Mehr als «nur» führen
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Mehr als «nur» führen Zum Podiumsgespräch am 39. Walliser Bergführerfest

Gesellschaftliche und vor allem touristische Entwicklungen machen weder vor dem Bergsport noch vor den Bergführern Halt. Wenn sich Letztere dem Wandel stellen, können sie zuversichtlich in die Zukunft blicken. Dies ist eine der Kernaussagen des Podiumsgesprächs «Berg und Gletscher, zwischen Mythos und Freizeitpark», das im Rahmen des 39. Walliser Bergführerfests in Naters durchgeführt wurde.1

Seit alters her vereinigten sich Anfang Saison die Walliser Bergführer, «Berg und Gletscher, zwischen Mythos und Freizeitpark» war das Thema des Podiumsgesprächs, das im Rahmen des 39. Walliser Bergführerfests stattfand.

um ihr Seil prüfen und anschliessend plombieren zu lassen. Diese Plombe war dann gleichsam der offizielle Führerausweis. Aus dieser Seilprü-fung ist das Bergführerfest hervorgegangen, das jeweils zum Sommersaisonbeginn von einer der 10 Sektionen des Walliser Bergführervereins organisiert wird. An Stelle der Seil-plombe ist es heute der Versiche-rungsnachweis, der zum Führen berechtigt.

Neben der traditionellen Seil- und Pickelsegnung und einem Umzug fand im Rahmen des 39. Walliser Bergführerfests ein Podiumsgespräch zum Thema «Berg und Gletscher, zwischen Mythos und Freizeitpark» statt - ein weites und ambitiöses Dis-kussionsfeld, das bei strahlendem Bergwetter in der «Missione» in Naters angegangen wurde.

Der «Mythos Berg» hat auch heute noch einen engen Zusammenhang mit der «Entdeckung» und Wahrnehmung der Alpen durch die Alpenpioniere ab Mitte des 18. Jahrhunderts. Die Berge bilden noch immer - geprägt von früheren heroischen Auffassungen - für einen Teil der Bevölkerung eine Projektionsfläche für die Suche nach Entschwundenem, Vergangenem, nach der heilen Welt. Zudem bildet das Bergerlebnis für viele den notwendigen Ausgleich zum Alltag und vermittelt gleichzeitig Kame-radschaftsgefühle, die in den übrigen Lebensbereichen rar geworden sind.

War Bergsteigen anfänglich vorwiegend eine exklusive Betätigung reicher Leute - und der Bergführer als Begleiter bzw. Träger -, ist der Bergsport heute eine Angelegenheit breiter Schichten. Dass sich heute mehr Leute in den Bergen aufhalten als früher, hängt zudem mit den gestiegenen Bevölkerungszahlen und mit einem Mehr an Freizeit zusammen. Dieser Entwicklung entsprechend hat sich - und dies im Sog der weltweiten Globalisierung - eine Industrie des ganzen Bereichs angenommen, die den Berg als Sportgerät oder Freizeitpark nutzt, was zu Konflikten zwischen Naturnutzern und -Schützern führen muss. In diesem Spannungsfeld steht der Bergführer, der sich den Bergen verpflichtet fühlt und gleichzeitig mit seiner Berufsausübung seine Existenz zu sichern versucht.

Was öfter beklagt wird, stellt sich beim genaueren Betrachten als «schon da gewesen» heraus: Die Motivation jener vornehmen englischen Alpen-Bergsteiger ist gar nicht so grundsätzlich verschieden vom Kick, den viele Jungen bei der Ausübung der so genannten Trendsportarten suchen. Auch das Phänomen der «In»-Destinationen ist nichts Neues: Schon um die Jahrhundertwende zog die «Tourismuskarawane» zu einem nächsten Ort weiter, wenn es ihr dort besser behagte.

Die Podiumsteilnehmer waren sich einig, dass der Bergführerberuf dann eine Zukunft hat, wenn er vom rein alpinistischen Aspekt weg zum Vermittler eines breit gefächerten Bergerlebnisses wird. Neben dem sicheren Führen erfährt das Aufzeigen von Naturschönheiten und -besonderhei-ten sowie kulturellen Aspekten einen wichtigen Platz. Neue Funktionen mit entsprechenden Ausbildungsangeboten innerhalb des Bergführerberufs sind eine weitere Konsequenz dieser Entwicklung.

Das Thema «Sicherheit», das vor allem im Zusammenhang mit dem Canyoning medienmässig einen breiten Platz einnimmt, wurde ebenfalls diskutiert. Den Bergführern wurde empfohlen, sich nicht auf das Argument «die Sicherheit fest im Griff zu haben» festnageln zu lassen. Vielmehr sollten sie klar kommunizieren, dass sie über jene Kompetenz verfügen, die grosses Wissen um lokale Besonderheiten mit hohem technischem Standard vereint.

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