Silvretta-Gletscherlehrpfad eröffnet. Klimawandel sichtbar machen
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Silvretta-Gletscherlehrpfad eröffnet. Klimawandel sichtbar machen

Klimawandel sichtbar machen

Silvretta-Gletscher-lehrpfad eröffnet

Zwischen Silvrettahütte und Silvrettagletscher ist am 19. August ein Gletscherlehrpfad eröffnet worden. Neben dem Schwerpunkt Klimawandel gibt es auch viel über Fauna, Flora oder Alpinismus zu erfahren.

Gletscher gehören zu den eindrücklichsten Indikatoren des Klimawandels. So floss zum Beispiel der gewaltige Silvrettagletscher einst bis ins Verstanclatal, wo er sich mit dem Verstanclagletscher vereinigte. In den letzten 150 Jahren zog er sich um rund 1500 Meter zurück und hinterliess eine Moränenlandschaft mit kleinen Seen. Die Landschaft ist im Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung verzeichnet.

Der am 19. August offiziell eröffnete Silvretta-Gletscherlehrpfad zeigt, wie dieses Denkmal entstanden ist. Auf Jah- Pyritwürfel auf dem schwarzen Tonschiefer. Gemeinsam ziehen die beiden los, um das Rohmaterial für die Steinfar-ben zu suchen. In die Quere kommen sie sich dabei nicht: Triet sucht Kompaktes für die Schmuckherstellung, Furrer möglichst kleine Stücke.

Das Bündner Steinfarbenalphabet

Die bereits gewonnenen Farben wie zartgrüne Jade aus dem Puschlav, grauer Juliergranit, grünlicher Gabbro mit schwarzsilbrigen Schuppen oder eben roter Radiolarit von der Alp Flix sammelt Furrer in seinem Bündner Stein-farbenalphabet: In einem Holzkasten liegen Gläser aufgereiht, gefüllt mit feinstem Steinfarbenpulver. 17 Farben umfasst das Alphabet zurzeit. Alphabet? Furrer hat keine Namen für seine Farben und nennt sie deshalb Steinfarbenalpha-bet. Jeden Stein hat Furrer selbst geholt, und er hat dabei die jeweiligen Landschaften und Stimmungen mitgenommen. Der regionale Bezug und die dabei erweiterte Geografie sind ihm wichtig. Noch fehlen allerdings die Blautöne. Auf blauen Azurit sind Triet und Furrer zwar gestossen, aber in so kleinen Mengen, dass eine Pigmentherstellung unmöglich war. Mit einem Luftpinsel bringt Furrer die Farbpigmente auf die Leinwand, auch Air-Brush-Technik genannt. Dort bilden die verschiedenfarbigen Rechtecke eine neue Bündner Landschaft. Und siehe da: Graubünden ist gar nicht grau! Beim Schaffen ist Furrer aufgefallen, dass beim Malen mit den Steinfarben immer eine Harmonie entsteht. Für die Faszination der natürlichen Farbpigmente « habe ich eigentlich keine Worte », erklärt Furrer, « sie tun einfach gut. Und das spüren die Leute. » So hat er durchwegs begeisterte Reaktionen geerntet, als er die Steinfarbenbilder am Felsenfest in Bivio am 2. Juni 2007 erstmals öffentlich ausstellte. Furrer pulverisiert aber nicht nur Steine. Er spritzt zerkleinertes Heu und Getreide auf alte Heutücher, das dort goldgelb schimmert. Eine Hommage ans Prättigau. Auch mit gemahlener Erde malt Furrer Bilder. « Die Erdfarben sind natürlich nicht meine Erfindung, das ist uraltes Handwerk. » Sogar Banknoten, Harddisks und Strassendreck fanden schon den Weg durch Furrers Spritzpistole auf die Leinwand. Auf die Idee, Steine zu Farbpigmen-ten zu pulverisieren, ist Furrer vor gut zehn Jahren gekommen. Er hatte versucht, die Farbe von Bündner Schiefer hinzukriegen. Weil aber die gemischte Farbe nicht lebte, hat er angefangen, direkt den Schiefer zu zerkleinern, zu vermahlen und zu vermalen – mit Er-folg. a Milena Conzetti, Basel Furrer malt mittels Airbrushtechnik und staunt immer wieder, was aus der Bündner Bergwelt wird. Sein Steinfarbenalphabet besteht momentan aus 17 Farben – und wenn die Schweiz im ( Mal-)Kasten ist, würde Furrer am liebsten die ganze Welt pulverisieren.

Foto: Yannick Andrea Fotos: PhilippW erlen restafeln am Wegrand ist angegeben, wie sich die Gletscherzunge über die Jahre zurückgezogen hat. Daneben sind thematische Tafeln zu finden, die über Gletscher, Moränen und Klimawandel informieren. Ergänzt wird dieser thematische Schwerpunkt mit Wissenswertem über Fauna und Flora, Alpinismus, Kul-turhistorisches und Landwirtschaft. Die Thementafeln fügen sich diskret in die Landschaft ein. Für den Rundweg wurden bestehende Wanderwege genutzt, oder man folgte den Weidewegen der Schafe. Die Silvrettahütte ist der Ausgangspunkt des Rundwegs. Er ist in der Regel von Ende Juni bis zum Einschneien Ende Oktober begehbar. Die reine Gehzeit beträgt rund anderthalb Stunden.

Der Gletscherlehrpfad wurde auf Initiative von Hüttenwart Philipp Werlen an die Hand genommen. Rund vier Jahre lang wurde geplant und gebaut, die Kosten betrugen gut 90 000 Franken. Ein Viertel davon sind Eigenleistungen der Silvrettahütte und der SAC-Sektion St. Gallen, die Trägerin des Projekts ist. Finanzielle Unterstützung leisten der SAC-Umweltfonds und der WWF Schweiz. Weitere Informationen gibt es unter www.silvrettahuette.ch. a Andreas Minder, Zürich Die Vegetationszeit im Gletschervorfeld ist sehr kurz, die Pflanzen sind darum kleinwüch-sig wie hier eine Rapunzel ( Teufelskralle ).

Die Thementafeln informieren nicht nur über die vom Gletscher geprägte Landschaft, sondern auch über die vielfältige Fauna und Flora: hier Nr. 14 mit Glet-schercham und Verstanclahorn im Hintergrund.

Viele Seen und mäandrierende Bäche prägen das Gletschervorfeld. Schön sichtbar sind die zahlreichen Moränenwälle, welche die verschiedenen Stadien des Gletschers markieren.

T E X T / F o T o sMarco Volken, Zürich

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