Unfreiwillige Gratwanderung des Alpinen Museums Finanzierung unsicher
Das mehr als 100-jährige Schweizerische Alpine Museum ist bedroht. Auch wenn der SAC dieses Jahr einen grösseren finanziellen Beitrag leistet, genügen die Mittel längerfristig nicht. Eine angepasste Strategie und eine spezielle Finanzkampagne sollen das Museum wieder auf Kurs bringen.
Die Existenz des Schweizerischen Alpinen Museums in Bern ist gefährdet: Diese Schreckensmeldung machte im Sommer 2008 die Runde. Auslöser der Krisen-stimmung war damals ein Entscheid des Bundes gewesen. In einer Sparrunde hatte er zunächst den jährlichen Betriebsbeitrag von Fr. 231 000.– an das Alpine Museum gestrichen. Im Dezember konnten die Beteiligten wieder etwas aufatmen. Denn der Betrag fand zuletzt doch Platz im Budget des Bundes. Doch ganz ausgestanden ist die finanzielle Krise immer noch nicht. Zwei Gründe sind massgebend dafür.
Erstens ist der wichtige Peter-Amsler-Fonds versiegt. Mit dessen Beiträgen von jährlich bis zu Fr. 200 000.– hatte das Museum seit 1995 fast alle seine Wechselausstellungen mitfinanzieren können. «Erst dadurch konnten ambitionierte Projekte durchgeführt und damit Sponsorenbeiträge gewonnen werden. Ein Museum muss zwingend immer wieder Wechselausstellungen präsentieren, um dem Publikum mit neuen Themen Anlass zum Besuch zu geben», erklärt Urs Kneubühl, Direktor des Alpinen Museums, die Zusammenhänge. Für den Fonds ist ein «Nachfolger» gesucht.
Zum Zweiten haben sich die Ansprüche der Besucher in den letzten 15 Jahren stark gewandelt. Heute sind aktuelle Themen und eine möglichst interaktive Aufbereitung gefragt. Um sich längerfristig einen Platz als Ausstellungsort zu sichern, ist darum ein Strategiewechsel nötig. Diesen hat das Museum schon 2004 mit dem Projekt « Bergwelt-Zent-rum » eingeleitet. «Dabei wollen wir unsere Themen konsequenter interaktiv, multimedial und mit vielfältigen Anlässen anbieten», erläutert Urs Kneubühl. «Teil davon ist auch die vermittelnde Betreuung. Sie ist etwas Wesentliches, und die Leute schätzen sie sehr.» Doch eine derart konzipierte Ausstellung kostet deutlich mehr, als wenn die Objekte bloss in den Raum gestellt würden. Unter anderem deshalb bedingt die Erneuerung des Museums eine grundlegend andere finanzielle Basis mit einer höheren Beteiligung vom Bund und vom Kanton Bern.
Das Museum hat das Projekt «Bergwelt-Zentrum» seinen Stiftungsträgern schon 2005 vorgelegt. Mit bislang halbem Erfolg: Der Kanton Bern hat 2007 rundFr. 500 000.– zugesichert. Jedoch mit einer Bedingung: Der Bund stellt denselben Betrag zur Verfügung. Und da liegt nun die Krux: Das Bundesamt für Kultur BAK kann nicht zahlen, bevor das neue Kulturförderungsgesetz in Kraft getreten ist, also frühestens 2011. Dann erst würde die Auszahlung von Betriebsbeiträgen an Museen gesamtschweizerischer Bedeutung unter dem Titel «Kultur» möglich. Solange aber der Bund nicht zahlt, fliesst auch das Erneuerungsgeld vom Kanton nicht. Damit stockt die Umsetzung der neuen Strategie.
Als Folge davon und wegen des versiegten Amsler-Fonds besteht nun die Gefahr, dass 2010 wichtige Wechselausstellungen ausgesetzt werden müssen und Personal entlassen werden muss. «Es wäre sehr schwierig, nach einem solchen Rückschlag wieder à Tour zu werden», befürchtet Urs Kneubühler, «das haben Beispiele anderer Museen gezeigt. Die Mitarbeiter verfügen über ein spezifisches, im Alpinen Museum erworbenes Know-how, auf dem die Qualität der Ausstellungen basiert.» Der Wiederaufbau dieses Wissens würde mehrere Jahre beanspruchen, so Kneubühler.
Während im Fall der Bundesunterstützung die Museumsleitung an die Vorgaben von aussen gebunden ist, wird man schon dieses Jahr versuchen, mithilfe einer besonderen Kampagne andere finanzielle Mittel zu erschliessen. So oder so steht dem Museum aber 2010 das wohl schwierigste Jahr in seiner Geschichte bevor.