«NZZ der alpinen Welt»
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«NZZ der alpinen Welt» Clubzeitschrift im Wandel

Zuerst als Redaktor und anschliessend in der neu geschaffenen Funktion des Chefredaktors hat sich der Autor dieses Beitrags seit 1981 für die Entwicklung der ALPEN engagiert. In diesen 27 Jahren wurde der Wandel vom Cluborgan zur Bergsportzeitschrift nicht zuletzt mit dem Ziel vorangetrieben, die Zeitschrift inhaltlich als « NZZ der alpinen Welt » zu positionieren.

Wie der SAC hat auch die Zeitschrift seit 1981 einen langen Entwicklungsprozess durchgemacht. Nachdem 1978 die Abgeordnetenversammlung in Brugg die Aufnahme der Frauen in den SAC beschlossen hatte, waren die Jahre danach geprägt von der Auseinandersetzung um die Integration des Sportkletterns. Anschliessend – bis etwa Mitte der 90er-Jahre – bewegte die Frage nach der Position des SAC zu den sich verbreitenden Kletterwettkämpfen die Gemüter, stets aber haben die ALPEN jene Kräfte unterstützt, die für eine Öffnung plädierten. Darauf basierend sind im letzten Jahrzehnt der SAC zu einem modernen Verband und die ALPEN zu einer modernen Bergsportzeitschrift geworden.

Für die ALPEN haben sich in dieser Zeit auch verschiedene Redaktoren und Redaktorinnen aus der Romandie eingesetzt. Besonders zu erwähnen ist hier Prof. Pierre Vaney, der während 25 Jahren bis 1988 sehr viel für die Aufwertung der französischsprachigen Ausgabe getan und gleichzeitig mit der Förderung der Gebrüder Remy auch dem Klettersport ein wichtiges Fenster in den ALPEN geöffnet hat.(1) Für seine grosse Arbeit als Redaktor des französischen Sprachbereichs ist Pierre Vaney 1989 mit der Ehrenmitgliedschaft des SAC ausgezeichnet worden.

1996 erschienen die ALPEN in neuer Form und im heutigen Format.(2) Gleichzeitig begann sich die berg- und leistungssportliche Entwicklung zu beschleunigen. Ebenso stieg auch die Bedeutung der Geschäftsstelle, die im Zuge einer allgemein geforderten Professionalisierung immer mehr koordinierende Aufgaben übernahm. Dabei hat sich die Zeitschrift jedoch ihre weitgehend unabhängige Stellung erhalten können, die eine entscheidende Voraussetzung für die Erhaltung ihrer Special-Interest-Funktion und damit für die Wahrung eines auch über den Clubbereich hinausgehenden Leserinteresses ist. In der Folge hat sich die Zeitschrift im Rahmen einer Teilneukonzeption sowie einer ständigen Anpassung an die sich wandelnden Leser bedürfnisse weiterentwickelt.

Natürlich ist es im Rahmen der ALPEN nie darum gegangen, die NZZ nachzuahmen. Letztere ist eine Tageszeitung, ist in einem völlig anderen publizistischen Umfeld aktiv, hat eine ganz andere Funktion und arbeitet mit anderen gestalterischen Mitteln. Die NZZ zeigt jedoch inhaltliche Eigenschaften, die – in übertragenem Sinne – gerade auch für die ALPEN von Bedeutung sind. So wird grosses Gewicht auf eine gehaltvolle und auf die Hintergründe eingehende Information gelegt. Es wird ein hohes sprachliches Niveau angestrebt, und es wird nicht emotionalisiert, sondern – im Gegenteil – mit einer gewissen Ausgewogenheit und Distanz zur Sache berichtet.

Während in den Medien – meist zum Zweck der Absatzsteigerung – die Tendenz besteht, Standpunkte zu überzeichnen und abweichende Ansichten zu Konflikten zu polarisieren, ist bei den ALPEN die Hervorhebung und Förderung der verbindenden Elemente ein wesentliches Ziel.

