Zecken in den Klettergärten: Die Blutsauger klettern immer höher
Unterstütze den SAC Jetzt spenden

Zecken in den Klettergärten: Die Blutsauger klettern immer höher

Die Blutsauger klettern immer höher

Ein Teil der Zecken in der Schweiz übertragen Krankheiten, unter anderem das FSME-Virus, das eine schwere Hirnhautentzündung auslösen kann. Eine Studie belegt nun, dass FSME-verseuchte Zecken auch in Höhenlagen vorkommen, in denen sie bisher nicht vermutet worden sind.

Die milden Temperaturen locken Alpinisten, Sportkletterinnen und Wanderer wieder vor die Tür. Doch die Wärme, die zum Tragen kurzer und leichter Kleidung verleitet, hat auch ihre Tücken. So lauern etwa Zecken in feuchtem Unterholz, an Waldrändern und in Hecken auf ihre Opfer. Hier haben die kleinen, teilweise lauffreudigen Zecken genügend Chancen, auf ungeschützte Haut zu gelangen. Die von ihnen bevorzugten Körperstellen sind Kniekehlen, Schamgegend, Bauchnabel, Achselhöhlen, Schultern, Nacken und hinter den Ohren. Nicht nur Wandernde müssen aufmerksam sein. Die Gefahr, dass die Blutsauger an der Kleidung haften bleiben und sich auf die Suche nach freien Körperstellen machen, ist auch im Zustieg zu Klettergebieten gross, führen die Wege doch oft durch niedriges Gebüsch und Gras. Hinzu kommt, dass die Tiere von der Klimaerwärmung profitieren und nun neuerdings auch in Höhenlagen von bis zu 1500 Metern zu finden sind. Bislang fand man Zecken nur bis in Höhen von 1000 Metern. Auch wer sich in diesen Gebieten aufhält, läuft Gefahr, mit den Tieren in Kontakt zu kommen, meldeten die Virologen des Labors Spiez kürzlich.

Suche in aufwendiger Kleinarbeit Problematisch war bis anhin, dass niemand genau wusste, wo sich die FSME-befallenen Zecken aufhalten. FSME-Erkrankungen mussten zwar bisher ans Bundesamt für Gesundheit ( BAG ) gemeldet werden. Doch leider können die wenigsten sagen, woher genau sie die Zecken haben. Zudem tritt die Krankheit erst einige Tage nach dem Zeckenbiss auf. Daher konnten Ärzte oft nur vage Informationen über den Ort der Infizierung ans BAG weitergeben. Eine Studie des Labors Spiez in Zusammenarbeit mit Spezialisten der ABC-Abwehr-Truppe der Armee liefert nun genauere Daten. Vom April bis zum Juli 2009 wurden an 1650rten in der Schweiz 62343 Zecken eingesammelt. « Untersucht wurden Gebiete, aus denen Krankheitsfälle beim Menschen gemeldet wurden, aber auch Orte, von denen bisher keine Krankheiten bekannt waren », so Rahel Gäumann vom Institut für Infektionskrankheiten, welche die Studie leitete. Die aufwendige Kleinarbeit hat sich gelohnt: « Wir konnten in unserer Studie zeigen, dass FSME-verseuchte Zecken auch an Orten vorhanden sind, aus denen bisher keine Krankheitsfälle gemeldet worden sind », so Rahel Gäumann. Zecken, die die FSME-Erreger übertragen, konnten an 380rten nachgewiesen werden. Der tiefste Punkt liegt auf 410 Metern, der höchste auf 890 Metern ( vgl. Karte oben ). Überall in diesen Gebieten sei Vorsicht geboten, so Rahel Gäumann. Sie bestätigt auch, dass infizierte Zecken wegen der Klimaerwärmung mittlerweile aber auf Höhen bis 1500 Metern herumkrabbeln. So ist ein Fall belegt, bei dem ein Bauer auf einer Alp von einer verseuchten Zecke gebissen worden ist. Die Daten sind auf einer neuen Karte zusammengefasst ( siehe obere Karte ). Vorsicht ist geboten, Panik aber nicht nötig Die Untersuchung zeigte, dass die Durchseuchungsrate, also die Prozentzahl der Zecken, die das FSME-Virus in sich tragen, im Schnitt bei deutlich unter 1% liegt. Dies hängt damit zusammen, dass FSME bei Zecken sehr lokal auftritt. Es kann also gut sein, dass 100 Meter neben einem Untersuchungsort FSME-infizierte Zecken vorkamen. Daher betont Gäumann, dass die Ergebnisse des Labors nur eine Momentaufnahme darstellen. Die neue Karte sei als Ergänzung zur bestehenden Karte des BAG ( vgl. Karte unten ) zu verstehen. Vorsicht ist also beim Klettern und Wandern auf jeden Fall geboten. Namentlich beim Zustieg durch dichtes Gebüsch und Unterholz empfiehlt es sich, geschlossenes Schuhwerk und möglichst eng anliegende Kleidung zu tragen. Zeckensprays und Puder können zwar helfen, die Tiere zu vertreiben, sie sind jedoch meistens zu wenig zuverlässig. Wichtig ist auf jeden Fall, die einschlägigen Körperstellen gründlich abzusuchen. Falls eine Zecke tatsächlich zugebissen hat und auf der Haut sichtbar ist, so sollte sie mit einer Pinzette möglichst hautnah entfernt werden.

Feedback