Neben dem Bestimmen der Höhe, auf der jeder Griff drei verschiedene Wertungen bekommen kann, ist der Ablauf des Wettkampfes mit der Isolationszone und den verschiedenen Qualifikationssystemen sehr komplex und zeitintensiv. Die grosse Anzahl Athleten in der Herrenkatego-rie verlängert die Qualifikation. Deshalb beginnen die Finalrunden mit 30 Minuten Verspätung. Im Finale wird in umgekehrter Reihenfolge gestartet, das heisst, die Finalletzten kommen als Erste an die Reihe.

Welch eine Überraschung, als die erste Dame die Finalroute locker durchsteigt. Für die Jury heisst dies, dass die Möglichkeit eines Superfinals besteht. Sofort wird mit dem Routenbauerteam abgeklärt, in welcher Route allenfalls ein Superfinal stattfinden kann und ob diese dafür geändert werden muss. Die nächste Athletin stürzt ins Seil, die darauf folgende klettert wiederum top. Und so kommt es bei den Damen und später auch bei den Herren zu einem Superfinal. Schliesslich kann der Organisator die Rangverkündi-gung mit 90 Minuten Verspätung durchführen.

Bouldern – Zeitintervall entscheidend Am Sonntag, 5. September 2004, treffen sich 52 Athletinnen und Athleten der Kategorien Damen, Herren, Elite Damen und Elite Herren auf der Piazza del Sole unter der heissen Sonne von Bellizona. Kurz vor Startbeginn streikt das Signalhorn, ein neben der Boulderwand wichtiges Utensil. Schnell ist der Fehler gefunden, eine Lötstelle ist gebrochen. Mit einem Ersatzkabel kann der Schaden behoben werden – und die Uhr läuft. Alle vier Minuten, im Finale sind es später fünf Minuten, erklingt ein langer Signal-ton, der für die einen das Ende, für die anderen den Beginn ihrer Boulderzeit signalisiert. Boulderzeit, Pausen, die Be-

Die erst 17-jährige Annina Guggisberg demonstrierte Kraft, Technik und Cleverness am C-MAX-Climbing-Cup-Wettkampf auf der Piazza del Sole in Bellinzona: Sie wurde Erste in der Elite.

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hebung von technischen Zwischenfällen, Umbau der Routen – alles wird im 4-bzw. 5-Minuten-Takt vollzogen. Im Unterschied zum Difficulty zählt beim Bouldern nur das Erreichen des Tops oder eines Zonengriffes. Die anderen Griffe werden nicht gewertet, dafür wird jeder Versuch innerhalb des Zeitinter-valls gezählt und gewertet. 1

Speed – Difficulty – Bouldern Drei verschiedene Disziplinen im Wett-kampfzirkus stellen ganz unterschiedliche Anforderungen an die Athleten, Ju-rymitglieder, Wettkampforganisatoren und ans Routenbauteam. Diese Vielfalt verlangt allen viel ab, bietet aber gleichzeitig grosse Chancen für die individuellen Bedürfnissen der einzelnen Gruppierungen. Ich hoffe, dass diese Vielfalt in der nationalen Wettkampfserie erhalten bleibt. a

Stephan Kernen, Chef-Schiedsrichter

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