Entsprechend sollen die ALPEN nicht «unnötig Gräben aufreissen oder Gegensätze schüren» (3) Ein zentrales Anliegen bleibt dabei die gesamtschweizerische Ausrichtung. Dazu gehört vor allem die sprach- und kultur-übergreifende Aufgabe der ALPEN. Diese beinhaltet zum einen das Eingehen auf die verschiedenen Sprachregionen, indem beispielsweise Anlässe, Autoren, Gebiete aus den verschiedenen Bereichen der Schweiz – und des Auslandes – zum Zuge kommen. Zum andern bedeutet es aber auch, dass die Bedürfnisse der Berggebiete, der verschiedenen Formen der Bergsportausübung, die breitensportlichen Interessen und ebenso die jenigen von Familien, Frauen usw. im Rahmen der SAC-Aktivitäten ihren Platz in den ALPEN finden. Die ALPEN verstehen sich somit auch als eine alpine Publikation, die sich nicht auf das Elitäre, das besonders Ausgefallene, die aktuellen « Aufgeregtheiten » und einzelne Personen konzentriert, sondern Themen aufzugreifen versucht, die möglichst für einen breiten Leser/innenkreis von Interesse oder Nutzen sein sollten.

Im Rahmen ihrer Berichterstattung und ihrer Inhalte stehen die ALPEN dauernd in einem gewissen Spannungsfeld zwischen ihrer Verwurzelung im SAC und ihrem darüber hinausgehenden Aufgabenbereich als schweizerischer Bergsportzeitschrift. Der sich daraus ableitende «Special-Interest-Charakter» setzt ein journalistisch-objektives Herangehen auch an die clubeigenen Aktivitäten voraus. Die ALPEN sollen dementsprechend nicht ein SAC-PR-Heft sein, sondern über den SAC, den Bergsport und die Bergwelt insgesamt so informieren, dass Leserinnen und Leser sich ein eigenes Urteil bilden und möglichst auch daraus einen Nutzen ziehen können. Das bedeutet, dass Club-Einzelinteressen und Club-Interna gegenüber der viel allge meineren Informationsaufgabe als Special-Interest-Zeitschrift zurücktreten.

Das Motto der ALPEN heisst «Nicht imitieren, sondern sich abheben». Entsprechend suchen die ALPEN inhaltlich wie gestalterisch einen eigenen Weg, der sie von dem mehr magizinartigen Stil der meisten übrigen bergsportlichen Publikationen unterscheidet. So wird unter anderem auch ein Erscheinungsbild angestrebt, das die Weite der alpinen Welt und ebenso auch ihre innere Harmonie widerspiegelt. Jene Harmonie nämlich, die Bergsportler/innen letztlich in der Natur suchen. Bilder und Bildkombina-tionen sollen deshalb – als Gegenpol zu unserer heutigen hektischen Welt – eine gewisse Ruhe ausstrahlen.

Werbung ist immer ein wichtiger Bestandteil jedes Printmediums. Dies nicht nur wegen des finanziellen Aspekts, sondern vor allem auch, weil die Inserate sozusagen den Rahmen der Produkte abstecken, die im weitesten Sinne für den Aufenthalt in den Bergen von Bedeutung sind. Informationen über Produkte, Hersteller und Anbieter jeder Form von Leistungen sind vorne und hinten in jedem ALPEN-Heft in konzentrierter Form enthalten und erlauben damit einen besonders raschen Überblick über aktuelle Produkte und die gesamte Dienstleistungspalette.

Ab 2008 wird Alexandra Rozkosny die Leitung der Zeitschrift übernehmen. Sie ist seit Mitte 2006 Redaktorin bei den ALPEN und wurde im Rahmen eines breiten Auswahlverfahrens vom SAC-Zentralvorstand zur Chefredaktorin gewählt. Sie kennt den SAC, ist begeisterte Bergsportlerin und verfügt über eine profunde Ausbildung im Medien- und Fotografiebereich. Sie wird die ALPEN mit neuem Elan und neuen Ideen, aber im Sinne der bisher so erfolgreichen Grundausrichtung weiterführen. Wir können uns somit auf viele spannende, vielseitige und bergsportliche ALPEN-Ausgaben freuen.

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