Hoffnung für Nepal
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Hoffnung für Nepal Ende des zehnjährigen Bürgerkrieges

Der 1996 von maoistischen Rebellen entfesselte Bürgerkrieg hatte das Bergsteiger- und Trekkingparadies Nepal in eine schwere Krise gestürzt. Grosses menschliches Leid, eine katastrophale wirtschaftliche Situation und eine noch nie da gewesene Abwanderung waren die Folgen. Im April 2006 musste der ungeliebte Monarch dem Druck der Strasse weichen. Seither ist einiges in positivere Bahnen gelenkt worden.

Der Ausbruch des bewaffneten Konfliktes zwischen maoistischen Rebellen und der Regierung Nepals im Jahr 1996 erfolgte auf den ersten Blick für alle überraschend. Doch die Voraussetzungen waren schon mit dem feudalen Rana-Regime vor 150 Jahren geschaffen worden. Günstlingswirtschaft, Korruption und administrative Trägheit wurden dann von den Royalisten ab 1950 und den Demokraten ab 1990 weiter gepflegt. Die soziale Schere zwischen der armen Landbevölkerung und einer sehr reichen Oberschicht klaffte zusehends auseinander.

Der Erfolg der Maoisten ist als Manifestation der allgemeinen Unzufriedenheit zu verstehen. Ursprünglich als kommunistische Partei dem linken politischen Flügel angehörend, waren sie 1996 in den Untergrund gegangen. Sie hatten eine verfassunggebende Versammlung verlangt, worauf ihre Partei verboten wurde. Innert rund fünf Jahren errangen die Maoisten die Kontrolle über zwei Drittel des Landes.

Nach dem letztlich ungeklärten Massaker an König Birendra und seiner Familie im Jahr 2001 hatte dessen jüngerer Bruder Gyanendra kurzerhand die absolute Monarchie wiederhergestellt und die Armee gegen die Maoisten mobilisiert. Die Armee hatte sich auf Befehl des alten Königs bislang aus dem Konflikt herausgehalten. Doch mit deren Eingreifen verschärfte sich die Situation rapide. Laut Statistiken sind in den zehn Jahren des Bürgerkrieges über 13 000 Todesopfer zu beklagen.

Seit 2001 hatte sich die wirtschaftliche Situation Nepals stark verschlechtert. Der Zustrom von Touristen war zusammengebrochen, da die Reiserisiken (2) immer unberechenbarer wurden. Die Maoisten gingen auch dazu über, von Touristen « Schutzgelder » oder « Spenden » zu verlangen. Die Entwicklungshilfe und die Investitionen in Nepal wurden weitgehend eingefroren. Gleichzeitig bereicherten sich die Maoisten an der armen Landbevölkerung und rekrutierten Soldaten unter Zwang aus den Reihen der Zivilisten. Eine noch nie da gewesene Auswanderungswelle war die Folge.

Eine Kursänderung erfolgte erst im Frühling vergangenen Jahres: Grosse, gemeinsame Demonstrationen einer Siebenparteienkoalition sowie der Maoisten und der Bevölkerung im April 2006 zwangen den König, die Macht ganz abzugeben. Dabei schwenkte die Armee auf die Seite des Volkes. Gleichzeitig erhöhten die UNO, die USA und Indien den politischen Druck, um eine Normalisierung herbeizuführen. Anfang Mai 2006 kündigten die Rebellen und die Regierung Waffenruhen an, und am 21. November 2006 einigten sie sich auf ein Friedensabkommen.

Die neuesten Entwicklungen lassen aufhorchen: Eine Übergangskoalitionsregierung aus Demokraten und Maoisten definiert die Rolle des Königs (3) neu, entwirft eine neue Verfassung und bereitet Neuwahlen vor. Die Kämpfe wurden eingestellt, die Waffenarsenale der Maoisten und der Armee sollen unter die Obhut internationaler Beobachter gestellt werden. Für April 2007 ist die Einberufung einer verfassunggebenden Versammlung geplant, die Neuwahlen sollen im Juni 2007 folgen. 

Seit Mai 2006 kann die Situation durchaus wieder positiver bewertet werden, obwohl die Nachhaltigkeit der beschlossenen Massnahmen erst noch bewiesen werden muss. Zum Zeitpunkt des Erscheinens dieses Artikels können Trekking- und Bergsteigerreisen nach Nepal wieder unternommen werden. Aufgrund der noch labilen Situation ist es jedoch dringend angezeigt, dass man sich während der Planung fortlaufend über die neuesten Entwicklungen informiert (4). Die von den Maoisten eingeführten Abgaben werden vermutlich auch weiterhin verlangt.

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1 Siehe dazu auch ALPEN 9/2003

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