Klettersteig Kandersteg–Allmenalp. Neues am Ferrata-Horizont
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Klettersteig Kandersteg–Allmenalp. Neues am Ferrata-Horizont

Neues am Ferrata-Horizont

Klettersteig Kandersteg–Allmenalp

Das Klettersteiggehen boomt auch in der Schweiz. Kandersteg hat nun ebenfalls eine Via ferrata – einen athletischen Sportklettersteig entlang tosender Wasserfälle.

Die Klettersteig-Charta von Engelberg 1 sagt: « Klettersteige ja, aber mit Zurückhaltung. » Angestrebt ist bei den zukünftigen Eisenrouten eine gesunde Mischung aus Landschaftserlebnis, Naturschutz und dem « Kick ». Diesen Vorgaben wird der im Juli 2005 eingeweihte Klettersteig in Kandersteg durchaus gerecht.

Kühner Steig

Wer von der Ferrata Allmenalp nichts weiss, dem fällt sie im wilden Felsabsturz der Allmibachfälle gar nicht auf. Angestrengt suchen wir an der Talstation der Allmenbahn die Felswand, die sich vom Talgrund in wuchtiger Schönheit präsentiert, nach dem Klettersteig ab. In vier stiebenden Wasserfällen stürzt sich der Allmibach eine wild zerklüftete Klippe hinab. Ein kühner Steig muss es sein, der da hindurchführt. Nichts für Anfänger. Wir folgen einem markierten Pfad zum Einstieg. In der Tat zeigt schon der Auftakt, um welches Kaliber es sich hier handelt. Eine 100 Meter hohe senkrechte Felswand wird mittels mehrerer Leitern erklommen. Ein erster Test für unsere Nerven. Schliesslich leiten Eisenstifte in luftiger Querung zu einer Hängebrücke. Bei Schwindel erregend schönen Tiefblicken wird über die kleine schwankende Brücke ein erster Wasserfall überwunden. Einmalig auch der Blick auf das Panorama des von der vergletscherten Blüemlisalp beherrschten Gipfelkranzes. Pfadspuren leiten uns einen Grashang hinauf unter ein gewaltig überhängendes Dach. In einer gewagten, in der Klettersteig-1 Vgl. ALPEN 4/2005 und 8/2005 geschichte bisher einzigartigen Konstruktion aus aufgehängtem Gehsteig und einer sich um 180° drehenden Leiter überwinden wir den Überhang und klettern ausgesetzt zum nächsten Wasserfall. Hier kann man sich in einer Variante, allerdings nur mit Bergführer, mittels einer 110 Meter langen Tyrolienne über den Schlund, in den sich der Wasserfall stürzt, auf einen Felskopf sausen lassen. Herzklopfen garantiert. Die Route setzt sich entlang einer Kante fort. Dann ist erneut Muskel- und vor allem Nervenkraft gefragt. In einer leicht überhängenden Querung und mit viel Luft unter den Sohlen, für einige sicherlich die Schlüsselstelle, geht es um ein felsiges Eck wieder an die von Regenbögen umspannte Gischt der Fälle. Nun Dank abwechslungsreicher Routenführung eröffnen sich immer wieder neue Perspektiven.

Tosend stürzt sich der Allmibach über zahlreiche Felsstufen.

Aufregende Stahl-konstruktion unter dem grossen « Dach » Fotos: Iris Kürschner gilt es, über eine Dreiseilbrücke zu balancieren. Es besteht aber auch die Möglichkeit, den Wassergraben an einer 40 Meter langen Tyrolienne zu überwinden. Die Schlusswand ist dann fast nur noch ein Klacks. Vom Ausstieg wird in 20 Minuten die Bergstation der Allmenalpbahn erreicht. Dort sind wir einhellig der Ansicht: Was sich hier dem « Ferratisten » an Landschaftsgenuss und Erlebnisdichte bietet, kann nur derjenige verstehen, der sich in die steile Route hineinwagt.

Bewunderer überall

Die Resonanz des Klettersteigs ist enorm, unzählige Kommentare sind bereits im Internet nachzulesen. Einstimmiger Konsens: Begeisterung! Auch bei uns. Einen Fehler sollte man nicht machen: an einem sonnigen Wochenende diesen Klettersteig angehen wollen. Beispiel gefällig? Die Allmenalpbahn hat an einem strahlenden Sonntag im Herbst 2005 über 100 Klettersteigbegeher registrieren können. Die positive Seite dieses Booms: Der Klettersteig fördert die Auslastung dieser Bahn, die das Gebiet – ideal für Bergwanderungen – schon lange touristisch erschlossen hat.

Infos

Ausgangspunkt: Talstation der Allmen-alpseilbahn, 1181 m, Vermietung von Klettersteigausrüstung Gehzeiten: Talstation–Einstieg 10 Min., vom Bahnhof Kandersteg 10 Min. länger, Klettersteig 2 1 ⁄ 2 Std., Ausstieg–Berg- Die Dreiseilbrücke vor der Schlusswand kann auch umgangen werden – allerdings nur mit einer Tyrolienne.

Ein besonderes Gefühl der Ausgesetztheit erlebt man in der « Zapfenzieherleiter ».

Fotos: Iris Kürschner Die überhängende Leiter gleich am Einstieg trifft bereits eine erste Auslese unter den Ferratisten: Noch kann man umkehren.

station Allmenalp 20 Min.; gesamthaft ca. 3 Std.

Anforderungen: K4, Länge 600 m. Die sowohl anspruchsvolle als auch abwechslungsreiche Route ist bestens gesichert, erfordert aber ein gutes Mass an Nerven, da sie viel Luft unter den Sohlen bietet. Viele Abschnitte sind mit Eisenstiften ausgerüstet, an denen man leicht hängen bleiben kann. Markierung: weiss-blau-weiss, Hin-weisschilder Höhenunterschied: 550 m, Klettersteig 350 m Rückweg: Luftseilbahn Allmenalp– Kandersteg, Tel. 033 675 16 90, www.allmenalp.ch Einkehr/Unterkunft: Berggasthaus Allmenalp, einfaches Matratzenlager, Tel. 033 675 16 86 Tipp: Wer noch mehr Action möchte, fliegt per Tandemflug zu Tale, Gleit-schirmpassagierflüge: Martin Siegel, Tel. 079 306 93 46, Ruedi Grossen, Tel. 079 429 44 10 Karten: LK 1:25 000, Blatt 1247 Adelboden; 1:50 000, Blatt 263 T Wildstrubel Infos: Bergsteigerschule Kandersteg, www.bergsteigen-kandersteg.ch, Tel. 079 604 40 59; Kandersteg Tourismus, www.kandersteg.ch, info(at)kandersteg.ch, Tel. 033 675 80 80 a Iris Kürschner, Grenzach/D Zum Auftakt des Klettersteiges drei lange, senkrechte Leitern In einer der Schlüsselstellen – und trotzdem ein Lächeln

5000 km Wanderwegnetz in den Alpen

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