Mitglieder bezahlen mehr, Alpenlandschaft Zukunft abgelehnt: 150. Abgeordneten-versammlung
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Mitglieder bezahlen mehr, Alpenlandschaft Zukunft abgelehnt: 150. Abgeordneten-versammlung

15O. Abgeordnetenversammlung

Ab 2011 stehen dem Zentralverband rund 564000 Franken mehr zur Verfügung: Die Abgeordneten haben sich Anfang Juni in Biel für eine Erhöhung der Mitgliederbeiträge ausgesprochen. Deutlich abgelehnt haben sie hingegen das Projekt Alpenlandschaft Zukunft ( ALZ ). Für die Arbeit im Ressort Umwelt bedeutet dies: zurück auf Feld eins.

« Der SAC ist mitbeteiligt am Erfolg des Bergsports, aber auch an dessen Folgen für die Bergwelt: an der Freizeitmobilität und am Boom von Klettersteigen, von Hängebrücken und Seilpärken », betonte der Zentralpräsident Frank-Urs Müller. Mit diesen einleitenden Worten steckte er den thematischen Rahmen der AV ab. Thomas Gurtner, Bereichsleiter Umwelt, nahm diesen Rahmen nach der AV auf, als er sagte: « Die Frage, wie der Zentralverband nach Ablehnung des Projektes ALZ den Einbezug seiner Mitglieder in konkreten Erschliessungsfragen verbessern kann, ist nun weiterhin offen. » Grenzen des Ehrenamts Was « konkret » bedeutet, erfuhren die Abgeordneten beispielhaft am Ende der Versammlung unter dem Traktandum Varia. Brigitte Longeriche, Präsidentin der Sektion Val de Joux, erläuterte, dass auf dem Mont Tendre, dem höchsten Juragipfel, von Skyguide und der Armee eine 25 Meter hohe Radarantenne gebaut werden soll. Dies habe sie erst vor wenigen Tagen erfahren. Da sie gegen das Bauvorhaben ist, wandte sie sich sofort an den Zentralverband, mit der Bitte, eine Einsprache gegen den Bau zu erheben. Denn nur dieser ist einsprache-berechtigt, die Sektionen sind es nicht. Zeit für die Meinungsbildung: zwei Wochen. Bevor der Zentralverband jedoch aktiv wird, befragt er die betroffenen Sektionen. Diese brauchen dazu in der Regel einen Vorstandsentscheid. Die Mitglieder des Vorstands in so kurzer Zeit zusammenzurufen, bedeute einen grossen Aufwand. Brigitte Longeriche betonte, bei kurzen Fristen stosse das ehrenamtliche System darum eindeutig an Grenzen. Die Zeitnot, die Einsprachefristen mit sich bringen, war einer der Hauptgründe, weshalb das Ressort Umwelt vor etwa fünf Jahren nach neuen Wegen suchte, um rascher auf Erschliessungsprojekte reagieren zu können. Daraus entstand das Projekt ALZ.1 Ziel war es, eine für den SAC und die Sektionen verbindliche Karte zu erstellen, auf denen sehr schützenswerte und schützenswerte Bergregionen markiert wären. Diese Karte hätten Vertreter der Sektionen erarbeitet. Den Regelfall hätte der Zentralverband mittels Karte beurteilen können, ohne wertvolle Zeit zu verlieren. Nur die Sonderfälle hätten weiterhin im Dialog zwischen dem Zentralverband und den Sektionen diskutiert werden müssen. Das Projekt löste Fragen aus – und Ängste. Zum Beispiel die Angst, dass die Karte ein teurer Papiertiger werde, dass sie Gräben aufreisse statt verbinde oder dass die Bergsektionen überstimmt würden. Gerade Letzteres erfüllte der Präsident Frank-Urs Müller mit Erstaunen: « Heute entscheiden die zehn Mitglieder des Zentralvorstands ( ZV ) über Einsprachen und die Umsetzung der Strategie im Umweltbereich. ALZ würde die Sektionen ermächtigen, diese Entscheidungen zu treffen », sagte er. Sein Argument wie auch andere engagierte Voten für die Annahme des Projektes konnten die Gegner aber nicht überzeugen. Nicht zuletzt fürchteten etliche die Kosten – ALZ war mit total 880000 Franken veranschlagt. Die Abgeordneten verwarfen das Projekt am Ende deutlich mit 113 Nein zu 69 Ja bei 5 Enthaltungen. Mit fast demselben Stimmenverhältnis hiessen die Abgeordneten dagegen eine Beitragserhöhung gut. Ab 2011 werden Einzelmitglieder fünf Franken und Familienmitglieder acht Franken mehr an den Zentralverband bezahlen. Insgesamt hofft der Zentralverband auf Mehreinnahmen von mindestens 564000 Franken. Zuletzt waren die Beiträge im Jahr 2001 erhöht worden, ebenfalls um fünf Franken. Mehr Geld für den Zentralvorstand Ein Teil dient dazu, das Clubvermögen auf 25% des Jahresumsatzes aufzustocken. Ein anderer Teil fliesst in die laufenden Rechnungen der Bereiche Umwelt und Hütten. Damit werden der Hütten- und der Umweltfonds entlastet. Daneben erhält das Alpine Museum mehr Geld, und die Bergführer, die in SAC-Kursen tätig sind, erhalten mehr Honorar. Mit der Beitragserhöhung kann der Zentralverband zudem die Mehrjahresplanung 2011–2013 mit den Schwerpunkten « Jugend fördern », « Wechselwirkung Bergsport-Klima-wandel », « Ehrenamt pflegen » und das « Jubiläum 150 Jahre SAC » wunschgemäss anpacken. Vor der Abstimmung hatte der GPK-Präsident Franz-Xaver Dettling für die Erhöhung plädiert, da die Finanzplanung ein Defizit von jährlich rund 350000 Franken ausweise. « Will der SAC ein Verband sein, der stagniert oder der sich entwickelt ?», fragte Finanzchef Philippe Choffat anschliessend. Etliche Sektionen, insbesondere aus der Zentralschweiz, sprachen sich für eine Sparrunde aus. Doch das deutliche Ergebnis für eine Erhöhung der Beiträge kann als Wunsch der Mehrheit der Abgeordneten gelesen werden, in Bewegung zu bleiben, wie es unter anderen Urs Schulthess, Präsident der Sektion Bachtel, formulierte: « Auch wenn ich einige der neuen Sportarten nicht verstehe, müssen wir darauf achten, dass der Verband dynamisch bleibt und vor allem auch für Junge attraktiv ist. » Abschiede und Wahlen Wie wichtig der Nachwuchs und die Pflege des Ehrenamtes sind, zeigte sich bei den Wahlen. Brigitte Holderegger-Müller ( Bergsport & Jugend ) und Christian Gysi ( Umwelt ) traten aus dem ZV zurück, und ihr Ersatz war bis kurz vor der AV nicht gesichert. Schliesslich standen drei Kandidaten zur Wahl: Françoise Jaquet, Markus Weber, Erik Lustenberger. Die AV wählte alle drei mit Applaus. Möglich war dies übrigens, weil der ZV aus bis zu elf Mitgliedern bestehen kann und bislang nur zehn Mitglieder zählte. 1 Siehe auch ALPEN 5/2009, 5/2010.

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