Glücksfall Grenzwacht
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Glücksfall Grenzwacht Wie das Finanzdepartement für Spitzenleistungen sorgt

Dass die Schweiz international an der Spitze des Skitourenrennsports steht, verdankt sie auch dem Förderprogramm der Grenzwacht. Hier können Mitglieder des SAC-Swiss-Teams den Sport professionell ausüben.

Einsatzzentrale Grenzbahnhof Brig, sieben Uhr morgens. Marcel Marti trifft sich mit dem Einsatzleiter des Grenzwachtpostens zum Rapport. Nebst Zugskontrollen gehören zu seinen Aufgaben das Überwachen der grünen Grenze vom Nufenenpass bis nach Zermatt und Strassenpatrouillen, etwa beim mobilen Posten in Gondo. « Die Arbeit ist abwechslungsreich », erzählt Marti. Der Grindelwaldner ist gelernter Zimmermann. Grund für seinen Berufswechsel vor zwei Jahren war der Skitourenrennsport. Seit neun Jahren ist er Mitglied der Nationalmannschaft, des SAC-Swiss-Teams. Aufgrund seiner Leistungen empfahl ihn SAC-Disziplinenchef Rolf Zurbrügg für die Grenzwacht. Marti ist einer von fünf Skialpinisten, die ins Förderprogramm des Grenzwachtkorps der Eidgenössischen Zollverwaltung aufgenommen wurden.

Insgesamt elf Sportler und Sportlerinnen nehmen am Sportförderprogramm im Grenzwachtkorps ( GWK ) teil; aus den Bereichen Langlauf, Biathlon und Skialpinismus, wobei Skialpinisten mit fünf Mitgliedern am stärksten vertreten sind. Verschwindend klein ist der Frauenanteil in der Grenzwacht. Die Westschweizerin Gabrielle Magnenat ist die einzige Skialpinistin im Grenzwachtkorps. Ähnlich sieht es auch im Langlauf und im Biathlon aus. Der Frauenanteil in diesen Sportarten beträgt rund 10%.

Empfohlen werden die Skitourenrennsportler von Trainern der Grenzwacht und des SAC. Rolf Zurbrügg hat diesbezüglich eine Doppelfunktion inne. Zurbrügg, selbst einst Nationalmannschaftsmitglied im Langlauf, ist zu je 30% bei der Grenzwacht und beim SAC angestellt. Als Disziplinenchef Skitourenrennen im SAC ist er zusammen mit Steve Maillardet von der Grenzwacht für das sportliche Programm verantwortlich. Für die Rennsaison werden Trainer und Athleten vom 1. Dezember bis zum 1. Mai freigestellt. Während der übrigen Zeit absolvieren die Sportler monatlich zwei Wochen Trainingslager und zusätzlich einzelne individuelle Trainingstage. Wer ins Förderprogramm aufgenommen werden will, muss wie jeder angehende Grenzwächter eine Aufnahmeprüfung und die Basisausbildung absolvieren. Bedingung dabei ist die Mitgliedschaft im Nationalteam, mindestens B-Kader. « Das GWK stellt immer eine Mannschaft für die Patrouille. Sie ist unser Zugpferd », sagt Roland Schmutz. Er ist der Leiter des Kompetenzzentrums für Sicherheit, Intervention und Technik ( KOSIT ) bei der Eidgenössischen Zollverwaltung und als Hauptmann des Grenzwachtkommandos verantwortlich für das Sportförderkonzept.

Grenzwacht und SAC profitieren gleichermassen von den Leistungen der Spitzensportler. Der Werbeeffekt der Vorzeigeathleten ist unbestritten. Personalmangel ist denn auch für das Grenzwachtkorps ein Fremdwort. « Wir haben viele Anfragen von Sportlern », berichtet Roland Schmutz nicht ohne Stolz. « Gäbe es dieses Modell noch nicht, müsste man es erfinden », sagt er. « Ein krisensicheres Modell », nennt Hanspeter Sigrist, Chef Leistungssport des SAC, die Zusammenarbeit mit dem GWK.

Die Grenzwacht stellt die Infrastruktur zur Verfügung, der SAC liefert den Nachwuchs.

Was in der Schweiz erst seit wenigen Jahren existiert, funktioniert im Ausland schon lange: die Rekrutierung von Spitzensportlern im Staatsdienst. Nur dass die italienischen, französischen und spanischen Teams statt elf bis zu 60 Mitglieder zählen. Die Grenzwacht ist nicht, wie man vielleicht erwarten würde, Teil der Armee, sondern der Eidgenössischen Zollverwaltung, und die wiederum ist aufgrund der ihr eigenen Thematik im Finanzdepartement von Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf untergebracht. Auch das Verteidigungsdepartement ( VBS ) verfügt über ein Förderprogramm für Sportler. Es unterscheidet sich jedoch grundsätzlich vom Modell Grenzwacht. Spitzenathleten, wie beispielsweise der Langläufer Dario Cologna, sind zu 50% angestellt, leisten aber keine Arbeitstage in der Armee.

Für den SAC ist die Zusammenarbeit mit der Grenzwacht ein Glücksfall. Der SAC ist allein für die Selektion der Athleten zuständig, die Grenzwacht stellt den Rahmen für die professionelle Ausbildung zur Verfügung. Die Sportler des Grenzwachtkorps können dank den optimalen Bedingungen Topleistungen erbringen; sie sind aber auch grösserem Erfolgsdruck ausgesetzt. Wer aus dem Kader fliegt, muss danach normalen Dienst an der Grenze leisten. « Damit lernt man umzugehen », sagt Marcel Marti, bevor er sich seiner Aufgabe als Grenzwächter zuwendet. Seine letzte Saison verlief – auch wegen gesundheitlicher Probleme – nicht wunschgemäss. Dennoch: Beim wichtigsten und letzten Rennen der Saison 2010, der PDG, erreichte er mit seiner Equipe als Fünfter das Ziel – mit persönlicher Bestzeit. Die Kollegen vom anderen Grenzwachtteam, Florent Troillet, Martin Anthamatten und Yannick Ecoeur, stellten an der PDG 2010 einen neuen Streckenrekord auf.

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