Ein «normales» Jahr mit 374 Rettungsaktionen
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Ein «normales» Jahr mit 374 Rettungsaktionen Rettungsarbeit des SAC 2000

Die SAC-Rettungstätigkeit bewegte sich im Jahr 2000 innerhalb der statistischen Schwankungen, abgesehen von der Zahl der involvierten Personen (Gerettete): Diese war noch nie so hoch wie 2000. Auffallend ist die Zunahme der Freerider-Snowboard-Unfälle. Dank der modularen Ausbildung kann besser auf die unterschiedlichen Bedürfnisse in den Rettungszonen eingegangen werden.

Im Jahr 2000 führten SAC-Retter 374 Rettungsaktionen mit 510 in Bergnot geratenen Personen durch. Dies bedeutet einen leichten Rückgang der Einsätze von 3,6% gegenüber dem Vorjahr, im Fünfjahresvergleich liegt die Anzahl der Einsätze leicht über dem Durchschnitt. Demgegenüber nahm die Zahl der Beteiligten (Patienten, Verunfallte) mit 510 Personen um 5,6% gegenüber 1999 zu (vgl. Grafik 1).

Trotz des schneereichen Winters 1999/ 2000 war kein markanter Anstieg der Einsätze in den Wintermonaten zu verzeichnen. Dies ist auf eine günstigere Schneesituation im Februar und in den Skitourenmonaten März bis Mai zurückzuführen. Witterungsbedingt erfolgten die meisten Einsätze im August, da sich die Schönwetterperiode später als sonst einstellte (vgl. Grafik 2).

Im Jahr 2000 leisteten die SAC-Retter insgesamt 9676 Einsatzstunden, wobei 5939 Stunden für Suchaktionen aufgewendet wurden. Gegenüber dem Vorjahr, das durch den enormen Arbeitsaufwand im Februar gezeichnet war, wurden 42% weniger Einsatzstunden verrechnet (vgl. Grafik 3).

Der relativ tiefe Durchschnittswert von Fr. 1753.– pro Einsatz lässt darauf schliessen, dass zahlreiche Einsätze mit dem Helikopter geleistet wurden (62%). Das wird auch durch die Tatsache belegt, dass 378 der 510 Beteiligten von einem Rettungsspezialisten des SAC gerettet wurden (Vorjahr 207 von 483).

Im Jahr 2000 rückten die SAC-Retter zu 36% bergsportfremden Einsätzen aus, darin enthalten sind auch die Präventiveinsätze (vgl. Grafik 4). Der grösste Teil der Einsätze, nämlich 64%, wurde für Bergsportunfälle (Bergwandern, Hochtouren, Skitouren, Varianten-Ski- und Snowboardfahren, Klettern, Gleit-schirm- und Deltafliegen, Canyoning) aufgewendet (vgl. Grafik 5).

Der Anteil der geretteten SAC-Mit-glieder ist konstant bei 9% geblieben, wobei ein hoher Anteil an SAC-Jugend-Mitgliedern zu verzeichnen ist.

Noch nie wurden so viele Schweizer Bürger (338) in Bergunfälle verwickelt wie im Berichtsjahr 2000. Hingegen blieb die Zahl der deutschen Staatsbürger, die an Bergunfällen beteiligt waren, gegenüber den Vorjahren konstant.

Die Rettungseinsätze blieben in den meisten Rettungszonen im langjährigen Durchschnitt. Einzig in der Zone 9, Ticino, und in der Zone 5, Zentralschweiz, sind deutlich mehr Einsätze zu verzeichnen (vgl. Grafik 6).

Der Pistenrettungschef einer Bergbahn meldet, dass die Skipiste auf einer Länge von 150 m von einer Lawine verschüttet wurde. Es ist nicht bekannt, ob Skifahrer verschüttet worden sind. Die Rettungsstation wird alarmiert. Wegen des anhaltend schlechten Wetters können die sofort aufgebotenen Lawinenhundeführer des SAC nicht mit dem Helikopter auf die Lawine geflogen werden. Nach ihrem Eintreffen wird aus Sicherheitsgründen der gesamte Lawinenkegel mit Lawinenhunden abgesucht – ohne Erfolg. Auch die Suche mit «Auge und Ohr» und mit LVS-Geräten bleibt erfolglos. Es muss angenommen werden, dass niemand verschüttet wurde.

