WM Skialpinismus: Einmal Andorra – hin und zurück
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WM Skialpinismus: Einmal Andorra – hin und zurück

Starke Elite, vielversprechender Nachwuchs – die Schweiz schnitt an der Weltmeisterschaft im Skitourenrennen in Andorra als drittbeste Nation ab. Die Athletinnen und Athleten holten 14 Medaillen, davon 4 goldene.

Es gibt zwei Möglichkeiten, nach Andorra zu kommen: im Auto oder per Flugzeug. Das Gros der 28-köpfigen Schweizer Mannschaft reiste im Kleinbus nach Soldeu, einer Wintersportretortensiedlung auf 1700 Metern. Hier waren die 23 Delegationen der diesjährigen Weltmeisterschaft im Skitourenrennen untergebracht. Gemäss Francesc Poujarniscle, Vorsitzender des WM-Organisa-tions-komitees, hat Andorra langjährige Erfahrung in der Organisation von internationalen Skitourenrennen. In zwei Jahren wird hier gar ein Ski-Weltcup stattfinden. «Andorra hat vieles gemeinsam mit der Schweiz. Wir sind ein kleines Land und wir lieben die Berge», so Poujarniscle.

Kurz vor den Wettkämpfen herrscht friedliches Durcheinander in den Hotelhallen in Soldeu. Noch immer treffen Mannschaften ein. Filmteams interviewen Läufer. Die Schweizer Equipe kommt eben von einer Streckenbesichtigung zurück. «Sie ist lang, aber nicht sehr steil, etwas für die Italienerinnen», meint Nathalie Etzensperger. Sie hatte recht. Am ersten Renntag holen sich die sprintstarken Italienierinnen im Vertical tatsächlich Platz 1 und 3. Etzensperger selber verliert über drei Minuten auf die Siegerin Roberta Pedranzini. In der Juniorenkategorie sind die Schweizer jedoch unschlagbar. Die zierliche Jennifer Fiechter aus Leysin läuft einmal mehr mit unvergleichlichem Ehrgeiz dem Sieg entgegen. Ebenfalls Gold gibt es für Alan Tissières aus Praz-de-Fort; er läuft fast eine Minute Vorsprung auf den Italiener Michele Boscacci heraus. Für eine Überraschung in der Kategorie Espoir sorgt Victoria Kreuzer. Das neue Gesicht im SAC Swiss Team holt auf Anhieb Silber. « Ich hätte nicht gedacht, dass es gleich am ersten Tag so gut läuft », meint die Oberwalliserin nach dem Rennen.

Der zweite Renntag wird für die Schweiz zum WM-Höhepunkt. Kurz vor Mittag steht fest: Florent Troillet ist Weltmeister in der Königsdisziplin, dem Einzelrennen. Nach eineinhalb Stunden, 14 Kilometern und drei Aufstiegen von insgesamt 1520 Höhenmetern erreichte Troillet das Ziel als Erster, nach einem Kopf-an-Kopf-Rennen. Es hätte auch anders kommen können: Kurz vor dem Ziel brach Troillets Ski wegen einer Unebenheit. Aber auch sein Verfolger, der Spanier Kilian Jornet Burgada, stürzte. Im spektakulären Endspurt schlug Troillet Jornet Burgada schliesslich um lediglich vier Sekunden. «Ein grosser Traum ist für mich in Erfüllung gegangen, nämlich als Nachfolger von Rico Elmer Weltmeister zu werden», sagt Florent Troillet im Ziel. Es ist mittlerweile sechs Jahre her, dass die Schweizer Elite im Einzel Gold holte. Für Troillets Fanclub und die Mannschaft wurde es eine lange Nacht.

Bei den Damen zeigte Nathalie Etzensperger einmal mehr, dass sie für Spitzenränge gut ist, auch wenn es für eine Medaille nicht reichte. Sie wurde zum dritten Mal in Folge an internationalen Meisterschaften Vierte. Für das Einzel der Junioren pilgerten am dritten Renntag zahlreiche Zuschauer und Zuschauerinnen auf den 2780 Meter hohen Montmalùs. Orkanartige Windböen fegten über die Köpfe der frierenden Zuschauer. Die Sportler in ihren hauchdünnen Renndressen hingegen kümmerte das wenig. « Die Kälte spürst du nicht während der Rennen », sagte Flavio Arnold, 17, aus Simplon Dorf, der zum ersten Mal an einer WM teilnahm. Doch er und sein Bruder Iwan, 19, hatten Pech. Flavio verlor in der Abfahrt wertvolle Zeit wegen eines Sturzes und Iwan brach ein, weil er zu wenig Trinkbares bei sich hatte. Die Bilanz des Tages: Gold für Jennifer Fiechter, Silber für Alan Tissières und wie schon im Vertical zum zweiten Mal Bronze für Isaline Pichard ( 16 ), das jüngste Mitglied des SAC Swiss Teams. Die Gebrüder Arnold erreichten Platz 6 ( Flavio, Kategorie Kadetten ) und 7 ( Iwan, Kategorie Junioren ).

Am vierten Renntag holte sich Nathalie Etzensperger im Teamwettkampf endlich die verdiente Medaille. Sie und ihre Partnerin Marie Troillet, die nach einer langen verletzungsbedingten Pause einen Superlauf hinlegte, holten Silber. Silber gab es auch für Martin Anthamatten und Florent Troillet. Noch nie hat ein Schweizer Herrenteam eine Medaille an einer Weltmeisterschaft geholt. Anthamatten, der Partner des weltmeisterlichen Troillet, musste beissen. In den drei Aufstiegen, einer davon mit mehr als 1000 Höhenmetern, mitzuhalten, verlangte Anthamatten alles ab. « Es hat sich bewährt, dass ich auf das Einzelrennen verzichtet und mich voll aufs Teamrennen konzentriert habe », meinte Anthamatten nach der Parforceleistung über 23 Kilometer und 2300 Höhenmeter. Enttäuscht war dagegen Marcel Marti. Der Grindelwaldner, der im Einzel nicht mal unter die ersten zwanzig lief, schaffte es im Team mit Yannick Ecoer nur knapp unter die ersten zehn ( 9. Platz ); die Nachwirkungen einer schweren Erkältung hatten ihm zu schaffen gemacht. Am letzten Renntag, bei der rasanten Staffel, gab es noch drei Mal Silber für die Schweiz: Bei den Damen, bei den Herren und bei den Junioren.

Detaillierte Ranglisten und mehr Bilder unter www.sac-cas.chWett-kampfsport/Skitourenrennen.

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