Rettungsarbeit des SAC 1999
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Rettungsarbeit des SAC 1999

Der SAC unterhält im Alpenraum - ausgenommen im Wallis -knapp 100 Rettungsstationen, die den Gemeinden und Kantonen für Rettungen, Bergungen, Suchaktionen und Beratungen zur Verfügung stehen. Die SAC-Ret-tungsarbeit 19991 wurde durch die kritische Lawinensituation im Februar und Grossereignisse (Canyoningunfall/Saxetbach und Suchaktion Les Diablerets) geprägt.

Einerseits sind die Spezialisten des SAC in den Katastrophenstäben, in den Lawinenkommissionen usw. vieler Gemeinden integriert, anderseits wurden z.B. im Februar 1999 zahlreiche Rettungsstationen von den Gemeindebehörden direkt aufgeboten und für Beratung, Evakuationen und unfallverhütende Massnahmen eingesetzt.

Leider ermessen viele der zuständigen Behörden noch heute nicht den notwendigen personellen, materiellen und vor allem finanziellen Aufwand, der den «Alpinen Rettungsdienst SAC» erst garantiert.

In den letzten Jahren brachten zahlreiche Trendsportarten ( z.B. Canyoning ) Veränderungen und neue Bedürfnisse in der Alpintechnik. Aber auch die immer engere Zusammenarbeit mit Partnerorganisationen stellte das Rettungswesen des SAC vor immer neue Herausforderungen, die in kürzester Zeit Anpassungen im Materialbereich und vor allem in der Ausbildung verlangten. Mit den bisherigen Strukturen konnte nur langsam darauf reagiert werden. Deshalb wurde eine umfassende Anpassung notwendig. Im Herbst 1999 genehmigte der Zentralvorstand des SAC das neue Rettungsreglement « Rettung 2000 ». Der «Alpine Rettungsdienst SAC» erhält damit eine neue, schlanke Struktur. Durch die optimale Aufteilung der Kompetenzen auf alle Stufen wird ein rasches Handeln in allen Situationen ermöglicht.

1999 führten SAC-Rettungsleute 388 Rettungsaktionen mit 483 in Bergnot geratenen Personen ( Beteiligten ) durch. Dies bedeutet eine Zunahme der Einsätze um 20% und der in Bergnot geratenen Personen um 10% gegenüber dem Jahr 1998 ( vgl. Grafik 1 ). Die Zunahme der Einsätze um 20% ist auf die hohe Anzahl von Präventiv-einsätzen im Februar 1999 zurückzuführen. Wie bereits erwähnt wurden zahlreiche Rettungsstationen von den Gemeinden aufgefordert, wegen der grossen Lawinengefahr Evakuationen und unfallverhütende Massnahmen durchzuführen.

1999 erfolgten die SAC-Rettungs-einsätze zu 38% rein terrestrisch und zu 62% in Zusammenarbeit mit einer Flugrettungsorganisation. Dieser Wert ist im Vergleich zum Vorjahr konstant geblieben.

Bemerkenswert ist die Verdoppelung der Anzahl Einsätze im Februar (vgl. Grafik 2). Die Einsätze konzentrieren sich wieder auf die Sommermonate Juli und August, die Zeit der Hochtouren- und Bergsteigersaison, wobei witterungsbedingt ein Schwergewicht im Juli auszumachen ist (Vorjahr August),

Durch die oftmals sehr aufwändigen Präventiveinsätze in den Wintermonaten und einige sehr grosse Einsätze mit zum Teil mehreren hundert Rettern stieg die Anzahl der Einsatzstunden erheblich an. Dies zeigt, dass Prognosen bezüglich der Einsätze von geringer Aussagekraft sind (vgl. Grafik 3).

Im Berichtsjahr 1999 rückten SAC-Retter bei 37% der Einsätze aus, bei denen die in Bergnot geratenen Personen eine bergsportfremde Aktivität ausübten. Dazu gehören auch Präventiveinsätze. Der grösste Teil der Einsätze - 63% -wurde für Bergsportunfälle (Bergwandern, Hochtouren, Skitouren, Ski-, Variantenski- und Snowboardfahren, Klettern, Gleit-schirm- und Deltafliegen, Canyoning) aufgewendet (vgl. Grafik 4). Ein leichter Anstieg auf 9% erfolgte bei den geretteten SAC-Mitgliedern.

Noch nie wurden so viele Schweizer Bürger in Bergunfälle verwickelt wie im Berichtsjahr 1999. Andererseits nahm die Anzahl der deutschen Staatsbürger gegenüber den Vorjahren deutlich ab. Der Anteil involvier-ter Personen aus anderen Ländern stieg stark an, da allein beim Canyo-ningunglück vom Saxetbach 30 Personen aus Australien, Neuseeland und Südafrika involviert waren.