Derartige «Präventiveinsätze» kommen trotz umfangreicher Sicherheitsmassnahmen seitens der Bergbahnen (Lawinensprengungen) immer wieder vor. Ohne den Einsatz von Lawinenhunden wäre ein zuverlässiges Absuchen der Lawinenkegel nicht möglich, und es würden stets Zweifel über allfällig verschüttete Personen bestehen.

Bei der Polizei geht die Meldung ein, dass ein Schwimmer mitten in einem Gebirgsfluss blockiert ist. Sofort wird die zuständige Rettungsstation des SAC alarmiert, und ein Rettungsspezialist wird mit der Rega auf den Unfallplatz geflogen. Abklärungen ergeben, dass eine direkte Luftrettung wegen Kabeln nicht möglich ist. Deshalb wird die Feuerwehr aufgeboten, die mit Leitern und Stangen eine Evakuierung vornimmt. Der Blockierte kann mit leichter Unterkühlung sicher geborgen werden. Die Evakuation wäre mit der Helikopterwinde und einem SAC-Retter schnell und zuverlässig erfolgt. Aber leider ist dieser Einsatz wegen Kabel, Bäumen oder auch Witterungseinflüssen nicht immer gewährleistet.

Während der Arbeit auf einem Baukran erleidet der Kranführer eine Herzattacke und muss dringend evakuiert werden. Infolge der grossen Höhe des Krans kann der Patient nicht gefahrlos aus der Kabine befreit werden, worauf die Rega alarmiert wird. Ein Helikopter-Rettungs-spezialist und eine Rega-Ärztin werden an der Winde auf dem Baukran abgesetzt. Nachdem die nötigen Sicherungsmassnahmen vorgenommen sind, kann der Patient an der Winde ausgeflogen werden.

Immer wieder kommen SAC-Retter bei bergsportfremden Unfällen zum Einsatz. Gerade bei Baustellen in schwierigem Gelände oder bei Strassenunfällen sind die Ambulanzdienste oft überfordert und greifen auf die Hilfe der SAC-Retter zurück.

Nach dem extremen Lawinenwinter 1999 kann im Jahr 2000 wieder auf ein durchschnittliches Rettungsjahr zurückgeblickt werden. Die Einsatzzahlen liegen nicht markant höher als in den Vorjahren, abgesehen von der Anzahl in-volvierter Personen (Gerettete), die noch nie so hoch war. Die statistischen Schwankungen einzelner Bereiche liegen innerhalb der Norm. Einzig die massive Zunahme der Snowboard-Unfälle lässt aufhorchen: Der Trend zu stiebenden Pulverschneeabfahrten und grenzenloser Freiheit ist ungebrochen und wird immer noch als Marketingargument für die Tourismusbranche verwendet. Die Folgen tragen einerseits die verunfallten Variantenfahrer (Freerider), anderseits die SAC-Retter und Bergbahn-Rettungsdienste.

Mit der modularen Ausbildung der Retter kann gezielt auf die Bedürfnisse der Rettungsstationen in unterschiedlichem Gelände und differenzierter Ein-satzart eingegangen werden. Die Rettungszonen haben die Möglichkeit, ihre Retter für jene Art Einsätze auszubilden, die in ihrem Bereich am meisten zur Anwendung kommen. Es macht wenig Sinn, einen Retter aus dem Jura tagelang im Gebrauch des Spaltenrettungs-Containers auszubilden. Auch die Zusammenarbeit zwischen den Rettungs-partnern – Flugrettungsorganisationen, Ambulanzen und Kantonspolizei – wird laufend ausgebaut. Unsere Partner erwarten von den Rettern eine professionelle Arbeit, obwohl diese gewisse Rettungstechniken nur sporadisch üben können – im Ernstfall muss aber jeder Handgriff sitzen. In dieser Beziehung stossen wir an die Grenzen der Ehrenamtlichkeit. Gleichzeitig wissen wir jedoch, dass ein professioneller Rettungs-betrieb gesamtschweizerisch weder realisierbar noch finanzierbar ist.

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