Von Steinbockkindern, «Kletterfinken» und Winterfell. Hast du gewusst?
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Von Steinbockkindern, «Kletterfinken» und Winterfell. Hast du gewusst?

Steinbockkinder klettern schon kurz nach der Geburt durch steile Felsen. Sie verfügen von Natur aus über ideale « Kletterfinken ». Trotzdem ist das Leben im Winter hart.

Wenn du im Mai oder im Juni in den Bergen unterwegs bist und eine Stein-geiss – so nennt man die weiblichen Steinböcke – mit dickem Bauch siehst, könnte es sein, dass bald ein Steinbock-kind zur Welt kommt. Allerdings wirst du die Geburt eines jungen Steinbocks kaum je selbst miterleben können. Dies bleibt wohl nur jenen Forscher/innen vorbehalten, die sich jahrelang intensiv mit dem Leben der Steinböcke befassen. Denn wenn die Steingeiss merkt, dass es so weit ist, zieht sie sich in unwegsames Gelände zurück, wo sie ungestört und ohne fremde Hilfe ihr Kleines zur Welt bringen kann. Kaum geboren, kann das Kitz der Mutter schon hinterherlaufen. Wenige Tage später kehren Mutter und Kind zu den anderen Weibchen mit ihren Jungen zurück und verbringen den Sommer im Schutz des Rudels.

Warum klettern Steinböcke?

Im Gegensatz zu uns Menschen erlernen Steinbockkinder das Klettern fast ohne Anstrengung. Sie haben die Fähigkeit « im Blut », sich in steilen Felsen zu bewegen. So vergehen nur wenige Tage, bis die jungen Steinböcke ihrer Mutter mit waghalsigen Sprüngen durch die Felsen folgen. Ihre speziell gebauten Hufe sind ihnen dabei eine grosse Hilfe: Der äussere Rand ist aus hartem Horn, innen sind sie aber weich und passen sich der Felsbeschaffenheit an. Diese idealen « Kletterfinken », dazu muskulöse Beine sowie ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen, mit dessen Hilfe sie « Routen » voraussehen können, machen die Steinböcke zu exzellenten Kletterern. Und vielleicht hilft ihnen auch, dass sie im Gegensatz zu uns Menschen wohl kaum Angst empfinden.

Die Fähigkeit zum Klettern bringt den Steinböcken viele Vorteile. Einerseits können sie so ihren Feinden entkommen, die sich kaum in diese steilen Felsen wagen. Andererseits hilft das Klettern auch bei der Futtersuche. Denn auch im tiefsten Winter liegt an steilen Bergflanken, insbesondere an Südhängen, meist nur wenig Schnee. Dank ihren Kletterkünsten haben die Steinböcke so Zugang zu Futter. Dass es im Winter nur dürres Gras und Flechten zum Knabbern gibt, macht ihnen nichts aus.

Warum frieren Steinböcke im Winter nicht?

Wie für alle Alpentiere ist auch für die Steinböcke der Winter die härteste Zeit. Obwohl sich die Männchen bis zu 30 kg und die Weibchen um die 10 kg Winter-speck anfressen, ist Energiesparen oberstes Gebot. Um sich im Winter warm zu halten, können sich die Steinböcke nicht bewegen, wie wir Menschen es tun. Sie würden dabei viel zu schnell abmagern. Sie wandern auch nicht in wärmere Regionen, wie dies bei anderen Tieren üblich ist. Sie schützen sich vor der Kälte durch das dichte Winterfell, das im Herbst heranwächst. Vorteilhaft ist auch, dass sie ihr Einstandsgebiet wie ihre Hosentasche kennen und stets ein geschütztes Plätzchen finden, wenn es stürmt und schneit. Bei den ersten Sonnenstrahlen kann man die « Könige der Alpen » an einem Südhang beim Sonnenbad und beim Fressen beobachten. Und vielleicht träumt der eine oder andere Steinbock dabei vom Frühling, wenn das Gras wieder saftig ist – und die nächsten Steinbockkinder zur Welt kommen. a Franziska Zoller-Wüthrich, Hettlingen Steingeiss mit ungefähr drei Stunden alten Kitzen, aufgenommen am Säntis/SG. Zwillinge sind möglich, aber selten. Foto: Jost Schneider

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