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Konkurrenz zum Dienstagabend- TV-Krimi. Franz organisiert eine Tour

Tourenleiter dürfen gleich weiterblättern, denn sie wissen, was folgt. Alle Übrigen sind eingeladen, sich mit der Realität eines Sektions-Tourenleiters vertraut zu machen, wie sie in den Clubnachrichten der SAC-Sektion Säntis abgehandelt worden ist.

Franz hat vom Tourenobmann den Schneekogel im nahen Vorarlberg als Ziel seiner Skitour zugeteilt erhalten. Er ortet ihn auf der Karte und rekognosziert den Berg pflichtbewusst einen halben Monat vorher: Dankbare N-Abfahrt von fast 2000 m bei einem Aufstieg von nur 1400; eine Seilbahn übernimmt den Rest.

Vorausschauend reserviert Franz in der Hütte zehn Schlafplätze. Das interessante Ziel bringt bereits eine Woche vorher zwölf Anmeldungen ein. In weiser Voraussicht ändert Franz die Reservation auf sechzehn, obwohl der Hüttenwart Platznot zu bedenken gibt, und überredet seinen besten Kollegen Hugo, als Hilfsleiter und zuverlässigen Schlussmann mitzukommen, obwohl dieser eigentlich als Hauptstütze eines Familienfests

Franz seine Transportlisteneu und überredet Otto, einen Rösseler in Brunnadern, seinen Pferdeanhänger auszumisten, abzuspritzen und nach Herisau zu fahren, um dort Ski und Rucksäcke aufzuladen, damit alle neun Teilnehmer in zwei Autos Platz finden. Karl von Walzenhausen soll Monika (neu, aber sie habe vor der Pubertät mit ihrem Vater Skitouren gemacht) beim «Alten Zoll» in Teufen abholen. Und Föns aus Abtwil ist es zuzumuten, mit dem Auto seiner Freundin nach Herisau zu fahren; die schläft bei solchem Wetter ohnehin bis in den Nachmittag hinein.

Nach den neusten Berichten soll das Wetter anhaltend schlecht bleiben, in den Bergen sind stürmische Winde angesagt. Bartli, der wie Franz auch in Gonten wohnt, ruft diesen an und kniet eine gute Viertelstunde auf ihm herum: bei solchem Wetter müsse jeder vernünftige Mensch auch die Ersatztour absagen. Franz merkt, dass Bartli ihn nur darum so beharrlich bekehren will, damit er, Bartli, nicht absagen und damit sein Gesicht verlieren muss. Er will Bartli einen Entscheid abnötigen; der verspricht ihn für Freitag, bleibt aber von Stund an unerreichbar-auch auf Natel. Von den Leuten in Herisau sagt am Freitagabend einer ab, sodass Franz Otto in Brunnadern mitteilen kann, er könne ohne Anhänger kommen, der Platz reiche. Was Franz noch nicht weiss, ist, dass inzwischen Föns (Abtwil) Karl (Walzenhausen) angerufen und als seinen guten Freund überredet hat, ihn in Abtwil zu holen. Karl teilt Franz das am Freitagabend mit der gleichzeitigen Bitte mit, doch jemand andern Monika in Teufen abholen zu lassen. Franz beschliesst, das lieber selbst zu tun. Aber Monika müsste zwanzig Minuten vorher beim «Sternen» bereitstehen, damit Franz trotz des Umwegs über Teufen rechtzeitig auf dem Obstmarkt in Herisau sein wird. Leider erreicht Franz nur Monikas Anrufbeantworter, denn sie selbst ist mit ihrem Freund Jack (the Ripper) beim Fondue-Liebesmahl im «Alten Zoll» und kommt etwas spät, zu zweit und fendantselig heim. Sie hat vorderhand nur Augen für Jack (the Ripper) und deshalb keine für das dringliche Blinken der Mitteilung von Franz auf dem Anrufbeantworter.

Nach vergeblichem Warten beim «Sternen» fährt am kommenden Morgen Franz suchend der Strasse entlang und gabelt die inzwischen abgekühlte Monika beim «Alten Zoll» auf. Zuerst macht sie Franz ein paar grosse vorwurfsvolle Augen, die sie erst durch bittende ersetzt, als sich herausstellt, dass sie die Felle vergessen hat. Und dann fragt sie noch, was Harscheisen seien. Franz hat Er-satzfelle, und zum Glück braucht es heute wohl keine Harscheisen...

Noch weiss Franz nicht, dass der Herisauer, der gestern abgesagt hat, sich eines andern besonnen hat und nun mit allen andern unternehmungslustig, aber ohne Auto am Obstmarkt wartet - verstärkt durch seine Freundin, Podologin und deshalb mit allen Sorten Fusspflastern ausgerüstet, die auch gern mal auf eine Skitour ginge...

Spätestens jetzt, liebe Leserin, lieber Leser, wirst du sagen, dass die Gäule meiner Fantasie durchgebrannt sind. Vielleicht, da und dort, aber frag einmal einen Tourenleiter!

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