Durch Blumen zur «Blueme».
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Durch Blumen zur «Blueme». Das integrative Wandermodell der SAC-Veteranen der Sektion Basel

Um sich ein Leben lang im gleichen Sportverein betätigen zu können, braucht es altersgemässe Angebote. Dieses Anliegen setzt der SAC nicht nur für seine jungen Mitglieder um, sondern schon immer für all jene, die dem Club über Jahrzehnte die Treue halten. Die Veteranenvereinigungen in den Sektionen bieten Senioren sportliche Betätigungsmöglich-keiten und schaffen gleichzeitig kameradschaftliche Kontakte. Wie sich unterschiedliche Leistungsmöglichkeiten integrieren lassen, zeigt das « Wandermodell » der Veteranenvereinigung der Sektion Basel.

Traditionsgemäss hat eines der Gremiumsmitglieder die Wanderung vorbereitet. Wenn man Hans Jakobs Anweisungen lauscht, verwundert es nicht, dass das Ziel im Bernbiet liegt: Der Berner Dialekt ist unverkennbar. Dazu passt auch das Menu des gemeinsamen Mittagessens in Sigriswil über dem Thunersee: Berner Platte. Seit Jahren wird übrigens der kulinarische Teil äusserst stilvoll angekündigt: Ein Mitglied kreiert die passende Menukarte, versehen mit einem reich illustrierten historischen, kunsthistorischen oder sozialen Anhang.

Heute umfasst das Gremium in der Regel 12 Mitglieder- so viele wie ein Jahr Monate hat, übernimmt doch jedes Gremiumsmitglied auf Grund ungeschriebener Gesetze die Organisation einer der monatlichen Wanderungen - mit fixem Datum, Wetterprognosen hin oder her. Höchstens die Basler Fasnacht ist ein Verschie-bungsgrund, die Wanderung nicht am ersten Dienstag im Monat durchzuführen. Aber das weiss man ( und frau ) ja schon lange im Voraus.

Jeweils an der Mai-Sitzung koordiniert das Gremium die Grobziele für das kommende Jahr mit elf Tagestouren und einer mehrtägigen Tour. Aus den Tourenzielen lässt sich nicht nur die Lage Basels - im Dreiländereck -ablesen, sondern auch die ursprüngliche Herkunft der jeweiligen Gremiumsmitglieder wie diesmal das Bernbiet. Da die Anfahrtszeit zwei Stunden nicht überschreiten sollte, tauchen die Alpen nur für die mehrtägige Wanderung als Bestimmungsort auf. Ein gewisser Ehrgeiz besteht darin, dass immer wieder neue Tourenziele gesucht, sorgfältig rekognosziert und in den Sektionsnachrichten ausgeschrieben werden.

Wer mindestens 60 Jahre alt und SAC-Veteran ist, kann in die Veteranenvereinigung eintreten. Also alles erprobte, trainierte und ambitionierte SACIer ohne obere Altersgrenze. Diesen beiden Aspekten wird bei der Programmgestaltung Rechnung getragen. Jede Wanderung ist in drei Stärkegruppen (Durchschnittswerte für Zeit und Höhenmeter) eingeteilt.2 Für die Wanderung Nr. 476 heisst dies, dass die Gruppe 1 in Hünibach den Car verlässt, um auf die « Blueme » aufzusteigen. Gruppe 2 wandert nach dem Morgenkaffee von Heiligenschwendi auf die « Blueme », und Gruppe 3 erfreut sich auf dem Höhenweg von Heiligenschwendi nach Sigriswil an diesem prächtigen Maitag.

Dieses System ermöglicht den Veteranen, ihrem ganz persönlichen momentanen Befinden entsprechend regelmässig an der Wanderung teilzunehmen und die so geschätzten Kontakte im Kameradenkreis regel- massig zu pflegen. Ohne diese Stärkegruppen müsste jeweils eine ganze Reihe von Kameraden zu Hause bleiben, oder die noch ganz rüstigen Veteranen fühlten sich unterfordert. Für jede Wanderung stehen jeweils sechs Gremiumsmitglieder im «Dienst», für jede Stärkegruppe je ein Leiter und ein Schlussmann.

Ebenso wichtig wie die Vielfalt der Wandermöglichkeiten ist das gemeinsame Mittagessen. Hier gibts dann keine Stärkegruppen mehr, gefragt ist vielmehr ein grosser Saal, wo sich die durchschnittlich 60 bis 70 Teilnehmer stärken, politische Entwicklungen kommentieren, persönliche Erfahrungen austauschen und Probleme angehen - immer mit dem berühmten Basler Witz garniert.

Auch nach fast 40 Jahren wird der Administrationsaufwand noch immer möglichst klein gehalten. Das Gremium wählt jährlich aus seinem Kreis einen Obmann3, der als Ansprechpartner für die Veteranenvereinigung auftritt. Die meisten Veteranen melden sich jeweils bereits bei der aktuellen für die künftige Wanderung an. Einmal im Jahr werden die Ausgaben durch freiwillige Zuwendungen ausgeglichen, Mitgliederbeiträge werden keine erhoben.

Als die Veteranenvereinigung der Sektion Basel gegründet wurde, hatte der SAC noch keine Frauen in seinen Reihen. Dies hat sich seither bei beiden geändert: 5 aktive Veteraninnen hat die seit Jahren immer ziemlich konstant 120 Mitglieder zählende Veteranenvereinigung, drei von ihnen wandern mit sechzig Kameraden durch ein Blumenmeer auf die «Blueme».

Die Wanderung Nr. 476 hat bewiesen, dass die ungeschriebenen Gesetze flexibel zur Anwendung kommen: Als Folge der « Lothar»-Schäden kann am Nachmittag die Schlucht von Sigriswil nach Gunten -Wandervorschlag für Gruppen 1 und 2 - nicht begangen werden. Deshalb begeben sich alle gemeinsam auf den Sigriswiler Höhenweg (Nachmittagswanderung der Gruppe 3) und beschliessen bei einem Umtrunk am Thunersee die Maiwanderung.

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