Festival du film des Diablerets 2005. Neuer Festivalname
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Festival du film des Diablerets 2005. Neuer Festivalname

Neuer Festivalname

Festival du film des Diablerets 2005

Bei der 36. Ausgabe des « Festival du film des Diablerets » Mitte September 2005 wurde der slowakische Film « Amazonia Vertical » mit dem Grand Prix ausgezeichnet. Die « Goldenen Teufel » des SAC gingen an die französischen Filmemacher Bertrand Delapierre und Gilles Perret. Dazu ein ab-gespeckter Festivalname und mehr Besucher.

Der Berg, also das Alpine, ist da und bildet den unübersehbaren Hintergrund des Filmtreffens in den Waadtländer Alpen, auch wenn der Name etwas ent-schlackt wurde: Das FIFAD, Festival du film International Alpin des Diablerets, heisst nun Festival du film des Diablerets. Das Alpine steht im Untertitel: Berge, Extremsport, Umwelt. Damit wird signalisiert, dass sich der Inhalt trotz Wandel nicht grundsätzlich verändert. Bei der Preisverleihung vom Samstag, 24. September 2005, umschrieb Festivalpräsident Charles-Pascal Ghiringhelli denn auch die Ausrichtung: « Das Festival wird Schritt für Schritt grösser. Dies entspricht dem Weg, den es beschreiten will: langsam, aber sicher vorwärts, um bestimmt auf dem Gipfel anzukommen. » Und in der Tat hat das Festival dieses Jahr etwas zugelegt: An den sieben Tagen besuchten 2200 Zuschauer die Veranstaltung, 10% mehr als im Vorjahr.

Reiche Vorselektion

Aus einem Angebot von 105 Filmen – so viele wie noch nie – wurden 20 Werke in drei Kategorien ausgewählt. Normalerweise kamen bis anhin jeweils zwischen 60 und 80 Filme in die Vorauswahl. Der einzige Wermutstropfen betraf die Ani-mationsfilme. Ihre Qualität reichte nicht für eine Präsentation aus, sodass nur die Kategorien « Exploit – Extremsport », « Dokumentarfilm Umwelt » und « Dokumentarfilm Berge » beschickt werden konnten. Dafür war die Qualität in diesen Sparten hoch.

Grand Prix

Der Grand Prix, der Preis von Télévision Suisse Romande, ging an den ausgezeichneten Dokumentarfilm Amazonia Vertical von Pavol Barabas in der Kategorie « Umwelt ». Der slowakische Regisseur dokumentiert darin eine Expedition dreier slowakischer Kletterer unter der Leitung von Becko Ondrejovic. Sie durchquerten das höchstgelegene Hochplateau in Amazonien mit dem edlen ethischen Anspruch: nichts zurücklassen, um der Natur nicht zu schaden. Die unter erschwerten Bedingungen erfolgten grossartigen Einstellungen und die Berglandschaft machen aus dem Film ein Meisterwerk. « Die Schutzengel haben uns nicht im Stich gelassen », fasst Becko Ondrejovic seine Gefühle im Film lakonisch zusammen. Das Klettertrio seinerseits hat die praktisch unberührte Natur nicht missbraucht.

Drei Goldene Teufel

Verliehen wurden auch die « Diables d' or », die Goldenen Teufel, und zwar vom SAC in den Kategorien « Exploit – Extremsport » und « Dokumentarfilm Berge » sowie von der Gemeinde Or-mont-Dessus in der Kategorie « Dokumentarfilm Umwelt ». Marco, étoile filante von Bertrand Delapierre ( F ) erhielt die höchste Auszeichnung in der Kategorie « Exploit – Extremsport » sowie den Publikumspreis. Das Werk ist ein faszinierendes Porträt des Extremsnowboarders Marco Siffredi, der am 8. September 2002 bei der Abfahrt durch das Hornbein-Cou-loir am Mount Everest verschwand. Bertrand Delapierre zeichnet sorgfältig, trotz beschränkter Mittel, den ausserordentlichen Weg von Siffredi nach: packend, und wie der Protagonist, ohne Umwege. L' homme qui revient du haut von Gilles Perret ( F ) 1 erzählt das schwierige Leben von Marco Batard. Dieser französische Alpinist beherrschte die Szene in den Achtziger- und Neunzigerjahren des letzten Jahrhunderts und war bekannt für seine konfliktreichen Beziehungen zur Bergsteigerwelt und zu den Medien. Der Regisseur, der für diesen Film den Goldenen Teufel in der Kategorie « Dokumentarfilm Berge » erhielt, lässt diesen heute in Paris lebenden und malenden Alpinisten ausführlich zu Wort kommen. Er erzählt über sein damaliges Unwohlsein, sein Leben heute und outet sich als Homosexueller. Der Film, der leicht aktuellen Modeströmungen hätte verfallen können, ist sehr zurückhaltend und berührend. Ein Film aus der Schweiz hat schliesslich den dritten Goldenen Teufel abgeholt, und zwar in der Kategorie « Dokumentarfilm Umwelt »: Hinterrhein, Umbruch im Bergdorf von Lisa Röösli. In Nadine Arena ( l. ), die das Sekretariat des FIFAD führt, überreicht der Schweizer Filmemacherin Lisa Röösli für Hinterrhein, Umbruch im Bergdorf den Goldenen Teufel der Gemeinde Ormont-Dessus in der Kategorie « Dokumentarfilm Umwelt ».

