Mit oder ohne?
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Mit oder ohne?

Diese Frage stellen wir heute fast als Erstes, wenn ein spektakulärer Gipfelerfolg aus dem Himalaya gemeldet wird. Gemeint ist: mit oder ohne Sauerstoff – immerhin die am häufigsten verwendete Substanz am Berg.

Urs Hefti, Mediziner und Mitverfasser eines Papiers zum Missbrauch von Medikamenten im Alpinismus, führt daneben noch 25 weitere Substanzen auf. Viele kommen in Notfällen zum Einsatz. Einige präventiv, also mit dem alleinigen Ziel, den Gipfel zu erreichen. Auch wenn der Körper nicht dazu bereit ist.

Die Union Internationale des Associations d’Alpinisme (UIAA), der auch der SAC angehört, hat das Papier vergangenen Herbst veröffentlicht. Ziel ist es, über die Gefahren eines Medikamentenmissbrauchs am Berg aufzuklären. Mehr kann die UIAA nicht tun. Illegal sind im Bergsport nur die wenigsten Substanzen – so lange man nicht an einem offiziellen Wettkampf teilnimmt.

In dieser Ausgabe publizieren wir erstmals eine Auswahl aus dem UIAA-Papier. Wer will, kann diese wie eine Anleitung zum Doping lesen. Eine Anleitung, die der breiten Masse aber offenbar längst bekannt ist: Rund 50% der Bergsteiger am Kilimandscharo nehmen eine oder mehrere der erwähnten Substanzen. Das zeigte eine stichprobenartige Studie. Und Reinhold Messner geht davon aus, dass auch unter Spitzenalpinisten munter geschluckt und gespritzt wird. So provozierte er vor rund zehn Jahren seine Kollegen in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung: «Ich glaube, dass es genügend Leute gibt, die etwas nehmen und lügen.»

Interessant ist dabei: Nicht einmal Messner wünscht sich systematische Kontrollen am Berg. Für ihn und viele andere ist Bergsteigen kein sportlicher Wettkampf, bei dem Leistungen eins zu eins verglichen werden können – und sollen.

Heisst das umgekehrt: Es ist allen freigestellt, zu wählen, mit welchen Mitteln sie hochkommen? So einfach ist das nicht. Denn mit der zunehmenden Kommerzialisierung des Bergsteigens und Kletterns hat die Frage eine ganz neue Brisanz gewonnen. Nicht nur auf den Achttausendern, sondern auch auf den Prestigegipfeln der Alpen.

Unser Autor Matthias Ryffel hat sich auf die Spurensuche gemacht zum wohl schwierigsten Thema im Berg­sport. Was er erfahren hat, lesen Sie ab S. 28.

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