Durch die laufende Umsetzung der Reorganisation Rettung 2000 wurden während des Berichtsjahres auch mehr Kompetenzen und Aufgaben an die Zonenorganisationen delegiert. Beispielsweise wurden Richtlinien für die Ausbildung der Retter und der Rettungsspezialisten herausgegeben, die die Zonen verpflichten, ein Grundangebot an Rettungskursen zu organisieren.

In den meisten Rettungsstationen ist nur eine leichte Erhöhung der Rettungseinsätze gegenüber den Vorjahren zu verzeichnen (vgl. Grafik 5). Einzig in der Zone 6, Berner Oberland, sind deutlich mehr Einsätze aufgeführt. Dies dürfte auf die aussergewöhnliche Schnee- und Lawinensituation im letzten Winter zurückzuführen sein, wo überdurchschnittlich viele Einsätze geleistet werden mussten. Diese Feststellung wird dadurch gestützt, dass in den Zonen der Alpensüdseite, wo die Lawinensituation weniger prekär war, stagnierende oder sinkende Zahlen zu verzeichnen sind.

An einem Sonntag im Dezember planen zwei Jugendliche, mit Schneeschuhen eine kleinere Tour in einem bekannten Skigebiet zu machen, um anschliessend mit dem Snowboard über eine Variantenabfahrt ins Tal zu gelangen. Am Abend fehlt von den beiden jede Spur - zu dieser Zeit fegt ein starker Schneesturm über das Gebiet. Die gross angelegte Suchaktion, an der alle zur Verfügung stehenden Mittel wie Wärmebildkamera, Höhlenretter, Rettungstaucher, Lawinenhundeführer, Bergführer und die Armee eingesetzt werden, bringt keinen Erfolg. Insgesamt werden über 3000 Einsatzstunden aufgewendet. Eine ganze Talschaft setzt sich intensiv für die Suche ein - erfolglos.

Dieser Fall beweist, dass die Zusammenarbeit unter den Verantwortlichen von Polizei, SAC, Bergbahnen, Behörden, Armee und Skischulen gut organisiert ist und im Ernstfall funktioniert. Die Häufung solcher Einsätze, die personenintensiv sind und über längere Zeit dauern, verlangen für die Zukunft eine grössere Zahl von Einsatzleitern, die intensiv geschult werden müssen.

Infolge anhaltender Schneefälle im Februar 1999 verschärft sich in weiten Teilen des Alpenraums die Lawinensituation drastisch. Die lokalen Gemeindebetriebe sind vielerorts von der Situation überfordert und bitten die erfahrenen SAC-Retter um Mithilfe in Krisenstäben. Oftmals leisten die SAC-Rettungskolonnen Aussergewöhnliches bei der Evakuation von ganzen Ortsteilen, der Beurteilung der Lawinensituation oder bei präventiven Einsätzen bei Lawinenniedergängen.

Die Mithilfe und der Einsatz der SAC-Retter sind aus den kommunalen Krisenorganisationen nicht mehr wegzudenken, und die SAC-Rettungs-stationen sollten in den örtlichen Krisenstäben grundsätzlich integriert werden. Die hervorragende Ausbildung und die gute Kenntnis der Rettungstätigkeit machen sie zu hoch qualifizierten Entscheidungsträgern. Nur dank deren Einsatz und dem kompetenten Handeln der betroffenen Gemeindebehörden und lokalen Organisationen konnten mancherorts Katastrophen verhindert werden.

Werden die Präventiveinsätze vom Februar 1999 nicht mitberücksichtigt, ist die Anzahl der Einsätze gegenüber dem Vorjahr nahezu konstant geblie- Verteilung der 146 SAC-Rettungsstationen ben. Die Arbeit der Rettungskommission, der regionalen Organe in den Rettungszonen und - last but not least - der grosse Einsatz in den Rettungsstationen haben sich in den letzten Jahren bewährt. Die zunehmende Technisierung der Einsatzmittel in der Fels- und Gletscherrettung brachte wesentlich tiefere Einsatzzei-ten/-stunden. Hingegen hat sich der Anteil der geleisteten Einsatzstunden für Suchaktionen an der Gesamtzahl innert vier Jahren verdoppelt. Der Schwerpunkt in der Ausbildung der Retter muss daher in Richtung Suchaktionen, Einsatztaktik und Einsatzleitung verstärkt werden.

Auch in Zeiten zunehmender Professionalisierung der Rettungsorganisationen übernimmt der SAC mit seinem Rettungswesen laufend Arbeiten, die die örtlichen Behörden und die Kantonspolizei selber nicht gewährleisten können. Der professionelle Einsatz der SAC-Retter in den Rettungsstationen, die Einsatzbereitschaft rund um die Uhr, die Zusammenarbeit mit allen zur Verfügung stehenden Organisationen, die im Notfall unentbehrlich sind, garantieren auch in Zukunft rasche und gezielte Hilfe für in Not geratene Mitmenschen.

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