Werner Schildknecht, Präsident der SAC-Kulturkommissi-on, Charles-Pascal Ghiringhelli und Filmemacher Gilles Perret ( vorne v. l. ), der für L' homme qui revient de haut den Goldenen Teufel des SAC in der Kategorie « Dokumentarfilme Berge » erhielt Hinterrhein, einem auf 1600 m liegenden Dorf auf halbem Weg zwischen Zürich und Mailand, sind die Post, die Käserei und die Schule schon seit langem verschwunden. 80 Bergbauern leben dort noch immer von ihrer Hände Arbeit und ein wenig Tourismus. Lisa Röösli, die 60 Jahre nach dem Kameramann Hermann Dietrich 2 durch dieses Dorf streifte, hat einen packenden Dokumentarfilm geschaffen. Die quirlige Filmemacherin lässt die alten Dorfbewohner mit ihrem weisen und zugleich ironischen Blick auf die Entwicklung ihres Dorfes ins Mikrofon sprechen. Sie lässt aber auch die Jungen zu Wort kommen, die sich ihrer Verunsicherung bewusst sind.

Auf Begeisterung stiess auch der Film …Ale, Bigia von Ugo Slomp ( I ). Dieses Porträt eines alten Originals wurde mit dem Spezialpreis der Jury ausgezeichnet. « Einen Schwall frischer Luft » nannte die in der Jury sitzende Extremskifahrerin Francine Moreillon den Film bei der Preisverleihung. 3

Legendäres Rennen

Im Rahmen des Filmfestival von Les Diablerets wurde wie üblich auch der « Mérite Alpin », der Männer und Frauen auszeichnet, die sich um die Berge verdient gemacht haben, überreicht. Dieses Jahr ging die Auszeichnung an die Organisatoren der Patrouille des Glaciers, ein Kollektiv. « Hat die Patrouille des Glaciers vielleicht den Preis bekommen, weil sie 1 Vgl. Kasten rechts 2 In den 1940er-Jahren hat Kameramann Hermann Dietrich die Hinterrheiner Bäuerinnen und Bauern bei der Arbeit gefilmt. 3 Das nächste Filmfestival von Les Diablerets findet vom 17. bis 23. September 2006 statt.

daran ist, eine Persönlichkeit zu werden ?», fragte sich Kommandant Marius Robyn, der im Namen der Patrouille den Preis entgegennahm. a Corinne Feuz, Monthey ( ü ) Der Präsident des FIFAD, Charles-Pascal Ghiringhelli ( l. ), überreicht Bertrand Delapierre den Publikumspreis für seinen Film Marco, étoile filante, für den er auch mit dem Goldenen Teufel des SAC in der Kategorie « Exploit – Extremsport » ausgezeichnet wurde. Der Gemeindepräsident von Ormont-Dessus, Philippe Nicollier ( l. ), Festivalpräsident Charles-Pascal Ghiringhelli und die Preisträgerin Lisa Röösli. Der Preis für den besten Dokumentarfilm « Umwelt » wird von der Gemeinde Ormont-Dessus gestiftet.

Der « Mérite Alpin 2005 » ging an die Organisatoren der Patrouille des Glaciers. Im Bild Vertreter dieses legendären Rennens mit dem Kommandanten der Patrouille des Glaciers, BR Marius Robyr ( Mitte ) Zum dritten Mal « Goldener Teufel » für f ür fürfür Gilles Perret Der Filmemacher Gilles Perret aus der Haute Savoie gehört zu den Habitués des Filmfestivals von Les Diablerets. Der bereits 2000 und 2001 für Les Alpes en musique und Trois frères pour une vie mit je einem Goldenen Teufel ausgezeichnete Regisseur ist ein Spezialist für Dokumen-tarfilme rund um die Berge und ihre Bewohner. « Die Berge begeistern mich, weil ich dort lebe und ‹z'Berg› gehe. Aber wenn es niemanden zu zeigen gibt, interessieren sie mich nicht mehr allzu sehr », meint Gilles Perret. Deshalb macht er sehr oft Porträts. Auch der diesjährige prämierte Film L' homme qui revient de haut fällt in dieses Genre. Perret porträtiert darin den französischen Bergsteiger Marc Batard, der heute nicht mehr zur Szene gehört. Im Film gibt es keine Off-Stimme. « Ich lasse die Leute selber reden, sie sind schliesslich alt genug. » Marc Batard im Ori-ginalton also, der sich nach langer quälender Zerrissenheit im Film als Homosexueller outet. « In der Bergsteigerszene ist das Thema tabu », so Gilles Perret, der mit diesem Film ein zurückhaltendes und berührendes Porträt eines Mannes geschaffen hat, den er seit zehn Jahren kennt. « Ich habe mit Marc Expeditionen zum Nordpol und nach Nepal unternommen. Nur dank dieser Erlebnisse hat sich Marc so offen gezeigt. » Fotos: Corinne Feuz

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