«Hochspannung» auf 1098 m
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«Hochspannung» auf 1098 m 97. Etzelzusammenkunft im Zeichen der Strommarktliberalisierung

Ausser den Auffahrtszusammenkünften gibt es im SAC nur wenige Anlässe, bei denen sich regelmässig einmal im Jahr eine grössere Zahl von Mitgliedern aus mehreren Sektionen zusammenfinden. Die Etzelzusammenkunft gehört sicher zu den traditionsreichsten Treffen dieser Art. Kernstück bildet stets ein Vortrag. Anlässlich der letzten Zusammenkunft von Anfang Dezember 2000 stand ein Referat über die Öffnung im Schweizer Strommarkt im Mittelpunkt.

Von den rund hundert Teilnehmerinnen und Teilnehmern verbinden viele die Zusammenkunft auf dem Etzel mit einer kürzeren oder längeren Wanderung. Je nach Verhältnissen kann die 1098 m hohe Hügelkuppe südlich von Pfäffikon und dem Rapperswiler Seedamm auch mit dem Bike oder auf Ski erreicht werden. Die paar wenigen noch anzutreffenden Schneeflecken und eine über dem Zürichsee und den angrenzenden Höhen lastende graue Wolkendecke lassen diesmal aber selbst die Ski- und Bikefans unter den Etzelbesuchern – aus elf Sektionen der Region – zu den Wanderschuhen greifen.

Caspar Sträuli, Präsident der gastgebenden Sektion Hoher Rohn, weist in seiner Begrüssung auf den kameradschaftlich-verbindenden Charakter dieser Zusammenkunft hin. Stets biete sie Gelegenheit, bekannte Gesichter zu treffen, einander über Erlebtes zu berichten und von Bergträumen und Tourenwünschen zu erzählen. Zur Person des Referenten übergehend stellt Caspar Sträuli Heinz Buff, den Leiter der Bergeller Kraftwerke, vor, die die Stadt Zürich mit Strom versorgen. Die Sektion Hoher Rohn ist mit dem Bergell besonders verbunden, da sich ihre beiden Hütten Sciora und Albigna in diesem Gebiet befinden. Vor allem die Albigna-Hütte, die 1955 beim Bau des gleichnamigen Stausees abgebrochen und anschliessend an ihrem heutigen Standort neu errichtet werden musste, profitiert vom Kraftwerk: Eine Seilbahn verkürzt den Zustieg, und der elektrische Strom in der Hütte erleichtert die Arbeit des Hüttenwarts. Nur dank dem aus der guten Belegung der Albigna-Hütte erwirtschafteten Ertrag vermag die Sektion auch die Sciora-Hütte zu halten.

Die Privatisierung und die Liberalisierung des Strommarkts werden Veränderungen und Verlagerungen in der Stromproduktion nach sich ziehen. Für die Schweiz wird sich daraus wohl eine Konkurrenzierung der Wasserkraft ergeben, was – so die Befürchtung von Caspar Sträuli – auch zu einer Verschlechterung der Situation des «Zugpferds» Albigna-Hütte führen könnte.

Heinz Buff weist in seinem Referat zunächst auf die unterschiedlichen Anforderungen hin, die an das Produkt « Strom » gestellt werden: Auf der einen Seite wird von den Konsumenten des privaten wie des unternehmerischen Sektors günstige Energie zur Erhaltung des Lebensstandards und der Konkurrenzfähigkeit gefordert, auf der anderen Seite ertönt der Ruf nach einer ökologischen Stromproduktion. Es stellt sich deshalb die Frage, wie viel wir für erneuerbare Energie zu bezahlen bereit sind. Strom, in mehrfacher Hinsicht eine besondere «Ware», muss in dem Moment produziert und zum Kunden gebracht werden, in dem er benötigt wird – entsprechend wichtig sind Produktion, Übertragung und Verteilung. Die Markt-öffnung soll bis 2006 in drei Schritten erfolgen, wobei der erste zunächst nur die Grossbezüger einbezieht, der zweite, drei Jahre später, die Bezugsschwelle bereits um die Hälfte tiefer ansetzt und der dritte den Strommarkt für alle Verbraucher (inkl. Haushaltungen) öffnet. Dabei wird sich der Strompreis jeweils aus den zwei separat auszuweisenden Komponenten, den Kosten für die Energieproduktion (bzw. Energiebezug) und der Gebühr für die Durchleitung (bzw. Netzbenutzung) zusammensetzen. Es handelt sich dabei um zwei verschiedene Dienstleistungen, für die, anders als heute, nicht mehr unbedingt dasselbe Unternehmen verantwortlich sein wird. Die Elektrizitätswirtschaft bemüht sich um erneuerbare Energieproduktion. Etliche Stromerzeugungsanlagen sind bereits zertifiziert, die Labels heissen «naturmade basic» oder «naturmade star». Dieser Strom ist aber teurer. Strom ist eben nicht gleich Strom, entscheiden tut der Kunde. Mit diesen Worten beendet Heinz Buff, Verantwortlicher für Betrieb und Instandhaltung der Bergeller Kraftwerke, seine allseits mit grossem Interesse verfolgten Ausführungen.

Caspar Sträuli leitet zum gemütlichen Teil über, zu dem traditionellerweise die reichhaltige Bernerplatte gehört. Die angeregten Gespräche in der gemütlichen Atmosphäre werden bis weit in den Nachmittag hinein fortgesetzt. Schön, dass die Sektion Hoher Rohn die Tradition der Etzelzusammenkunft nun schon fast ein Jahrhundert lang hat lebendig erhalten können!

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